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Achtung, Schulweg!An diesen Stellen sehen Kölner Eltern Gefahren für ihre Kinder

Lesezeit 5 Minuten
Eine Collage zeigt einen Stadtplan Kölns mit eingezeichneten Brennpunkten, das Logo der Aktion „Achtung, Schulweg“ sowie das Stadtpanorama Kölns mit Kölner Dom und Hohenzollernbrücke.

Aktion „Achtung, Schulweg!“ – Vom 26. August bis 16. September konnten Leserinnen und Leser Gefahrenstellen melden.

Zu viel Verkehr, Eltern-Taxis, zu schnelle Autos: Das sind die häufigst wahrgenommenen Gefahren auf Schulwegen. Hunderte Leserhinweise ergeben einen Überblick.

Der Stadtplan ist mit Punkten übersät: Aus fast allen 86 Kölner Stadtteilen sind Leserinnen und Leser dem Aufruf des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gemeinsam mit dem Recherchenetzwerk Correctiv gefolgt. Sie haben Stellen gemeldet, an denen sie Gefahren für Kinder auf dem Weg zur Schule wahrnehmen.

Die Redaktion hat fast 1000 Einsendungen erhalten und gesichtet. So sind 855 Einträge in einer Karte zustande gekommen, die erstmals einen stadtweiten Überblick zu als gefährlich wahrgenommenen Fußwegen, Engpässen, Ampelschaltungen oder vergleichbaren Punkte ermöglicht. Die Einträge geben eine Indikation, wo Eltern, Lehrkräfte oder Anwohnerinnen und Anwohner Gefahren sehen – sie sind keine offizielle Bewertung durch eine Behörde.

Über etliche der Stellen sind Bezirksvertretungen und Ämter bereits informiert, etwa am Interim der Gemeinschaftsgrundschule Halfengasse, und Verbesserungen sind im Gange. Über viele Brennpunkte, die die Karte zeigt, hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch schon berichtet – etwa über die Situation am Wasseramselweg und Girlitzweg in Köln-Vogelsang. Etliche Punkte geben aber auch Hinweise zu weitergehenden Recherchen, die wir in den kommenden Wochen unter ksta.de/schulweg veröffentlichen.

Laut einer aktuellen Umfrage des ADAC hält nur gut die Hälfte aller Eltern in Nordrhein-Westfalen den Schulweg ihrer Kinder für sicher. Die Sammlung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zeigt, welche Themen besonders drängend scheinen. „Zu viel Verkehr“, „zu viele Eltern-Taxis“ und „überhöhte Geschwindigkeit“ sind die meistgenannten Punkte.

Neuralgische Orte liegen in Köln vor allem dort, wo sich gleich mehrere Schulen im Umkreis befinden. Unter den Einsendungen haben sich einige Brennpunkte in Ehrenfeld, Nippes, Sürth und Porz gezeigt. So berichten viele Leserinnen und Leser aus Nippes und Riehl von einer gefährlichen Situation bei der Überquerung der Amsterdamer Straße in Höhe des Kinderkrankenhauses. Baustellen können jederzeit die Situation verschärfen. So gibt es zahlreiche Hinweise auf die Xantener Straße, die wegen Bauarbeiten deutlich verengt sei.

Durch Elterntaxis entstehen vor den Schulen häufig chaotische Situationen, Verkehrsverstöße sind eher die Regel als die Ausnahme.
Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW

Wenn Schulen oder Eltern eine Gefahrenstelle auf dem Schulweg ihrer Kinder ausmachen, gibt es kein standardisiertes Vorgehen, aber verschiedene Möglichkeiten. Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) empfiehlt, sich vor allem an die Bezirksvertretungen zu wenden. „Wir stehen im regen Austausch mit den Eltern und Schulen. Wir wollen gemeinsam dauerhafte Lösungen umsetzen“, sagt Spelthann.

Eltern können allerdings auch direkt die Schulen kontaktieren. Einige Schulen haben Schulwegpläne erstellt. Auf diesen zeigen die Schulen bekannte Gefahrenpunkte im Einzugsgebiet auf und empfehlen die sichersten Wege. Leider sei dieses Konzept etwas eingeschlafen, und zu wenige Schulen setzten dies um, bedauert ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Auch Elterninitiativen oder Online-Petitionen können helfen, auf eine Situation aufmerksam zu machen. Diesen Weg hatten zum Beispiel Eltern in Köln-Müngersdorf gewählt und so die Stadt auf eine Gefahrstelle an einer engen Verkehrsinsel aufmerksam gemacht.

Den „Zu Fuß zur Schule“-Tag (22. September) haben Eltern zum Anlass genommen, um mit dem Aktionsbündnis „Kidical Mass“ auf einen aus ihrer Sicht fehlenden Zebrastreifen an der Weinsbergstraße in Köln-Ehrenfeld hinzuweisen. Angestoßen von „Kidical Mass“ sind im Stadtteil Ehrenfeld vor kurzem zwei Schulstraßen von der Stadt eingerichtet worden. Diese sind rund um den Schulbeginn und am Nachmittag für den Autoverkehr gesperrt.

Bezirksbürgermeister Spelthann zeigt sich damit zufrieden. „Ich kann mir vorstellen, das Schulstraßenkonzept in Zukunft zu erweitern“, sagt Spelthann. Aber auch weitere kritische Stellen wolle man sich vornehmen. ADAC-Experte Roman Suthold wirbt hingegen eher für das Konzept der Elternhaltestelle, bei der Eltern an zentralen Orten ihre Kinder mehrere hundert Meter vor den Schulen absetzen können und diese den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen. „Durch Elterntaxis entstehen vor den Schulen häufig chaotische Situationen, Verkehrsverstöße sind eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Suthold.

Köln: Zebrastreifen sicherer als Ampeln

Die Eltern beklagen in der Erhebung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch, dass die Stadt viele Ampeln in Zebrastreifen umgewandelt habe. Viele Autofahrer würden diese einfach überfahren und die Schulkinder damit in Gefahr bringen. Immer wieder seien Zebrastreifen zugeparkt, sodass gerade Kinder im Grundschulalter übersehen werden können. „Viele Autofahrer schienen offenbar zu vergessen, dass sie an einem Zebrastreifen anhalten müssen“, sagt Simone Kraus von „Kidical Mass“. Die Eltern nehmen subjektiv Fußgängerampeln als sicherer wahr.

„Ampeln suggerieren eine falsche Sicherheit“, sagt hingegen ADAC-Experte Suthold. Aus verkehrsplanerischer Sicht sei die Umwandlung von Ampeln in Zebrastreifen sinnvoll. „Die Unfallstatistik zeigt uns, dass es zu deutlich mehr gefährlichen Unfällen an Ampeln, als an Fußgängerüberwegen kommt.“

Um den Schulweg möglichst sicher zu gestalten, rät Verkehrsexperte Suthold dazu, die Kinder zu Fuß zu begleiten und sich Stück für Stück zurückzunehmen, bis die Kinder den Weg alleine bewältigen. „Dadurch lernen die Kinder auch einen wichtigen Schritt in die Selbstständigkeit“, sagt Suthold.

Stadt Köln will Wünschen der Eltern nachgehen

„Die Erhöhung der Schulwegsicherheit ist für die Stadt Köln ein wichtiges Anliegen“, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage. Die Stadt erreichten täglich viele Hinweise und Wünsche für Verbesserungen auf vielerlei Wegen – direkt über die Schulen, über Mails oder Anrufe oder über Beschlüsse der politischen Gremien. Auch im Rahmen der derzeit laufenden Fußverkehr-Checks würden solche Hinweise gesammelt und Lösungen diskutiert.

„Die Verwaltung geht all diesen Hinweisen nach und setzt sie, wenn möglich, um“, sagt der Stadtsprecher. Viele Maßnahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs würden zudem auch die Verkehrssicherheit der Kinder auf dem Weg zur Schule verbessern.


Unsere gesamte Berichterstattung zu „Achtung, Schulweg!“ finden Sie unter ksta.de/schulweg. Sie haben Hinweise zur Aktion und wollen mit uns in Kontakt treten? Schicken Sie uns gerne eine Mail an ksta-community@kstamedien.de