Müll zieht Ratten und Mäuse an und davon habe es diesen Sommer aufgrund vieler Besucher deutlich mehr am Rathenauplatz gegeben.
Sorgen um Kölner RathenauplatzAnwohner nennen ihn schon scherzhaft den „Rattenauplatz“
Zerbrochene Flaschen, Pizzakartons, Zigarettenpackungen und Chipstüten liegen hier und da im Gras verteilt: „Heute ist ein guter Montag“, kommentiert Fernanda Rojas Padilla den Müll. Wenn sie sonst nach dem Wochenende über den Rathenauplatz spaziert, sei es deutlich dreckiger, die Mülleimer überfüllt.
Seit zwölf Jahren wohnt sie nun schon dort, von ihrem Fenster hat sie einen direkten Blick auf den Platz. Mit ihren Töchtern, fünf und acht Jahre alt, ist sie häufig auf den Spielplätzen. „Das ist wie ein Garten für uns“, sagt die Mutter. Doch sie sorgt sich um die Zukunft dieses Gartens. Denn der Müll bringt ein weiteres Problem mit sich: „Ich glaube, Ratten und Mäuse gab es hier immer, aber so viele wie jetzt habe ich nie gesehen.“
Anwohner nennen Rathenauplatz scherzhaft „Rattenauplatz“
Ein Video einer weiteren Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, zeigt: Ein roter Plastikbecher liegt umgekippt auf einer Bank am südlichen Spielplatz auf dem Rathenauplatz. Um die Bank herum weiterer Müll auf dem Boden. Drei weiße Ratten oder Mäuse, genau erkennbar ist es auf dem Video nicht, huschen auf der Suche nach Futter umher. Ein vierter, braun gefärbter Nager kommt dazu. Ein anderes Video, vor wenigen Tagen morgens aufgenommen, zeigt vermutlich eine Maus, die vor einer offenen Chipstüte im Rasen am Rande des Rathenauplatzes hockt und die Krümelreste knabbert. Solche Videos teilen Anwohner, die sich regelmäßig auf dem Spielplatz treffen, in einer Whatsapp-Gruppe miteinander. Dort wird der Platz schon scherzhaft „Rattenauplatz“ genannt.
Alles zum Thema AWB
- Müllproblem am 11.11. Anwohnerverein fordert komplette Sperrung des Aachener Weihers an Karneval
- Kölner Besen laufen heiß Wie die AWB gegen die Laubberge im Veedel kämpft
- „Ist doch alles wie immer“ Ein Spaziergang durch das Kölner Univiertel nach dem jecken Wahnsinn
- Sessionseröffnung Kölner AWB-Chef: „Glas wollen wir nicht in den Grünanlagen haben“
- Maßnahmen zum Sessionsauftakt So bereiten sich die AWB auf den 11.11. vor
- Köln auf dem Weg zur „Zero Waste“-Stadt Podiums-Diskussion von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und AWB
- Neue Stadtordnung Stadt will Flaggenmaler von Domplatte drängen – Farbe gelangt in den Dom
Der Name ist nicht neu, wie Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, weiß. Auch er wohnt mit bestem Blick auf den Rathenauplatz und beobachtet das Geschehen nun seit fast 50 Jahren. Probleme mit Ratten seien da immer wieder mal aufgekommen: „Das ist intervallmäßig am Rathenauplatz schon immer so gewesen.“ Die vergangenen Jahre habe es allerdings kein größeres Problem gegeben, doch „diesen Sommer ist es wieder besonders viel“, sagt Hupke. Er findet: „Man muss die Ursache bekämpfen.“ Und die sieht er hauptsächlich beim Müll: „Der Platz ist viel stärker frequentiert, gerade an den warmen Tagen. Natürlich bringt das auch mehr Müll mit sich.“
Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz kann keine Plage erkennen
Michael Neumann, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz, sagt: „Dass mehr Müll auch mehr Ratten anzieht, ist klar.“ Allerdings empfinde er die Situation nicht so schlimm wie etwa noch vor rund 20 oder 25 Jahren, von einer Art Plage könne noch lange keine Rede sein. Trotzdem habe die Bürgergemeinschaft, nachdem Fernanda Rojas Padilla sich an sie wendete, die Meldung auch an die Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB) weitergegeben. Auch Rojas Padilla selbst habe sich vorher sowohl an die AWB als auch etwa an das Jugendamt und Grünflächenamt gewendet.
Die AWB bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion, dass ihr das erhöhte Müllaufkommen bekannt ist und entsprechend bereits Maßnahmen ergriffen beziehungsweise geplant wurden: „Aufgrund der starken Nutzung dieses Bereiches wird bereits zusätzliches Personal eingesetzt. Je nach Verschmutzungsgrad wird auch eine Kehrmaschine eingesetzt. Geplant ist zudem, die Papierkörbe mit Deckeln zu versehen, um zu verhindern, dass Tiere wie Vögel und Ratten an den Müll gelangen.“
AWB und Stadt Köln haben bereits Maßnahmen für den Rathenauplatz ergiffen
Auch die Stadt Köln leitete bereits Maßnahmen ein: Nach der Anfrage dieser Redaktion informierte das Ordnungsamt die Desinfektionsstelle des Gesundheitsamts, wie eine Pressesprecherin der Stadt Köln sagte. Am Donnerstag stellte das Gesundheitsamt dann sogenannte Köder-Depots am Rathenauplatz auf. Darin befindet sich Rattengift.
Neben den Best-of-Fotos von herumliegendem Müll und Videos von Ratten, die am Rande des Rathenauplatzes herumhuschen, hat Fernanda Rojas Padilla auf ihrem Handy auch Aufnahme um Aufnahme von Drogenkonsumenten. Besonders schlimm sei es an einem Stromhäuschen, das an der Südseite des Rathenauplatzes an den Spielplatz grenzt. Ein Zaun trennt das Häuschen vom Spielplatz ab, aber vom Gehweg aus ist es erreichbar. Zahlreiche Fotos auf Padillas Handy zeigen, wie Menschen hier offenbar Drogen konsumieren, dort habe sie schon häufig Spritzen und Alufolie gefunden. Auch darauf habe sie die Stadt bereits hingewiesen.
Anwohner beobachten häufiger Drogen-Szene am Rathenauplatz
Der Stadt seien diese Beschwerden bekannt, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. „Mitarbeitende des Ordnungsdienstes kontrollieren am Rathenauplatz nahezu jeden Tag zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Hinter dem genannten Stromhäuschen haben die Ermittlerinnen und Ermittler ein bis zweimal benutztes Drogenbesteck gefunden. Drogenkonsumenten wurden dagegen zu keinem Kontrollzeitpunkt angetroffen.“ Um das Häuschen besser zu sichern, liefen bereits Gespräche mit den beteiligten Dienststellen und der für das Stromhäuschen zuständigen Rhein-Energie. Auch mit der zuständigen Bezirkspolizistin der Polizei Köln sei der Ordnungsdienst der Stadt Köln im „engen Austausch“.
Die Polizei Köln bestätigt auf Anfrage, dass die zuständige Bezirksdienstbeamtin in den vergangenen Monaten einige Anwohnerbeschwerden erhalten habe, die über die Stadt Köln an die Polizei weitergeleitet wurden. Die Beamtin hat daraufhin umgehend die betreffenden Anwohnerinnen und Anwohner kontaktiert. In den vergangenen drei Monaten sei es außerdem nach telefonischen Hinweisen zu vier Einsätzen gekommen. In drei Fällen habe die Polizei dann keine Personen angetroffen, in einem Fall stellten sich die angetroffenen und überprüften Personen als letztlich unverdächtig aus. Die Polizei betont, dass der Rathenauplatz nicht als Kriminalitätsbrennpunkt gilt. Auch bei regelmäßigen Streifen seien bisher keine Personen aus der Drogen-Szene angetroffen worden.