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Was darf Karikatur?Heiko Sakurai: „Mit dem Abbild von Mohammed gehe ich nicht so locker flockig um“

Lesezeit 3 Minuten
Kari Woelki Kirchenaustritte

Eine Sakurai-Karikatur aus dem Jahr 2023 über den Kölner Kardinal Rainer Woelki

Das Geschäft mit Karikaturen sei schwerer geworden, meint Karikaturist Heiko Sakurai. Er zeichnet auch für den „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Was darf eigentlich Karikatur? Mit dieser Frage beschäftigte sich am 4. September der „frank&frei“-Talk des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Gesprächsgast von Chefkorrespondent Joachim Frank in der Karl-Rahner-Akademie war der Karikaturist Heiko Sakurai.

Karikaturen eher Journalismus als Kunst

„Ich finde, Karikaturen sind eher Journalismus als Kunst“, stellte der in Köln lebende Zeichner bereits zu Anfang klar. Da Karikaturen oft auf der Meinungsseite erscheinen, könnten sie dort auch ein Thema abdecken, dem sonst kein eigener Kommentar gewidmet ist.

Frank, der häufig jeweils eine von bis zu drei Karikaturen für die nächste Zeitungsausgabe auswählt, stimmte zu. Die Karikatur könne ergänzend zu Kommentaren erscheinen – oder als eigenständiger Meinungsbeitrag. Wenn am Nachmittag Sakurais Vorschläge per E-Mail in der Redaktion einträfen, sei das „immer mein 16-Uhr-Lacher“, erzählte Frank.

Sakurai: Seit dem 11. September ist das Geschäft schwerer geworden

Karikaturist Heiko Sakurai und Journalist Joachim Frank in Köln

Die Veranstaltung in der Karl-Rahner-Akademie war gut besucht.

An dem Abend ging es neben dem unterhaltenden Moment aber auch darum, Grenzen der Karikatur auszuloten. „Das Geschäft ist komplizierter geworden“, befand Sakurai. Seit den islamistischen Terroranschlägen vom 11. September 2001 stelle er fest, dass die Grenzen enger gezogen würden als zuvor. Durch die Debatte um die Mohammed-Karikaturen des Dänen Kurt Westergaard vom September 2005 habe sich das weiter zugespitzt.

„Mit dem Abbild von Mohammed gehe ich nicht so locker flockig um wie mit dem von Jesus“, sagte Sakurai. Bei religiösen Themen halte er sich aber grundsätzlich zurück. Wenn er Gott darstelle, dann oft indirekt – und, wie er hinzufügte, durchaus sympathisch. So etwa in Zeichnungen zum Kölner Kardinal Rainer Woelki. Der hingegen bekommt als führender Kirchenmann dann sehr wohl Kritik vom Karikaturisten ab.

Eine Karikatur von Heiko Sakurai aus dem Jahr 2023 zeigt den Kölner Kardinal Rainer Woelki, der au einem Stuhl sitzt und die Stimme Gottes von oben hört.

Das SPD-Organigramm: Karikatur von Heiko Sakurai mit den Politikern Kevin Kühnert, Karl Lauterbach, Olaf Scholz, Saskia Esken, Lars Klingbeil und Boris Pistorius (von links). Unten links die Figur der „alten Tante SPD“

Zu den Mohammed-Karikaturen, deretwegen Westergaard mit dem Tod bedroht wurde, stellte Sakurai klar: „Es muss möglich sein, so was zu zeichnen. Niemand ist gezwungen, sich das anzusehen, oder Medien zu kaufen, in denen so was erscheint.“ Im Konflikt zwischen Religions- und Meinungsfreiheit stehe er im Zweifel „ein bisschen mehr auf der Seite der Meinungsfreiheit“.

Den Antisemitismus verurteilt Karikaturist Sakurai scharf

Kritik sei selbstverständlich auch am Staat Israel oder seiner Regierung erlaubt. Den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu müsse man kritisieren dürfen – und das tue er auch. „Es ist Quatsch, zu sagen, dass es in Deutschland nicht möglich sei, Kritik an Israel zu üben.“ Das sei kein Antisemitismus. Den Unterschied markiert Sakurai zum Beispiel dadurch, dass er in seinen politischen Karikaturen den Davidstern stets als Teil der israelischen Flagge zeigt, nicht isoliert als Symbol für das Judentum.

Am 4. September sprach Karikaturist Heiko Sakurai (links) in der Kölner Karl-Rahner-Akademie bei „frank&frei“ mit Joachim Frank.

Am 4. September sprach Karikaturist Heiko Sakurai (rechts) in der Kölner Karl-Rahner-Akademie bei „frank&frei“ mit Joachim Frank.

Den Antisemitismus in Deutschland verurteilt Sakurai scharf. In einer seiner Zeichnungen ist ein Paar vor dem Fernseher zu sehen. Während im laufenden Programm vom Existenzrecht Israels als Teil der deutschen Staatsräson gesprochen wird, ist auf die Hauswand ein Judenstern gesprüht worden.

In der Sache muss die Karikatur hart bleiben

Zu umstrittenen Karikaturen habe er Lesern auch schon geschrieben, berichtete Sakurai. Eine von manchen missverstandene Karikatur von 2013 über den Anschlag auf den Boston-Marathon habe er danach sogar von seiner Webseite heruntergenommen. Als schwierig erweise sich generell der Umgang mit Stereotypen, die auf unterschiedlich große Empfindlichkeiten träfen.

Doch in der Sache müsse die Karikatur auf jeden Fall hart bleiben. „Mir ist klar, dass eine Karikatur verletzen kann und auch verletzen muss, manchmal muss sie auch hinrichten, mit unseren Mitteln“, sagte Sakurai, „aber ich möchte wirklich niemanden verletzen, der es echt nicht auch verdient hat“.