Jeans sind mitunter nicht nur unbequem, sie belasten auch die Umwelt. Deshalb ist Recycling umso wichtiger, finden zwei Aktivistinnen.
Aktion bekam viel LobDas steckt hinter dem Jeans-Berg im Agnesviertel
Sie sind zeitlos schick, praktisch und robust, doch ihre Produktion belastet die Umwelt sehr stark: Bis zu 40 Kilogramm CO² und ein Verbrauch von bis zu 10.000 Litern Wasser fallen für die Produktion einer einzelnen Jeanshose an. Diese und weitere Fakten konnte man auf dem Sudermanplatz erfahren, wo auf den Zetteln, die an den über den Platz verteilten Jute-Kaffeesäcken angebracht waren, weiteres Unglaubliches rund um die Jeansproduktion und die Umwelt-Auswirkungen zu erfahren war.
Aktion auf dem Sudermanplatz zu Klimaauswirkungen der Jeans-Produktion
So gilt die Modeindustrie insgesamt als verantwortlich für zehn Prozent der Kohlendioxid-Emissionen weltweit – mehr als Luft- und Schifffahrt zusammen. Und 15 Milliarden Kilo Baumwolle werden jedes Jahr allein für Jeans verbraucht. Gerade mal ein Prozent beträgt in der EU die Recycling-Quote bei Kleidungsstücken, und global landen jährlich 450 Millionen Jeanshosen im Müll. Der in den vergangenen Jahren zu beobachtende Trend zu sehr günstiger „Wegwerfmode“ aus Billig-Handelsketten verschlimmere das Problem noch – seit der Jahrtausendwende habe sich der Kleiderkonsum verdoppelt, die Tragedauer im Gegenzug halbiert.
Bei der Wiederverwertung von Textilien, gerade von Jeans, ist also noch jede Menge Luft nach oben. „Eigentlich ist das Thema Jeans-Recycling ein Megathema für die Wirtschaft, und nicht für einen gemeinnützigen Verein“, ist Katharina Partyka überzeugt, geschäftsführende Gesellschafterin der Iglu gUG, die einen Bio- und Fairtrade-Laden am Sudermanplatz 1 betreibt. „Doch das Thema wird bislang gar nicht beachtet.“
Viel Lob und Unterstützung von Passanten
Mit ihrer Kollegin Elena Schiff organisierte sie die Platz-Demo „Stoppt den Textilmüll!“. Hierbei schichteten sie auf der Platzmitte einen Jeans-Berg aus alten Hosen auf; an einem Infostand gab es weiteres Wissenswertes und man konnte die Petition unterschreiben, die von der Bundespolitik ein deutschlandweites Sammelsystem für textile Wertstoffe, gerade für Jeanshosen, fordert. Von allen Passanten, die auf dem Platz Halt machten, gab es viel Lob und unterstützende Worte für die Initiatorinnen.
Die Idee der Recycling-Initiative ist, den Stoff der alten Jeans aufzuarbeiten und für neue Hosen wiederzuverwenden; dies spare zwei Drittel der Ressourcen gegenüber einem Neukauf. „Die meisten Menschen wissen nicht wohin mit ihren alten Jeans, vor allem, wenn sie kaputt sind“, weiß Partyka. Meist landeten sie im Hausmüll oder in Altkleidertonnen, von wo aus sie im Zweifelsfall aussortiert und verbrannt würden. Im noch besten Fall würde der Stoff zu geringwertigen Gütern wie Dämmstoff oder Putzlappen verarbeitet. Dabei kann man schon jetzt etwas tun: Fünf offizielle Jeans-Sammelstellen gibt es in Köln – im Iglu-Laden sowie an vier weiteren Stellen, und es kommen allmählich immer mehr hinzu. Auch an 20 Schulen im Stadtgebiet fänden regelmäßige Sammelaktionen statt.
Sammelstellen für alte Jeans in Köln
Adressen der Sammelstellen: Iglu gUG, Sudermanplatz 1, 50670 Köln, SchmitzundKunzt, Richard-Wagner-Straße 8, 50674 Köln, Bürgerzentrum Engelshof e.V., Oberstraße 96, 51149 Köln (Porz-Westhoven), Der Bio-Mallorca-Laden, Mettfelder Straße 2, 50996 Köln-Rodenkirchen, Hildegard-von-Bingen Gymnasium, Leybergstraße 1, 50939 Köln
Wichtig zu wissen: Nicht nur blaue, sondern auch andersfarbige Jeans können abgegeben werden. Sie müssen allerdings zu mindestens 95 Prozent aus Baumwolle sein, damit der Stoff recyclingfähig ist. Und nur der klassische Denim-Jeansstoff ist im System recycelbar; einige Hosen, die optisch einer Jeans ähneln, fielen da hinaus. Die Petition ist auch online zu unterzeichnen und soll demnächst an den Bundestag weitergeleitet werden.