Es ist schwierig, ein Viertel als das schönste zu bezeichnen, zumal kaum eines so sehr für Gentrifizierung steht wie das Agnesviertel. Die Mieten und Preise für Eigentum haben im ehemaligen Arbeiterviertel mittlerweile nahezu lächerliche Dimensionen erreicht. Die prächtigen Stadthäuser entlang der Blumenthalstraße lassen relativ schnell erahnen, in welchen Sphären man sich befindet. Dennoch ist das Agnesviertel nicht selbstgefällig elitär, sondern sehr charmant. Der Neusser Platz ist der beste Beweis dafür.
Kiosk Pico Coffee
Am Platz vor der Agneskirche, zwischen Blumenkübeln und Bänken, steht der Kiosk Pico Coffee. Das entzückende Büdchen ist der Treffpunkt im Viertel: Von der Seniorin mit dem Rauhaardackel, die sich dort jeden Morgen ihren Cappuccino und das Klatschblatt genehmigt, über die junge Familie, die für die Kleinen Nutella-Crêpes holt, bis zum Handwerker, der sich in seiner Mittagspause ein frisches Pastrami-Sandwich gönnt. Die Stammkundschaft (gefühlt jeder Zweite) wird mit Namen begrüßt; es ist herrlich, dieses familiäre Spektakel zu beobachten. Und nur nebenbei: Die Sandwiches werden heiß serviert und sind köstlich.
Russische Pfannkuchen mit Lachs und Kräutern // 5,70 Euro
Russische Pfannkuchen mit Apfelkompott, Vanilleeis und Sahne // 5,30 Euro
Französisches Frühstück mit Croissant, Butter, Marmelade und Honig // 2,40 Euro
Rote-Bete-Quiche mit Thymian und Salat // 5,40 Euro
Hausgemachte Kuchen // je 2,80 Euro:Russischer Zupfkuchen Käsekuchen mit Erdbeeren und MandelnApfel-Mohnkuchen
Café Elefant
Von dort aus spaziert man ein paar Meter die mit riesigen Platanen gesäumte Allee runter, vorbei an wunderhübschen Altbauten in Bonbonfarben, und steht vor dem Café Elefant. Antike Bistrostühle, Jugendstillampen und die Theke in Mint lassen das Nostalgikerherz höher schlagen. Hier lässt sich ganz hervorragend und üppig frühstücken. Die gefüllten Pfannkuchen gibt es in süß oder herzhaft. Quiches und Tagessuppen werden täglich frisch gemacht und die Kuchenauswahl kann sich ebenfalls sehen lassen. Das Café ist im Viertel längst kein Geheimtipp mehr, dementsprechend sollte man am Wochenende ein wenig Geduld mitbringen.
Hier wird noch flaniert
Generell wird man im Café Elefant entschleunigt, im besten Sinne. Diese Entschleunigung gilt, so ist zumindest mein Empfinden, für das gesamte Agnesviertel und das macht es für mich eben zum schönsten Viertel. Die Menschen sind weniger gehetzt, weniger aggressiv. Hier wird noch flaniert. Natürlich nicht überall. Die Neusser Straße etwa sollte man möglichst zügig überqueren und sich das feierliche Schreiten für einen anderen Straßenzug aufheben. Davon gibt es im Agnesviertel aber glücklicherweise genug, ebenso wie kulinarische Entdeckungen.
Café Elefant, Weißenburgstraße 50, 50670 Köln, 02 21/73 45 20, Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 9.30 Uhr bis 23 Uhr, Sa und So: 9.30 Uhr bis 20 Uhr