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„Da ist es ganz schlimm“Kölner Stadtdirektorin Blome spricht über die Zustände auf dem Josef-Haubrich-Hof

Lesezeit 3 Minuten
28.02.2024, Köln: Es wird geraucht und gespritzt. Versammlung von Junkies am Josef-Haubrich-Hof. Foto: Arton Krasniqi

Drogenkonsum am Josef-Haubrich-Hof.

Die von OB Henriette Reker angestoßene Verwahrlosungs-Debatte wird auch im Kölner Stadtrat geführt.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte zuletzt eine Debatte über die Sauberkeit und Sicherheit in Köln ausgelöst, als sie im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte, sie sehe eine „zunehmende Verwahrlosung“ in der Stadt. Auf Antrag der SPD wurde das Thema am Donnerstagnachmittag im Rahmen einer Aktuellen Stunde im Stadtrat aufgegriffen. Vertreter der Fraktionen diskutierten intensiv und beschlossen schließlich, das Thema an die Ausschüsse für Gesundheit, Soziales, Stadtentwicklung und Allgemeine Verwaltung zu verweisen.

In der Diskussion nahmen auch Reker selbst und Stadtdirektorin Andrea Blome zur Situation in Köln Stellung. Die Frage, warum Reker als Oberhaupt der Stadt eine solche Diskussion in der Öffentlichkeit ausgelöst hat, wurde nicht gestellt. Eine Antwort gab die Oberbürgermeisterin dennoch: „Wenn ich gefragt werde, kann ich ja nicht sagen, es ist alles in Ordnung.“

Die Stadt habe verschiedene Maßnahmen initiiert, um das Problem anzugehen, betonte Reker. Diese sollte Stadtdirektorin Andrea Blome vorstellen. Vorher sagte Reker noch: „Die oft so wahrgenommene zunehmende Verwahrlosung bestimmter Bereiche in unserer Stadt ist zuallererst eine Konsequenz gesellschaftlicher Entwicklungen, die nicht allein Köln betreffen und insbesondere in Metropolen sichtbar werden.“ Und sie äußerte Zweifel an der Wirksamkeit aller Anstrengungen: „Die Wahrheit ist, dass all diese Maßnahmen die Symptome einer Gesellschaft, in der Sucht und Armut wachsen, aber auch Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit, nur abmildern können.“

Es ist schon viel besser geworden
Stadtdirektorin Andrea Blome über den Neumarkt

Blome stellte als eine der bereits angelaufenen Maßnahmen die „konstruktive Zusammenarbeit“ der Stadtverwaltung mit den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) vor. Und sie empörte sich über Menschen, die ihren Sperrmüll auf die Straße stellen und dann „frecherweise“ ein Schild daran kleben würden, wonach die Dinge zu verschenken sind. Dabei sei es doch, „soweit ich informiert bin“, kostenlos, bei der AWB eine Abholung anzumelden. Sicher, wie das nun genau läuft in ihrer Stadt, war Blome offenbar nicht.

Zum Neumarkt sagte Blome: „Es ist schon viel besser geworden.“ Man wolle aber noch weitere Dinge machen: „Toiletten und so weiter aufbauen.“

Sie verwies aber doch auch auf den seit 2023 stark steigenden Crack-Konsum: „Das ist eine Droge, die sehr schnell in sehr kurzer Zeit zur totalen Verwahrlosung führt.“ Die Stadt, „das muss man ehrlicherweise sagen“, vertreibe die Betroffenen im Moment in Richtung Josef-Haubrich-Hof. „Dort ist es ganz schlimm. Das müssen wir einfach konstatieren. Wir als Verwaltung wissen, dass das so ist.“

Man müsse dort zu „ganz anderen Maßnahmen“ greifen, das sei nicht nur in Köln so, sondern in vielen Städten ein Thema. Henriette Reker hatte vorher bereits gesagt: „Für ein robusteres Vorgehen des städtischen Ordnungsdienstes braucht es eine veränderte gesellschaftliche und politische Haltung und ebenso zusätzliche Ressourcen.“ Es sei aber nie Kölns Haltung gewesen, etwa obdachlose Menschen aus der Innenstadt an den Stadtrand zu vertreiben.