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Drehleiterfahrzeug steckte festFalschparker kostet Kölner fast das Leben – Welche Strafe droht

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen sind zwei Einsatzfahrzeuge der Kölner Feuerwehr, die an einem falsch parkenden Auto vorbeifahren wollen.

Falschparker können wichtige Rettungswege für die Feuerwehr versperren. (Archivbild)

Die Kölner Feuerwehr appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, „die bestehenden Halte- und Parkverbote konsequent zu beachten.“

Seit Jahren warnt die Kölner Feuerwehr davor, dass falsch parkende Fahrzeuge Rettungseinsätze behindern und dramatische Folgen haben können. Jetzt haben sich die Warnungen bewahrheitet: Am Dienstagabend kostete ein Falschparker im Kölner Stadtteil Humboldt/Gremberg einen Mann fast das Leben.

Um 21.34 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert: Anwohner der Wattstraße meldeten einen Wohnungsbrand im Gebäude gegenüber. Im zweiten Obergeschoss des Mehrfamilienhauses brannte es im Wohnzimmer. Wenige Minuten später hatten es die ersten Feuerwehrleute im Drehleiterfahrzeug beinahe zum brennenden Haus im Wohnviertel geschafft, als sie jäh gestoppt wurden. Die Wattstraße und umliegende Straßen sind einspurige Einbahnstraßen, wie sie in vielen Kölner Veedeln zu finden sind. Links und rechts der Straße darf geparkt werden. Aber nicht in Kurven. Doch ein in einer Kurve abgestelltes Auto machte die Durchfahrt unmöglich – das Feuerwehrauto kam nicht durch. Zu Fuß mussten sie den restlichen Weg zum Einsatzort zurücklegen.

Mann hing nur noch an Fenstersims

Als sie schließlich eintrafen, befand sich der Bewohner der brennenden Wohnung in äußerster Lebensgefahr. Bereits durch Verbrennungen schwer verletzt, hing der Mann aus dem Fenster und hielt sich gerade noch am Sims fest. Die Feuerwehrleute stellten sofort ein Sprungpolster unter ihm auf, auf das er sich fallen ließ. Nach der Behandlung durch einen Notarzt wurde der Schwerverletzte in die Klinik Merheim transportiert, dort befindet sich eine Schwerverbrannten-Intensivstation.

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Feuer in Humbolt-Gremberg am 25.03.2025

Erst nach langwierigem Rangieren kam das Drehleiterfahrzeug zum Einsatzort.

„Wir wissen, die Parkplatzsituation ist gerade in Veedeln mit überwiegendem Wohncharakter kritisch und Parkplätze sind dort ein rares Gut“, sagt Ulrich Laschet, Sprecher der Feuerwehr Köln, am Mittwoch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Dennoch appelliere ich, die bestehenden Halte- und Parkverbote konsequent zu beachten. Denn auch ein nur kurzzeitig falsch abgestelltes Fahrzeug kann bedeuten, dass bei einem Rettungseinsatz wertvolle Minuten verloren gehen, von denen die Gesundheit oder das Leben von Menschen abhängt.“

Staatsanwaltschaft prüft weitere Schritte

Wie ein Sprecher der Kölner Polizei mitteilt, ist ein Bußgeldverfahren gegen den Fahrzeughalter des falsch abgestellten Autos eingeleitet worden. Bei Falschparken erwartet Autohalter, je nach Schwere des Verstoßes, ein Verwarngeld zwischen 20 Euro und 100 Euro, plus Verwaltungsgebühren. Parkende Autos, die Rettungseinsätze behindern, können zudem abgeschleppt werden.

Denkbar ist aber auch, dass der Falschparker strafrechtlich verfolgt wird, zum Beispiel wegen fahrlässiger Körperverletzung. Der Fall liegt bereits bei der Kölner Staatsanwaltschaft. Ob und inwiefern der Falschparker strafrechtlich belangt wird, werde noch geprüft, sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf Anfrage unserer Zeitung.

Freie Fahrt von großer Bedeutung für Rettungskräfte

Schon 2022 hatten in Köln Grüne und SPD härtere Strafen für Falschparker gefordert. Bereits seit 2001 finden viermal pro Jahr Fahrten und Aktionen in jedem Stadtbezirk statt, bei denen die Retter der Feuerwehr demonstrieren, wie wichtig freie Fahrt in den Straßen für sie ist. Ein tragischer Vorfall mit Toten aufgrund zu spät eingetroffener Hilfe hatte damals den traurigen Anlass zu der Aktion gegeben.

„Jeder und jede kann in die Situation geraten, schnell und unter Umständen lebenswichtige Hilfe zu benötigen“, sagte Christian Miller, Chef der Feuerwehr Köln, bereits vor Jahren im Rahmen einer solchen Aufklärungsaktion im Agnesviertel.

In wie vielen Fällen Falschparker Einsätze von Feuerwehr oder Rettungsdienst zuletzt behinderten, war am Mittwoch von Feuerwehr und Polizei nicht zu erfahren. In den vergangenen Jahren wurden aber regelmäßig mehr als 20.000 Verwarnungen wegen Behinderung des Straßenverkehrs in Köln ausgestellt. Und der Trend zeigt eher in die falsche Richtung, trotz Bemühungen um eine Verkehrswende stieg die Zahl der Parkverstöße – genau wie die Zahl der Kölner Autos, die in der Stadt ihren Platz finden müssen.

Dass manche Autofahrerinnen und Autofahrer beim Parken unverbesserlich sind, zeigt ein aktueller Fall aus dem Wohngebiet Vorgebirgsgärten/Marienhof in Zollstock. Regelmäßig parken Autos in Feuerwehrzufahrten der Siedlung, eine Anwohnerin ruft deswegen immer wieder das Ordnungsamt. „Ich habe die Autofahrer auch schon angesprochen, aber dann tun sie ganz erstaunt und bleiben trotzdem dort stehen“, berichtet sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bis zum Ende des Einsatzes in Humboldt/Gremberg am Dienstagabend war der Falschparker übrigens nicht weggefahren. Erst nach langwierigem Rangieren konnte die Feuerwehr bis zum Gebäude vorfahren. Als das Drehleiterfahrzeug endlich am Haus ankam, konnte die Feuerwehr einen weiteren Hausbewohner aus dem dritten Obergeschoss direkt über der Brandwohnung retten. Zuvor hatten die Einsatzkräfte eine Frau aus dem Hausflur gerettet. Beide kamen leicht verletzt ins Krankenhaus.

Über den Notruf habe sich dann eine Frau aus dem Nachbarhaus gemeldet: Der Rauch war bis zu ihr in die Wohnung gelangt. Auch sie begleiteten Einsatzkräfte ins Freie. Insgesamt betreuten die Helfer sechs Menschen in einem Feuerwehr-Bus. Binnen einer halben Stunde war das Feuer unter Kontrolle, gegen Mitternacht konnte die Feuerwehr, die mit 68 Einsatzkräften und 27 Fahrzeugen im Einsatz war, abrücken.

Das Wohnzimmer sei komplett ausgebrannt und die Wohnung unbewohnbar, sagte ein Feuerwehrsprecher.