Inhaber und Küchenchef Alexander Scheld überzeugt in seinen Gerichten mit viel Sinn für Details.
Henns GeschmackssacheWie schmeckt es im „Schelds im Oellig“ im Kölner Agnesviertel?

Das „Schelds im Oellig“: eine Institution im Agnesviertel
Copyright: Martina Goyert
Kennen Sie das nagende Gefühl, wenn man meint, das Falsche bestellt zu haben? Mir ging es so als im „Schelds im Oellig“ ein großes, goldbraunes, perfekt souffliertes und noch dazu köstlich duftendes Wiener Schnitzel an mir vorbeiserviert wurde.
Aber der kulinarische Phantomschmerz hielt erfreulicherweise nur kurz an. Vor Jahren habe ich dieses Eckrestaurant im Agnesviertel schonmal getestet, kurz nach Eröffnung, und war nicht wirklich angetan. Aber ich hatte das Gefühl, es könnte mit der Zeit etwas werden. Jetzt also der Wiederbesuch und es fing gleich gut an mit Kartoffelbaguette und einem würzigen Dip aus getrockneten Tomaten. Es gab sogar einen kleinen Gruß aus der Küche in Form eines ebenso heißen wie fein abschmeckten Curry Süppchens.
Bei der Freilandgeflügelbrühe ging mir dann das Herz auf, denn Inhaber und Küchenchef Alexander Scheld hatte das Suppengemüse in Brunoise geschnitten, also in sehr kleine Würfel. Das würde niemand bei solch einer rustikalen Suppe erwarten, und die meisten wissen vermutlich nicht um den Aufwand, aber Scheld betreibt ihn trotzdem, weil es feiner schmeckt. Respekt! Da versteht man, warum er seine Küche als feinbürgerlich bezeichnet. In der intensiven Brühe fanden sich auch herrlich große und fluffige Grießnocken, dazu gab es eine Scheibe knusprig geröstetes Sauerteigbrot mit Geflügel-Rilletes. So wurde aus einem vermeintlich einfachen Gericht ein kulinarisches Erlebnis!
Alles zum Thema Agnesviertel
- Drehleiterfahrzeug steckte fest Falschparker kostet Kölner fast das Leben – Welche Strafe droht
- Authentische italienische Küche Prima Pasta und Pizza – unsere 10 Lieblings-Italiener in Köln
- 10 Jahre Tapas Salera feiert Jubiläum mit Sangría und Fish’n’Chips
- Zwei Großbaustellen Anwohner klagen über Parkplatznot im Agnesviertel
- Kaffee statt Krustentiere Neues Café „Pauline“ folgt auf das „Pescado“ im Agnesviertel in Köln
- Doch nicht Erstwähler Warum Greta, Mina und Katharina über den vorgezogenen Wahltermin sauer sind
- Kündigung wegen Eigenbedarf 94 Jahre alte Kölnerin soll nach 70 Jahren aus ihrer Wohnung ausziehen
Wie eine Geflügelbrühe zum kulinarischen Erlebnis wird
Die Speisekarte bietet neben solch rustikalen Genüsse auch Gerichte, die in der Bistro-Küche ihren Platz haben – auch vegetarisch. Die Auswahl ist erstaunlich, gleich drei Menüs werden angeboten. Wobei die Portionen auch in diesen erfreulich groß sind, ob beim Zweierlei vom Lachs (Tartar & gebeizt) mit Kräutermayonnaise, oder dem Zander mit sautiertem Spitzkohl und einer subtilen Muschel-Beurre-Blanc.

Ein Highlight: Seeteufel à la Saltimbocca
Copyright: Henn
Bei „Himmel & Äd“ erlaubte Scheld sich eine originelle Variante, indem er zudem ein wenig Leberwurst heiß auf den Teller brachte – wie die Blutwurst von der Andernacher Metzgerei Ahsenmacher. Auch ansonsten verlieh er dem Klassiker seinen eigenen Dreh, indem er die Apfelschnitze roh servierte, wodurch sie dem Gang mehr Frische verleihen, Zwiebeln gab es sowohl geschmort wie geröstet und die Sauce war eine Balsamico-Jus mit eingelegten Senfkörnern (Kartoffelstampf war natürlich auch dabei, sowie à part ein grüner Salat mit Parmesan). Hier denkt jemand ausgesprochen klug über Details nach.
Weiße Bohnen als Mousse und Ragout begleiten den Seeteufel
Ein weiteres Highlight war der saftige Seeteufel à la Saltimbocca mit weißen Bohnen als Mousse und Ragout sowie Chimichurri. Was nach einer wilden Mischung klingt, war am Gaumen auf Anhieb schlüssig und ein herzhaft-balanciertes Spiel von Aromen und Geschmackseindrücken.
Zum Schluss kam ein Cheesecake-Tartelette auf den Tisch, mit einer großen und erfreulich säurestarken Nocke Cassis-Sorbet, Beeren und Baiser-Tropfen.

Cassis-Sorbet zum Cheescake
Copyright: Henn
Nur zweimal – beim zu dunklen Zander und dem Kuchen – meinte es Scheld mit der Hitze zu gut, ansonsten stimmten Handwerk und Garpunkte durchweg. Der Service war sehr freundlich, allerdings dauerte es viel zu lange bis zum ersten Gang. Auch für passionierte Weingenießer bietet die Karte Schönes, leider sind die Gläser zu klein. Bier gibt es auch frisch gezapft.
Fazit: Hier wird mit Herz und Können gekocht, dazu gibt es gute Weine und einen netten Service.
Bewertung: 5 von 6
Schelds em Oellig, Neusser Straße 87, 50670 Köln, geöffnet Mi – So ab 17 Uhr, Telefon: 0221 13970707www.schelds-restaurant-koeln.de
Henns Auswahl
Freiland Geflügelbrühe // 15 Euro
Zweierlei vom Lachs // 15 Euro
Himmel & Äd // 25 Euro
Seeteufel Saltimbocca // 34 Euro
Cheesecake // 13 Euro
Menü Fisch & Fleisch // 58 Euro (3 Gang) 70 Euro (4 Gang)
Menü Vegetarisch // 46 Euro (3 Gang), 57 Euro (4 Gang)
Klassiker Menü (3 Gang) // 49 Euro