Falschparker behindern regelmäßig Kölner Einsatzkräfte, wenn es schnell gehen muss. Im Agnesviertel startete die Stadt eine Aufklärungsaktion.
Feuerwehr informiert in der InnenstadtFalschparker-Problem vielen Kölnern „leider nicht sehr bewusst“
Das erste Mal gerät der Fahrzeugkonvoi in einer der engen Gassen im Gereonsviertel ernsthaft ins Stocken. Der große Leiterwagen der Kölner Feuerwehr, der an diesem Donnerstagabend zwischen vier weiteren Einsatzfahrzeugen der Rettungsdienste und des Ordnungsamtes der Stadt fährt, kommt in einer scharfen Kurve nur durch mehrfaches Vor- und Zurückrangieren an den parkenden Autos auf der schmalen Straße vorbei. „Dabei stehen die Pkw hier tatsächlich alle in den erlaubten und dafür vorgesehenen Flächen, nicht im Halteverbot“, sagt Richard Wiese, der ausgestiegen ist und den Feuerwehr-Kollegen mit Einweisung per Handzeichen unterstützt.
Köln: Feuerwehr klärt übers Falschparken auf
Wiese ist eine von rund 220 „Verkehrsüberwachungskräften“ beim Ordnungsamt, so lautet die korrekte Bezeichnung, und führt in einem Bulli die kleine Kolonne an diesem Tag an. Engpässe durch parkende Autos gehören zum Alltag – nicht selten mit schwerwiegenden Folgen für die Arbeit der Einsatzkräfte. Denn weil im Notfall jede Sekunde zählt, sind freie Rettungswege durch die Straßen der Stadt von existenzieller Bedeutung für die Männer und Frauen bei Feuerwehr und Rettungsdiensten.
Seit 2001 finden deshalb viermal pro Jahr Fahrten und Aktionen in jedem Stadtbezirk statt, bei der die Retter demonstrieren, wie wichtig freie Fahrt in den Straßen für sie ist. Ein tragischer Vorfall mit Toten aufgrund zu spät eingetroffener Hilfe hatte damals den traurigen Anlass zu der Aktion gegeben.
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„Die Zahlen zeigen deutlich, dass dieses Problem vielen Menschen leider nicht sehr bewusst ist“, sagt Markus Rosellen, Leiter beim Verkehrsdienst des Ordnungsamtes. So habe die Stadt im Jahr 2022 insgesamt 20.000 Verwarnungen wegen Behinderung des Straßenverkehrs ausgestellt. „Bis August dieses Jahres sind es bereits 17.000“, sagt der 46-Jährige. Die Zahlen steigen trotz aller Bemühungen, die Kölnerinnen und Kölner vom Auto auf andere Transportmittel zu bringen. „Der öffentliche Raum steht nun einmal nur begrenzt zur Verfügung.“ Das Problem sein besonders in der Innenstadt groß.
Einsatzkräfte berichten von Wut und Verzweiflung der Falschparker
„Jeder und jede kann in die Situation geraten, schnell und unter Umständen lebenswichtige Hilfe zu benötigen“, so Christian Miller, Leiter der Feuerwehr Köln, der wie Stadtdirektorin Andrea Blome am Donnerstag die Fahrt von der Agneskirche aus durch die Neustadt-Nord und Innenstadt begleitet. „Die Fahrzeuge der Einsatzkräfte direkt zu sehen und mitzubekommen, vor welche Probleme falsch abgestellte Autos diese stellen, erhöht hoffentlich Akzeptanz und Verständnis bei den Menschen mehr, als einen anonymen Strafzettel auf der Frontscheibe zu finden, über den man sich lediglich ärgert“, so Miller weiter.
Die Reaktionen der Menschen fallen sehr unterschiedlich aus, weiß Richard Wiese aus der täglichen Arbeit beim Verkehrsdienst: „Manchmal ist es Unachtsamkeit, manchmal aber auch Wut und Verzweiflung, weil im Veedel kein regulärer Parkplatz zu finden ist – aber leider stellen Autofahrende immer wieder ihre Fahrzeuge so ab, dass sie andere Verkehrsteilnehmende behindern.“ Seine Kollegen und er bekommen dabei nicht selten auch Frust der Bürger zu spüren. „Eine Schulung der kommunikativen Deeskalation sowie ein gewisser Ermessensspielraum ist darum wichtig und hilfreich für unsere Arbeit“, sagt Markus Rosellen. „Grundsätzlich gilt, dass die Kolleginnen und Kollegen mit viel Verständnis vorgehen – aber, sofern nötig und bei Uneinsichtigkeit, auch mit gebotener Härte.“
Stadt Köln ist zufrieden mit Verkehrsaktion
Bei der Feuerwehrdurchfahrt durchs Agnesviertel bleiben tatsächlich viele Menschen am Rand der Straßen stehen. Sie beobachten den Weg des Löschzugs der Feuerwehr, bemerken die Engstellen und auch, wie schnell schlecht geparkte dort alle blockieren könnten. Die begleitende Verkehrsüberwachung registriert auf dem ganzen Weg an diesem Abend keine Falschparker und muss keine Verwarnung ausstellen oder gar abschleppen. Bei einer solchen Durchfahrt werten die Fachleute außerdem aus, wie man durch eine geänderte Beschilderung oder Bodenmarkierungen auf das Problem aufmerksam machen könnte. Denn, trotz der positiven Erfahrungen an diesem Abend, sieht der Regelfall – insbesondere zu Feierabendzeiten und an Wochenenden – in Köln oft anders aus.
Weitere Informationen rund um Verkehrssicherheit und Rettungsdienste in Köln sind auf den Seiten der Stadt im Internet zu finden unter www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/verkehr.