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Kommentar

Satirischer Wochenrückblick
Köln ist zu klein für so viele Füße

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Lesezeit 2 Minuten
Rundgang mit dem Fußverkehrsbeauftragten der Stadt Köln, Nico Rathmann, zu einigen Punkten in der Innenstadt.

Nachfolger für Nico Rathmann gesucht: Köln braucht einen neuen Fußverkehrsbeauftragten.

Warum die Stadt den Job eines Fußverkehrsbeauftragten besser nicht besetzen sollte.

Was für eine Blamage. Offenbar findet sich für die schönste Stadt Deutschlands niemand, der sie zu Fuß erkunden will. Nicht einmal gegen Bezahlung. Was nicht verwunderlich ist, schließlich hat der erste und bisher letzte Fußverkehrsbeauftragte Ende März voller Frust seinen Zollstock eingepackt und ist nach Bonn gelaufen, weil er in Köln als Johann Ohneland kein Bein an die Erde kriegte.

Mit dem Zollstock hat er eifrig die Breite von Bürgersteigen und die Höhe von Bordsteinkanten gemessen, um am Ende festzustellen: Köln ist zu klein für so viele Füße. Das alles mutterseelenallein auf der Straße, schließlich hat das 70-köpfige Team im Amt für Mobilitätsentwicklung Wichtigeres zu tun. Es muss sich um die konzeptionelle Planung sämtlicher Mobilitätsarten kümmern. Vor allem um das Umdrehen von Einbahnstraßen.

Das geht natürlich nur am Schreibtisch, am besten im Homeoffice. Jetzt lockt die Stadt mit mehr Geld, doch auch das wird keine Bewerbungsflut auslösen wie auf Wangerooge, wo sich mehr als 1100 Bewerber um den Posten des Leuchtturmwärters bewarben.

Ein verdammt schönes Pflaster

Obwohl sie dem oder der Neuen langfristig eine bessere Ausrüstung verspricht. Was am Ende auf ein Paar Walkingstöcke hinauslaufen dürfte. Köln hat bis auf den Heliosturm leider keine Leuchttürme zu bieten, auch wenn die Politik immer davon spricht. Für Fußgänger schon mal gar nicht. Also sparen wir das Geld lieber und konzentrieren uns auf das vorhandene Potenzial. Und das ist gewaltig.

Am kommenden Sonntag werden mehr als 30.000 Fußverkehrsbeauftragte durch Köln laufen. Und dabei wird ihnen nichts entgehen. Kein Schlagloch, keine Stolperfalle, keine Engstelle. Manche von ihnen machen das schon so viele Jahre, dass sie sogar den Härtegrad des Pflasters bestimmen können. Und das Verrückte ist: Sie machen das freiwillig, zahlen sogar dafür, die letzten Meter am Dom über einen roten Teppichboden zu laufen. Das alles für eine Holzmedaille. Ihre Botschaft ist immer die gleiche: Köln ist ein verdammt schönes Pflaster.