Kölner KarnevalVeranstalter will keine ungeimpften Jecken am 11.11. auf dem Heumarkt
Köln – Stell dir vor, es ist Sessionseröffnung am Heumarkt und du bist nicht geimpft. Dann musst du zu Hause bleiben und kannst dir das jecke Spektakel nur im Fernsehen angucken. Das ist zumindest das Szenario, wie es sich Ralf Schlegelmilch, Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft, vorstellt. Die Karnevalsgesellschaft veranstaltet traditionell am 11.11. den Sessionsauftakt auf Heumarkt und Alter Markt. Schlegelmilch, ein Mann mit großer Erfahrung im organisierten Karneval, ist bewusst, dass das bunte Treiben am 11.11. Signalwirkung für die komplette Session hat.
„Wir haben eine Riesenverantwortung“, sagt er. „Wir müssen unsere Gäste schützen. Stand jetzt würden wir nur Geimpfte und Genesene einlassen, also 2G“. Einzige Ausnahme wären negativ Getestete, die per medizinischem Attest nachweisen, dass sie nicht geimpft werden dürfen. „Das ist wie beim Auto: Fahren darf nur der mit Führerschein, der ohne muss auf den Beifahrersitz“, sagt Ralf Schlegelmilch. „Der Beifahrersitz wäre in unserem Fall der Fernsehsessel, auf dem man sich die WDR-Übertragung anschauen kann.“
Tausende Karnevalisten könnten in der Altstadt feiern
Schlegelmilch sieht sich und seine Gesellschaft auf demselben Kurs wie den 1. FC Köln und Alexander Wehrle. „Wir als Veranstalter müssen Lösungen suchen und Diskussionen anstoßen. Dass das nicht jedem gefällt, ist klar.“ Er habe die Oberbürgermeisterin und das Festkomitee Kölner Karneval über seine Pläne informiert. Heumarkt und Alter Markt sowie die die Plätze verbindende Straße Unter Käster würden abgesperrt. „Wir gehen davon aus, unter diesen Bedingungen 15.000 bis 20.000 Menschen einlassen zu können. Um den erhöhten Kostenaufwand für Sicherheitspersonal und Einlasskontrollen abzudecken, werden wir Tickets verkaufen.“
Voraussichtlich soll der Preis bei 11,11 Euro liegen. „Sollte hinterher Geld übrig bleiben, wird das für die Flutopfer gespendet“, sagt Schlegelmilch. Am Einlass wären dann personifiziertes Ticket, Impfnachweis sowie der Personalausweis zu zeigen. „Nur so können wir sicher feiern. Das ist auch im Interesse der auftretenden Bands und Künstlerinnen.“
Rahmenbedingungen können sich bis zum 11.11. ändern
Auch mit den Anrheiner-Gastronomen habe man bereits gesprochen. Es wird über Getränkegutscheine nachgedacht, um die Ticketpreise zu kompensieren. Dem Präsidenten ist klar, dass die Rahmenbedingungen sich durch eine veränderte Pandemielage sowie Entscheidungen der Politik bis November ändern könne. „Aber planen müssen wir jetzt. Gegebenenfalls Absagen ist einfach.“ Auch wenn das schwerfiele. „Ich bin Karnevalist aus ganzem Herzen. Aber eines ist und bleibt klar: Wir wollen feiern, aber nicht um jeden Preis.“ Er hofft, dass der Karneval so dazu beitragen kann, dass sich noch mehr Menschen impfen lassen.
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Auch die Karnevalisten in Düsseldorf wollen in der nächsten Saison nur Geimpfte und Genesene zu Feiern zulassen. „Nur ein negativer Corona-Test reicht nicht aus, um eine unserer Veranstaltungen besuchen zu können“, sagte der Präsident des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC), Michael Laumen, dieser Zeitung. Das habe man für die CC-Veranstaltungen Prinzenpaarkürung und Fernsehsitzung beschlossen. „Wir wollen aber auch unseren Vereinen 2G für ihre Veranstaltungen nahelegen“, sagt Laumen. „Wir wollen auf der sicheren Seite sein und nicht in die Gangelt-Ecke gedrückt werden.“ In Gangelt hatte es 2019 den ersten größeren Corona-Ausbruch in NRW gegeben – nach einer Karnevalssitzung.
„Wir wollen das Impfen befördern“, sagt Laumen, eine konzertierte Impfaktion der Düsseldorfer Karnevalisten sei in Vorbereitung. Was den öffentlichen Raum betreffe, wolle man die Entscheidungen der Politik abwarten. Aber der CC-Präsident geht davon aus, dass am 11.11., wenn vor dem Düsseldorfer Rathaus der Hoppeditz der Politik den Spiegel vorhält, auch dort Einlasskontrollen nötig sein werden, 2G inklusive. Der Komplettausfall im letzten Jahr schmerzt immer noch. Laumen: „Das Kulturgut Karneval gehört wieder auf die Straße.“
Zurückhaltung vom Festkomitee Kölner Karneval
Noch etwas zurückhaltender reagiert das Festkomitee Kölner Karneval (FK). „Für uns stellen sich derzeit noch zu viele offene Fragen“, teilt Sprecherin Tanja Holthaus mit. „Auch ist die Entwicklung der Pandemie sehr dynamisch, wie sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat. Daher halten wir es noch für zu früh, jetzt schon verbindliche Entscheidungen für die Veranstaltungen in fünf Monaten zu treffen.“ Natürlich mache man sich Gedanken und befinde sich im engen Austausch mit der NRW-Landesregierung und allen relevanten Institutionen in Köln.
„Wir brauchen ein verbindliches Regelwerk, um Planungssicherheit für die Gesellschaften zu schaffen. Einlass nur für Geimpfte und Genesene kann dabei durchaus eine Option sein.“ So wäre nicht nur der Schutz für die Feiernden größer, so die Sprecherin. „Gleichzeitig wächst bei dem einen oder anderen vielleicht auch noch die Motivation, sich impfen zu lassen. Denn nur wenn möglichst viele Menschen sich impfen lassen, werden wir Karneval unbeschwert feiern können.“