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Kontrolle zeigt ProblemeWodurch Feuerwehr-Einsätze in Köln regelmäßig erschwert werden

Lesezeit 3 Minuten
Ein Drehleiterfahrzeug versucht, in eine enge Straße abzubiegen. Vor dem Fahrzeug steht ein Feuerwehrmann.

Eine Baustelle erschwert dem Feuerwehrfahrzeug hier das Abbiegen.

Baustellen, falsch geparkte Autos, große Steine oder Bäume – potenzielle Hindernisse gibt es viele.

Es dauert nicht lange, bis Sascha Körfgen eingreifen muss. An der Ecke von Helenenwallstraße und Rupertusstraße in der Deutzer Altstadt wird es für den Lkw der Freiwilligen Feuerwehr Brück knifflig. Körfgen, seit acht Jahren Mitglied der Löschgruppe, springt aus der Kabine und zeigt dem Fahrer an, wohin er lenken muss, damit er es noch um die Kurve schafft.

Das Problem: Auf der einen Seite verengt eine Baustelle die Straße, gegenüber steht ein Auto und daneben auch noch ein Verkehrsschild. „Stopp“, ruft plötzlich Felix Blümel, ebenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr Brück aktiv. Das massige Löschgruppenfahrzeug (LF) Logistik, 2,55 Meter breit und 3,30 Meter hoch, hat das Schild touchiert. Felix Blümel zieht kräftig am Pfosten, doch das Schild schrammt trotzdem an der Dachkante des funkelnagelneuen Feuerwehrautos entlang.

Zu sehen ist ein Feuerwehrmann, der neben einem Feuerwehrauto steht und an einem Pfosten zieht.

Der Feuerwehrwagen hat einen Pfosten touchiert.

„Hier sieht man eine Alltagssituation“, sagt Kölns Feuerwehr-Chef Christian Miller, der das Schauspiel von der Seite beobachtet: „Es geht um Millimeter.“ In diesem Fall handelt es sich zum Glück nur um eine Testfahrt: Mitglieder der Brücker Löschgruppe wollen zusammen mit Ausbildern der Feuerwehrschule herausfinden, ob Einsatzfahrzeuge auch eng bebaute Straßen ungehindert passieren können. Diesmal ist auch das Ordnungsamt mit dabei. Immer wieder rücken die Kölner Feuerwehren zu solchen Erkundungstouren aus, um ihre Rettungswege besser kennenzulernen.

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Kölner Feuerwehr: Wendekreis der Drehleiter liegt bei über 20 Metern

Baustellen, Autos, große Steine oder Bäume – potenzielle Hindernisse gibt es viele. Was das im Ernstfall bedeuten kann, zeigte sich Ende März in Humboldt-Gremberg, wo ein falsch geparktes Auto ein Drehleiterfahrzeug an der Weiterfahrt hinderte. Die Brandbekämpfer mussten zu Fuß zu einer brennenden Wohnung weiterlaufen und einen bereits schwer verletzten Bewohner über ein Sprungpolster retten.

Zu sehen ist die Innenansicht eines Feuerwehrwagens, der durch eine enge Straße fährt.

Die Durchfahrt für Feuerwehrautos ist in Köln nicht immer einfach.

„Das größte Problem sind die Kurven“, sagt Christian Miller. Aber auch beidseitig zu eng beparkte Straßen bremsen die Helfer nicht selten aus. Auch Sascha Körfgen hat erlebt, dass Autofahrer oft wenig Rücksicht nehmen, wenn es brennt. Viele führen zum Beispiel nicht weit genug rechts ran, wenn sich von hinten ein Einsatzfahrzeug nähert: „Sie unterschätzen manchmal, was wir für einen Platz brauchen.“ Die Drehleiter ist besonders raumgreifend.

Ihr Wendekreis liege bei 20,4 Metern, erklärt Feuerwehr-Pressesprecher Ulrich Laschet: „Sie ist das Maß aller Dinge.“ Zudem sei sie besonders wichtig, können doch auch Menschen über sie in Sicherheit gebracht werden. Deshalb gehört an diesem Nachmittag neben einem Hilfeleistungsfahrzeug (HLF), dem LF Logistik und einem Rettungswagen auch eine Drehleiter zum Test-Konvoi.

Einsatzkräfte warnen: Im Ernstfall wären kostbare Minuten verstrichen

Auch sie kommt in der Deutzer Altstadt an ihre Grenzen. Nur als ein Feuerwehrmann die Absperrung an der Baustelle ein wenig versetzt, kann sich das Ungetüm langsam an der Engstelle vorbeischieben. Im Ernstfall wären kostbare Minuten verstrichen. „Wenn wir so etwas wissen, würden wir anders anfahren“, sagt Christian Miller. Auf der Siegburger Straße geht es ausnahmsweise schneller voran.

Doch kurz vor dem beschaulichen Efeuplatz in Poll kommt der Konvoi wieder ins Stocken. Der vorausfahrende Rettungswagen, obwohl das kleinste Fahrzeug im Verbund, kommt nicht mehr weiter: Zwischen den auf der Straße geparkten Autos und der Bordsteinkante liegen nur 2,20 Meter. Das Gesetz fordert mindestens 3,05 Meter.

„Hier ist noch nie ein Rettungswagen reingefahren“, sagt ein Anwohner des Efeuplatzes. Doch es nutzt nichts: Er und weitere Autofahrer bekommen ein Knöllchen über 55 Euro. Jährlich gebe es in Köln rund 20.000 Verwarnungen, weil Autos Rettungs- oder Löschfahrzeuge behindern würden, so Ordnungsamtschef Ralf Mayer. Wird eine Feuerwehrzufahrt blockiert, kostet es 55 Euro.

Ist damit eine konkrete Behinderung verbunden, sind 100 Euro fällig, zudem gibt es einen Punkt in Flensburg. „In Köln sind immer mehr Autos zugelassen“, beschreibt Stadtdirektorin Andrea Blome das Grundproblem: In Vierteln ohne Quartiersgaragen steige der Druck, das Auto im öffentlichen Raum abzustellen.