Seit 1983 betreibt Heiner Welchering die Weinstube am Rathenauplatz.
Nach mehr als 40 Jahren„Freude ist da, aber Energie fehlt“ – Kölner Weinstube Bacchus sucht Nachfolger
„Wenn du einmal die Gastronomie lebst, kommst du nur ganz schwer wieder raus“, sagt Heiner Welchering. Deshalb betreibt er auch mit 75 Jahren noch die „Weinstube Bacchus“ am Rathenauplatz – eigentlich sollte schon vor zehn Jahren Schluss sein. Rente mit 65 Jahren, das hatten seine Frau und er mal so vereinbart. Aber es hatte eben doch noch zu viel Spaß gemacht. Die Freude, die ist immer noch da, sagt Welchering. „Aber die Energie fehlt.“
Deshalb sucht der Gastronom nach einem Nachfolger. Er soll die Weinstube mit traditioneller deutscher Küche, teilweise marokkanisch angehaucht durch den Koch Abi Amessou, in gewohnter Weise fortführen: „Es muss nicht alles so bleiben, wie es ist, aber die Grundtendenz soll beibehalten werden“, wünscht sich Welchering.
Gastronomische Anfänge unter Hubert Heller im „Museum“
Die „Weinstube Bacchus“ gab es schon seit 1976 unter diesem Namen – allerdings noch ohne Küche, es wurden Käsehappen zum Wein serviert. 1982 unterschrieb Welchering dann den Pachtvertrag, am 1. Mai 1983 öffnete das „Bacchus“ neu. Heute gibt es neben einer erlesenen Weinkarte mit Fokus auf deutschen Anbaugebieten – mit den Winzern arbeitet der Gastronom teils seit Beginn zusammen – etwa Wiener Schnitzel und Tajine. Bekannt ist das „Bacchus“ aber besonders für seinen Gänsebraten, November und Dezember sind für die Weinstube neben dem Sommer die geschäftigsten Zeiten.
Welchering machte seine ersten Schritte in der Gastronomie neben dem Studium unter dem Wirt Hubert Heller in der Studentenkneipe „Museum“, damals noch in der Kyffhäuserstraße statt am Zülpicher Platz zu Hause. Nach dem Studium und bis zur Neueröffnung der Weinstube arbeitete er dann für Heller im „Rottweiler“ – dem heutigen „Hellers Brauhaus“ in der Roonstraße. „Ich habe abends da gearbeitet und tagsüber das ‚Bacchus‘ umgebaut“, erzählt er. Der Weg war ja nicht weit. Das Interieur ist heute größtenteils noch dasselbe wie bei Neueröffnung, hölzerne Kirchenbänke aus einer Missionskirche in Steyl, von seinem Cousin bearbeitet, säumen die mit Holz vertäfelten, gelb gestrichenen Wände unter der mit Stuck verzierten Decke.
Neben dem Bacchus hatte das Ehepaar Welchering viele Jahre noch die „Weinstube Bocksbeutel“ in Lindenthal, die gaben sie jedoch 2009 an ihren Koch ab, der sie noch rund zehn Jahre weiterbetrieb. Heute ist dort das griechische Restaurant „Phili’s“.
Koch soll im „Bacchus“ bleiben
Nun soll auch das zweite Lokal in andere Hände übergehen. Welchering weiß, dass das nicht einfach wird: „Das hat mehr als 40 Jahre mein Leben strukturiert. Das muss ich jetzt nach und nach abbauen, damit ich nachher nicht in so ein großes Loch falle.“ Er könne sich auch gut vorstellen, neuen Inhabern weiterzuhelfen, die Arbeit mache ihm schließlich noch immer Spaß. „Aber ich will aus der Verantwortung raus.“ Vor zwei Jahren sei während der Geschäftszeit mal der Strom ausgefallen, da musste er mit Blechen nach gegenüber zu einem Kollegen, in dessen Ofen er dann die Gänse warm ziehen konnte. „All diese unvorhergesehenen Probleme, das will ich nicht mehr.“
Einen Nachfolger möchte Welchering nun so schnell wie möglich finden. Ein paar Interessenten habe es schon gegeben, allerdings werde die Suche durch sein Anliegen erschwert, dass der 56-jährige Koch Abi Amessou auf jeden Fall bleiben soll. Entsprechend kommen Köche, die die Weinstube übernehmen wollen, nicht infrage. „Ich mache so lange, bis ich einen Nachfolger gefunden habe. Muss ich ja auch.“ Welcherings Pachtvertrag läuft noch bis 2028 – den würde er aber gerne übertragen und nicht noch so lange weitermachen.