Mein VeedelMit GAG-Vorstand Kathrin Möller durch die Südstadt
- Kathrin Möller ist seit acht Jahren im Vorstand der GAG Immobilien AG, dem größten Wohnungsunternehmen im Kölner Raum.
- Als Architektin und Stadtplanerin sei sie eine Verfechterin des urbanen Wohnens.
Innenstadt – Im Winter sieht man in Kölner Grünanlagen in aller Herrgottsfrühe mitunter auffallend helle Lichtpunkte. Was auf die Distanz wie ein Radfahrer in der Dunkelheit anmutet, kommt in leicht hüpfenden Bewegungen näher und entpuppt sich schließlich als Stirnlampe eines Joggers.
Passionierte Läufer sind Menschen, die im Wesentlichen nur zwei Jahreszeiten unterscheiden: die dunkle Phase und die mit Tageslicht. Kathrin Möller gehört zu denen, die ihre Stirnlampe besonders lange benötigen; denn sie ist immer schon sehr zeitig unterwegs, und kaum jemand ahnt, dass die Frühsportlerin zu den wenigen Frauen gehört, die im Vorstand eines großen Unternehmens sitzen.
Möller ist seit acht Jahren neben Uwe Eichner im Vorstand der GAG Immobilien AG, dem größten Wohnungsunternehmen im Kölner Raum.
Ein Muss: die „torta della nonna“
Unser Treffpunkt liegt sechs Kilometer vom GAG-Firmensitz in Braunsfeld entfernt am Eifelplatz. La Teca ist ein gemütlicher Italiener, wo es problemlos gelingt, den Schreibtisch vorübergehend auszublenden. „Selbst wenn Sie keinen Hunger haben, die „torta della nonna“ dürfen Sie sich nicht entgehen lassen“, erklärt Möller mit einem Blick, der so viel Überzeugungskraft birgt, dass der Fastenvorsatz im Nu vom Tisch fliegt.
Antonio Giannattasios charmant-familiäres Restaurant gehört zu den Orten, die Kathrin Möller dafür entschädigen, selber kaum noch Zeit zum Kochen zu haben. Das Lokal sei für sie und ihren Lebenspartner wie „ein erweitertes Wohnzimmer“, das sie aufsuche, wenn der Kühlschrank daheim leer sei. An solchen Abenden rettet sie der Antipasti-Teller, ein Fisch oder die kleinen Kalbsrouladen.
Am Eifelplatz funktioniert urbanes Wohnen
Als Architektin und Stadtplanerin sei sie eine Verfechterin des urbanen Wohnens. „Und der Eifelplatz ist ein Beweis dafür, dass es funktioniert.“ Mit Straßenbahn-, Autoverkehr und Außengastronomie – „so weit das Ordnungsamt dies gestattet“.
Möller bezeichnet sich selber als einen „Süßjunkie“, aber das ist nicht der Hauptgrund für einen Besuch in der Bäckerei Wolf. Da könne man morgens schnell zum Brötchenholen „hinschluren“, wenn man noch nicht gefönt sei. „Die sind einfach nett“, unterstreicht die GAG-Chefin und macht uns im Vorübergehen auf die Vorzüge des nebenan liegenden Markts am Eifelplatz aufmerksam, der auch sonntags geöffnet sei und somit zur Rettung werden könne, wenn man die Milch vergessen habe.
Perfekter Wohnort für Jogger
Als die 51-Jährige Ende 2008 von Bremen nach Köln kam, wurde ihr als erstes erklärt, man könne in dieser Stadt nur nach Nippes, Ehrenfeld oder in die Südstadt ziehen. Sie entschied sich für eine Wohnung an der Volksgartenstraße, weil sie dort am Morgen gleich loslaufen konnte: vom Volksgarten in den Vorgebirgspark, dann weiter durch den Grüngürtel bis zum Kalscheurer Weiher.
Während unsereins in Gedanken die nicht unerhebliche Strecke abmisst, rühmt Möller die segensreiche Wirkung des Joggens. „Als Vorstand eines solches Unternehmens müssen Sie ausgeglichen, inspiriert und energievoll sein. Und das Laufen gibt mir das. Die Bewegung in der Natur ist ein unglaublicher Energiebringer“, betont die Frau, die sowohl verschiedene Marathons als auch Bergrennen absolviert hat. 2012 etwa den „Transalpine Run“ von Ruhpolding im Chiemgau bis ins italienische Sexten – rund 350 Kilometer in acht Tagesetappen. Danach habe ihr Lebensgefährte ihr allerdings die rote Karte gezeigt, erzählt Möller lachend.
Ärger über den Müll
Ausgerechnet heute haben ein paar hässliche Regenwolken über dem Volksgartenweiher Stellung bezogen, um die wacker nach oben gereckten Osterglocken das Fürchten zu lehren. Kathrin Möller lehnt an dem Eisengeländer und schaut in die Grünanlage. Im Sommer störe sie weder die Menschenflut noch die ständige Grillerei. „Aber es ist so ärgerlich, dass die ihren ganzen Müll liegenlassen.“ Die Architektin betrachtet es als enorme Großzügigkeit der Stadt, den Menschen den Aufenthalt im Grünen zu ermöglichen. „Das findet man längst nicht überall.“
Zur Wohnungsnot in Köln
Gebürtig stammt die 51-Jährige aus Erfurt, sie ist in Norddeutschland aufgewachsen, hat in Berlin studiert und war jahrelang Geschäftsführerin einer Gesellschaft für Stadtentwicklung in Bremen, bevor ihr der Vorstandsposten bei der GAG angeboten wurde, einem Unternehmen, das derzeit einen Bestand von rund 42.000 Wohnungen in Köln hat. Was löst der Ruf nach 50.000 neuen Wohnungen, die bis 2020 in Köln benötigt werden, in ihr aus?
„Das kann die GAG nicht alleine. Wir bauen in der Regel jährlich 500 bis 750 Wohnungen – das ist schon eine Menge. Wir sagen, wenn die Stadt uns möglichst schnell Flächen und Baurecht zur Verfügung stellt, werden wir in der Lage sein, zwar nicht 50 000, aber eine große Zahl zu bauen.“
In Möllers Augen hat die GAG „ein riesiges Akzeptanzproblem, weil wir immer in die Nähe von Menschen rücken, die da bereits wohnen.“ Dann heiße es: „Ihr baut die Stadt zu, es wird immer enger, und die Grünflächen verschwinden.“ Doch Wohnungsbau alleine reiche nicht, man brauche Verkehrsanbindung und Infrastruktur; Voraussetzungen, die sie „nachdrücklich fordere“. Die entscheidende Frage sei, was die Stadt brauche, um allen Menschen gerecht zu werden und attraktiv zu bleiben. „Da macht die GAG schon viel. Man muss nur akzeptieren, dass es nicht von heute auf morgen geht.“
Französische Delikatessen im Veedel
Wir machen einen Sprung zur Teutoburger Straße, bleiben am Fotoatelier von Elke Moorkamp stehen und bewundern vor allem die Serie ihrer hinreißend porträtierten alten Stofftiere. Am französischen Delikatessladen von David Boucherie kommt man schwer vorbei; zumindest nicht, ohne ein Stück Käse zu kaufen und einmal über der Theke tief einzuatmen.
Auf dem Weg zur nächsten Lieblingsadresse gesteht Kathrin Möller, dass neben dem Kochen leider auch ihre Kinoleidenschaft in letzter Zeit ziemlich auf der Strecke geblieben ist. Dabei liebe sie Adressen wie das Odeon oder das Off Broadway.
Als nächstes suchen wir das griechische Lokal „Dialog“ auf, das Alexander Doulidis seit 23 Jahren betreibt. „Abends ist es da immer rappelvoll und es gibt sehr, sehr guten gegrillten Fisch“, sagt die Architektin. Fast nebenan auf der Alteburger Straße befindet sich das schöne Geschäft der Frau, der es gelungen ist, den Silber- und Perlenfan Möller von Goldschmuck zu überzeugen.
Filigranes aus Gold
Cordula Rösslers Spezialität sind besonders filigrane Arbeiten aus Gold – vielfach in Kombination mit Edelsteinen. Und da Kathrin Möller das Pech hatte, dass kurz nach ihrem Einzug in Köln in ihre Wohnung eingebrochen und dabei auch ihr Schmuck gestohlen wurde, konnte sie sich bei Goldschmiedemeisterin Rössler zumindest partiell trösten.
Die Traurigkeit über die nicht zu ersetzenden Erbstücke ist geblieben – genauso, wie das Bedauern darüber noch nicht verflogen ist, dass eine von ihr geschätzte kulinarische Institution abgewandert ist. Bei Ingo Fertig am Zugweg „habe ich mein erstes Himmel un Ääd auf französisch gegessen“.
Inzwischen ist der Koch in der Brasserie Fertig in der Dagobertstraße zu finden. Und auch Kathrin Möller hat der Südstadt schweren Herzens den Rücken gekehrt und ist nach Junkersdorf gezogen. Der Grund war – „wie so oft – das eine fehlende Zimmer“.