Seit 2017 laufen die Vorbereitungen für die historische Reise des alten U-Boots. Jetzt war es in Köln und der Region auf dem Rhein zu sehen.
Ein Wal aus Stahl und PatinaTausende Kölnerinnen und Kölner beobachten historisches U-Boot 17 auf dem Rhein
Als Thomas Mitbrodt seinen Logenplatz fast wieder verlassen will, weil sich rechts von ihm dunkle Regenwolken nähern und sich vorne einfach nichts tut, biegt U 17 endlich doch um die Ecke. Seit mehr als einer Stunde steht der 56-Jährige schon auf der Mülheimer Brücke, schaut Richtung Norden auf den Rhein und wartet auf die Kölner Sehenswürdigkeit des Wochenendes: Das ausgemusterte U-Boot, das auf seinem langen Weg von Kiel zum Technik Museum Sinsheim auch in Köln Station machen soll. Gerald Penzl, ebenfalls auf U-Boot-Suche, lacht: „Es müsste ein Eis-Verkäufer hier sein.“
U 17 in Köln: Schaulustige von der Mülheimer Brücke bis zur Bastei
Um 17.23 Uhr, etwa eine halbe Stunde später als vorhergesagt, meldet Thomas Mitbrodt „ersten Sichtkontakt“. Die U 17, ein fast 50 Meter langer Wal aus Stahl und Patina, bewegt sich in der Rheinkurve in Höhe Stammheim langsam den Fluss aufwärts. Mitbrodt zieht sein Handy: „Da kribbelt es einem ein bisschen durch den Körper.“ Andere Zuschauer auf der Mülheimer Brücke applaudieren. „Das gab es noch nicht, dass ein U-Boot hierhergefahren ist“, sagt André Feldgen, der direkt neben Thomas Mitbrodt ein Video dreht. So nah wie möglich wollte er dran sein an dem Koloss, der dann tatsächlich fast genau unter ihm auf einer Plattform die Brücke passiert, vorangetrieben von einem Schubschiff.
Trotz seiner elf Meter Höhe passt der Transportverband problemlos unter der Brücke durch. Danach wird das Publikum immer zahlreicher. Als U 17 seinen Anleger kurz vor der Bastei erreicht, stehen mehrere tausend Zuschauer parat. Beifall brandet auch hier auf, als die Anker ausgefahren werden. Smartphones arbeiten im Dauerbetrieb, Kinder sitzen auf Schultern. Von irgendwo her ist die Filmmusik von „Das Boot“ zu hören. „Es wäre geil gewesen, wenn das U-Boot selber hier lang gefahren wäre“, sagt ein junger Mann.
Das kann es aber nicht. „Vom Tiefgang her würde es nicht gehen“, erklärt Holger Baschleben, Sprecher der Technik Museen Sinsheim und Speyer. In Sinsheim soll das 50 Jahre alte U-Boot voraussichtlich 2024 ausgestellt werden, vorher ist ein längerer Zwischenstopp in Speyer geplant. Die 500 Tonnen schwere Dauerleihgabe des „Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“ wurde schwimmunfähig gemacht. Die Waffensysteme funktionieren nicht mehr.
Ausrangiertes Marine-U-Boot hat seine Anziehungskraft nicht verloren
Ihre Anziehungskraft hat das 2010 außer Dienst gestellte Marine-U-Boot nicht verloren. Der Andrang an der Bastei beeindruckt selbst Holger Baschleben, der sich in den vergangenen Tagen und Wochen wahrlich nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen konnte. „Aber Köln ist immer Party pur, das ist ja Wahnsinn.“ Es seien noch mehr Schaulustige gekommen als beim Rhein-Transport der russischen Raumfähre „Buran“ vor 15 Jahren, auch dies ein Projekt des Technik Museums.
Der U-17-Transport - später auch über Straßen – sei bisher glatt gelaufen. Auf der Etappe nach Köln habe der Kapitän jedoch ein wenig die Geschwindigkeit gedrosselt. Statt der durchschnittlichen neun Stundenkilometer waren es in Düsseldorf nur fünf. Den Grund kenne er auch nicht, sagt Baschleben: „Aber alles liegt super im Plan.“ Der Aufwand für die letzte Reise der U 17 ist groß, die Vorbereitungen laufen seit 2017. Die Gesamtkosten für den Transport liegen bei rund zwei Millionen Euro. „Langfristig wird sich das amortisieren“, so Baschleben. Das „Großexponat“ werde eine Bereicherung für die Ausstellung sein: „Das ist einfach spektakulär.“
Historisches U-Boot auf dem Rhein in Köln: Schaulustige erstaunt über Größe von U 17
Das findet auch Matthias Sprekelmeyer, der mit seinen Söhnen Ole (5) und Bela (2) mit dem Fahrrad aus Mülheim gekommen ist. „Es ist einfach schön, sowas zu sehen, man kann sich nicht vorstellen, wie groß die Dinger sind“, sagt der 43-Jährige. Ob er gern einmal in einem U-Boot fahren würde? „Nö“, sagt Ole: „Das würde eng werden.“ Aber ein Besuch des Museums ist schon jetzt geplant.
Thomas Mitbrodt plant hingegen für den nächsten Morgen, wenn das U-Boot seine Fahrt weiter nach Süden fortsetzt. Gegen 6.15 Uhr am Sonntag soll es sich auf Höhe des Doms befinden. Thomas Mitbrodt will sich in Höhe des Hyatt-Hotels in Deutz positionieren. Er hofft auf gutes Licht und schöne Fotos. U-Boot vor Kathedrale - so ein Motiv werde es kein zweites Mal geben.