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Neues Konzept im belgischen ViertelEhemaliges Kölner Sternerestaurant eröffnet mit neuen Betreibern

Lesezeit 3 Minuten
Daniel und Stephanie Lengsfeld stehen in ihrem Restaurant.

Daniel und Stephanie Lengsfeld haben das „Wein Bistro L'escalier“ eröffnet.

Im „Wein Bistro L'escalier“ soll es weltoffene „No-Bullshit-Küche“ geben.

Ihre Vision ist klar: Ein gemütliches Restaurant mit der Atmosphäre eines Pariser Stadtteilbistros, Gäste, die als Fremde kommen und als Freunde gehen und dazu „No-Bullshit-Küche“. Seit vergangenem Donnerstag sind die Türen des neuen „Wein Bistro L’escalier“ an der Brüsseler Straße 11 geöffnet. Daniel und Stephanie Lengsfeld haben das Lokal, das jahrelang leer stand, mit neuem Konzept übernommen.

Gastronomen sind erfahren in der Region

Die Gastronomen sind keine Unbekannten in der Region: Zuletzt betrieb das Ehepaar das Gasthaus Scheiderhöhe in Lohmar. Aber ihnen fehlte die Perspektive in Lohmar: „Die Philosophie und Herangehensweise einer solchen Gastronomie findet auf dem Land nicht genug Anhänger“, sagt Daniel Lengsfeld. Schon länger spielten sie deshalb mit dem Gedanken, den Pachtvertrag auslaufen zu lassen und in die Großstadt zu ziehen.

Hausfront und Eingangstür

Die Eingangstür zum „L'escalier“

Der entscheidende Hinweis auf das leerstehende „L’escalier“ kam dann von Autor und Restaurantkritiker Carsten Henn, erzählt Daniel Lengsfeld. Das bekannte Restaurant im Belgischen Viertel hat schon einige Betreiberwechsel hinter sich, zuletzt kochte hier bis 2018 Maximilian Lorenz. Nicht nur er, auch sein Vorgänger Jens Dannenfeld erkochte sich im Souterrain des Eckhauses einen Stern. Doch nach Lorenz' Weggang und Eröffnung des „Maximilian Lorenz“ blieb die Tür an der Brüsseler Straße geschlossen.

Eingedeckte Tische

Weiße Tischdecken gibt es in dem neuen Restaurant nicht.

„Als ich das erste Mal hier drin war, wusste ich direkt, dass dieser Raum zu 100 Prozent hergibt, was wir wollen“, sagt Daniel Lengsfeld. Inklusive der neuen Stehtische im kleinen Thekenbereich umfasst das Restaurant 30 Plätze, im kommenden Sommer sollen noch Außenplätze dazukommen. Holzakzente, warmes Licht und Bilder in Gelb- und Orangetönen sorgen für eine gemütliche Atmosphäre – weiße Tischdecken oder -läufer sucht man hier vergeblich.

Bloß keine Industrieprodukte

Bei den Speisen liegt der Fokus auf regionalen und saisonalen Produkten und auf „No Bullshit“: „Perfektion ist für mich erst erreicht, wenn man nichts mehr weglassen kann. Dann ist der Teller so, wie er sein sollte“, sagt Daniel Lengsfeld. Heißt: Jede Zutat muss auch aromatisch etwas zum Gericht beitragen. Ein Großteil der Produkte kommt direkt vom Produzenten, im „L‘escalier“ sollen keine Industrieprodukte auf den Teller kommen. Entsprechend ändert sich auch die Speisekarte regelmäßig.

Nicht nur auf dem Teller soll es keine Industrieprodukte geben, auch im Glas wird darauf verzichtet. Cola suchen die Gäste auf der Speisekarte also vergeblich, dafür gibt es etwa selbstgemachte Zitronenlimonade oder Kombucha. Und auch wenn das „Wein Bistro L’escalier“ ein Restaurant und keine Weinbar sein will, der Name verrät, dass der Gast auch eine gewisse Wein-Auswahl erwarten kann.

Aus dem „Neobita“ bekanntes Gesicht Sommelier und Restaurantleiter

Dafür haben sich Daniel und Stephanie Lengsfeld erfahrene Unterstützung geholt: Volker Arndt, bekannt etwa aus dem „Neobiota“, ist Sommelier und Restaurantleiter im „Wein Bistro L’escalier“. Auf der Karte finden sich rund 100 Weine aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien, das soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Das „L’escalier“ ist als Sternerestaurant bekannt, Daniel Lengsfeld kochte bereits als Sous-Chef bei Tim Raue und wurde mit dem Gasthaus Scheiderhöhe selbst als Aspirant für einen Stern gehandelt – ist das auch das Ziel im „Wein Bistro L‘escalier“? Nicht vorrangig, sagt der Koch. „Wenn man professionell Fußball spielt, dann möchte man auch Champions League spielen oder Nationalmannschaft.“

Aber er wolle sich nicht darin verbeißen, das habe ihm schon im Gasthaus Scheiderhöhe ein Stück weit die Freude an dem Beruf verdorben. „Wir haben sehr ambitionierte Mitarbeiter, und auch wir haben einen gewissen Qualitätsanspruch und den wollen wir erstmal erfüllen. Wenn dann jemand denkt, das ist etwas in einem Punkte- oder Sterne-System wert, dann werden wir natürlich nicht Nein sagen.“