Gezerre um den früheren Sitz der Oberfinanzdirektion und des Zolls: Zwei Gebäude stehen leer. Anwohner wollen, dass die Stadt eingreift.
Sanierungsstau und LeerstandNachbarn wollen, dass die Stadt das Gebäude der Finanzdirektion nutzt
Die Aussicht auf eine jahrelange Hängepartie mit Dauerleerstand der beiden Immobilien Wörthstraße 1-3 und Riehler Platz 2 treibt die Mitglieder der IG Neustadt-Nord/Villen-Viertel auf die Barrikaden. Die früheren Dienstsitze der Oberfinanzdirektion (OFD) Köln und der General-Zolldirektion stehen nach Auszug leer; ihre Zukunft ist völlig offen.
Denn in beiden Häusern – dem denkmalgeschützten Altbau an der Wörthstraße 1-3 und dem 13-stöckigen Hochhaus an der Riehler Straße 2 – hat sich ein erheblicher Sanierungsstau gebildet, der sich laut Schätzungen auf zusammen 80 bis 120 Millionen Euro beläuft. Dies erschwert eine Neunutzung erheblich.
IG-Vize Korte fordert „Konzept mit Sinn und Verstand“
„Wir fordern ein Konzept mit Sinn und Verstand, anstatt die nächste bauliche Katastrophe vorauszuplanen“, erklärt IG-Vize Reinald Korte beim Vereinstreffen im österreichischen Restaurant „Gruber's“.
„Schon der jetzige Leerstand ist für uns im Viertel nicht angenehm“, ergänzt der Vorsitzende Kurt Metelmann. „Was wir auch nicht wollen, ist eine zehnjährige Baustelle.“ Stattdessen bringen sie eine Idee ins Spiel: Der Altbau mit knapp 14.000 Quadratmetern könnte Büroraum für die Stadtverwaltung bieten – immerhin steht ein Auszug aus dem Stadthaus Deutz zur Debatte, wenn der dortige Mietvertrag 2029 endet. Für das (nicht denkmalgeschützte) Hochhaus, ein Fremdkörper im Veedel, wünscht sich die Runde einen Abbruch.
In der nächsten Zeit will die IG Gespräche mit allen demokratischen Ratsfraktionen über die Häuser führen und zu Ortsterminen einladen. „Wir sind eindeutig dafür, die Bürgerinnen und Bürger einzubinden“, so Korte. Die Lage ist kompliziert: Im Dezember 2021 war die OFD in ihr neues Gebäude, das „Dominium“ an der Tunisstraße 19-23 umgezogen, der Zoll nach Müngersdorf. Zunächst hatte das Land erwogen, Büros von Staatsanwaltschaft und OLG in den Häusern anzusiedeln, während deren Amtssitze ihrerseits saniert werden.
Stadt Köln soll Gebäude erwerben
Laut einem Gutachten, so das Land, eigneten sich die Gebäude von der Flächenaufteilung jedoch nicht. Die Bezirksvertretung Innenstadt hat auf einer Aktuellen Stunde im März einen Antrag an den Rat beschlossen, die beiden Gebäude zu erwerben. Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht, sollte das Land die Immobilien abgeben wollen. Falls sie das nicht wahrnimmt, wird es ein offenes Bieterverfahren geben – an dem die Stadt ebenfalls teilnehmen könnte. Ab Mai will das Land über sechs Wochen unter seinen Behörden – Gerichte, Finanzämter, Hochschulen oder Polizei – klären, ob jemand Interesse am Standort hätte.
Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Vor kurzem hatte die Kölner CDU vorgeschlagen, im Hochhaus studentisches Wohnen anzusiedeln; der Altbau könnte zur Schule werden. Beide Ideen sieht die IG kritisch: Die hohen Sanierungskosten machten den Umbau des Hochhauses zu Wohnraum völlig uninteressant; die Baukosten pro Quadratmeter stünden in keinem Verhältnis mehr. Für eine Schule sei das Areal schlicht zu klein. „Die sinnvollste Nutzung wäre eine Büronutzung. Diese ist schon im Bebauungsplan festgelegt“, merkt Korte an.