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„Die Guten gehen immer zu früh“Kölner Kabarettist Thomas Reis ist nach schwerer Krankheit gestorben

Lesezeit 3 Minuten
Thomas Reis lehnt am Geländer seines Balkons, hinter ihm ist der Rhein zu sehen.

Thomas Reis, hier 2019 auf seinem Balkon fotografiert, ist am Sonntag gestorben.

Der 60-Jährige war an Lungenkrebs erkrankt, Anfang Juni stand er ein letztes Mal im Senftöpfchen auf der Bühne.

Der Kölner Kabarettist Thomas Reis ist am Sonntag nach schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren gestorben. Das teilte am Montagmorgen (24. Juni) seine ehemalige Agentur Theatertransfer mit. Bei dem gebürtigen Freiburger wurde im vergangenen August Lungenkrebs diagnostiziert, seitdem hatte er sich von der Öffentlichkeit weitestgehend zurückgezogen. Am 5. Juni gab er im vollbesetzten Senftöpfchen in Köln eine Abschiedsvorstellung.

„Es ist nochmal eine Möglichkeit, mich auf einen Punkt hin zu motivieren, der ein bisschen sinnstiftend ist“, hatte er vorab im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Entscheidung erklärt, noch ein letztes Mal auf die Bühne zu gehen. Dort sitzend – zum Stehen fehlte längst die Kraft – las er Anfang Juni Ausschnitte aus seinem neuen, noch nie gezeigten Programm „Du sollst nicht verblöden“.

Wegbegleiter trauern um Thomas Reis

Im Publikum saßen dabei viele Wegbegleiter und Freunde, darunter etwa der Gastgeber der WDR-Mitternachtsspitzen, Christoph Sieber. „Lieber Thomas. Die Guten gehen immer zu früh. Danke, dass du uns diesen Abend geschenkt hast“, schrieb Sieber anschließend in einem Beitrag auf seinem Facebook-Profil.

Auch Peter Vollmer war im Senftöpfchen dabei. „Der Tod von Thomas erschüttert mich tief“, sagte Vollmer am Montag dieser Redaktion. „Die Zusammenarbeit mit ihm hat mein Leben entscheidend geprägt.“ Der Kabarettist gründete gemeinsam mit Thomas Reis Mitte der 80er in Freiburg das „Duo Vital“, sie eroberten gemeinsam die kabarettistischen Bühnen, bis sie sich ab Anfang der 90er ihren Solo-Programmen widmeten. „Ich habe die Tiefe seiner Texte und Entschlossenheit seiner künstlerischen Haltung und auch ihn als Menschen immer sehr bewundert.“

Auch Joe Knipp, Regisseur und der ehemalige Leiter des Theaters am Sachsenring, begleitete Reis schon in den frühen Anfängen seiner Karriere, er inszenierte etwa sein erstes Solo-Programm. Bis ins vergangene Jahr arbeiteten die beiden immer wieder zusammen, zuletzt bei Reis' Komödie „Zwei Frauen und ein Kühlschrank“. Am Montag veröffentlichte er auf Facebook ein altes Foto von sich und Reis mit den Worten: „Mein Freund Thomas Reis ist gestorben.“

Kabarettist engagierte sich beim Kölner Rosenmontagszug

Thomas Reis nutzte seinen Humor nicht nur auf der Bühne: Seit einigen Jahren war er auch mit den Kritzelköpp am Kölner Rosenmontagszug beteiligt. Wegen seiner Krankheit konnte er am letzten Zoch nur sehr wenig mitwirken. Aber die Kritzelköpp hätten bei jeder Veranstaltung ein Bild von ihm dabeigehabt und auf den Tisch gestellt: „Das war sehr berührend. Aber das ist halt Karneval, das ist Köln, meine Wahlheimat“, sagte er in seinem letzten Interview vor wenigen Wochen. „Ich sollte in diesem Jahr eigentlich bei Holger Kirsch auf dem Zugleiterwagen mitfahren. Das wäre schön gewesen, aber ich habe es nicht geschafft.“

Kirsch reagierte am Montag sichtlich getroffen auf die Nachricht. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich der feige Krebs an eine derart gewaltige (streitbare) Erscheinung mit solch messerscharfem Geist überhaupt heranwagt.“ Reis in den Kreis der Kritzelköpp aufzunehmen, habe den Rosenmontagszug politischer und tiefgründiger gemacht. Kirsch richtete am Montag auch Worte direkt an den kurz zuvor Verstorbenen: „Wir durften dich auch von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Als liebevollen, alleinerziehenden Vater und Freund.“

Thomas Reis brachte in den fast vierzig Jahren seiner Kabarettkarriere mehr als ein Dutzend Solo-Programme auf die Bühne, trat in zahlreichen Fernsehaufzeichnungen auf und wurde mehrfach mit Kleinkunstpreisen ausgezeichnet.