Kölner KitasBeschäftigte befürchten minderwertige Qualität von Schutzmasken
Köln – Beschäftigte in städtischen Kitas reagierten verärgert, nachdem sie die Verpackung geöffnet hatten und das Produkt in den Händen hielten. Die ihnen vom Land zur Verfügung gestellten Corona-Schutzmasken hätten die Erwartungen keinesfalls erfüllt, berichtet eine Erzieherin. Keine CE-Kennzeichnung, keine Angaben zum medizinischen Standard – weder auf der Hülle, noch auf der Maske selber.
In Kitas müssen aufgrund der Conona-Schutzverordnung „alle Erwachsenen im Umgang miteinander eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, wenn der Abstand von 1,5 Metern nicht einzuhalten ist“. Im vorigen November hatte das nordrhein-westfälische Ministerium für Kinder und Familie in einer Mitteilung an Eltern und Personal öffentlich angekündigt: „Das Land wird für die Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflegepersonen zwei Millionen FFP2-Masken zur Verfügung stellen.“
FFP2-Kriterien nicht erfüllt
Die daraufhin an Kindertagesstätten verschickte „Medical Protective Mask“ eines chinesischen Herstellers hat jedoch allenfalls auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit den vom Ministerium zugesagten FFP2-Masken. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass sie die Ansprüche an diesen Schutz-Standard nicht erfüllt.
Die Frage, wie dieser Widerspruch zu erklären ist, beantwortet das für die Beschaffung zuständige Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales so: „Bei den verwendeten Begrifflichkeiten“ könnten „Irritationen entstehen“. So seien KN95-Masken mit einer behördlichen Bestätigung „vergleichbare Masken zum FFP2-Standard“.
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Nicht nur in Köln zweifeln Kita-Beschäftigte an der Qualität der ihnen zur Verfügung gestellten Masken. Der Städtetag Nordrein-Westfalen erhielt eine ganze Reihe von Nachfragen aus den Kommunen.
Nach Angaben der Düsseldorfer Ministerien sei der Masken-Typ geprüft worden und habe die „entsprechende Bestätigung“, teilte der Dachverband den Städten mit. Man hoffe, dass sich „hierdurch gegebenenfalls entstandene Irritationen in den Einrichtungen“ beseitigen lassen.
Laut Auskunft des Kölner Presseamtes wurden den städtischen Kitas rund 100.000 Masken aus dem Bestand des Landes zugesandt. Die Anzahl der „Medical Protective“-Masken aus der chinesischen Provinz Changyuan sei nicht mehr zu ermitteln. Die insgesamt zwei Millionen Masken, mit denen Kitas landesweit ausgestattet worden sind, stammten von neun unterschiedlichen Herstellern, ist zu erfahren.
Beschaffungsnot beim Bund
Dass nicht zertifizierte Masken in Deutschland überhaupt auf den Markt kommen durften, ist der Beschaffungsnot in den ersten Monaten der Pandemie geschuldet. Damals konnte der Bund nicht genügend FFP2-Masken besorgen. Deshalb wurden auch andere, weniger gute Exemplare bestellt – und an Beamte und Angestellte des Öffentlichen Dienstes verteilt.
Die Corona-Arbeitsschutzverordnung lässt ausdrücklich den Einsatz aller Masken zu, die „vom Bund im Rahmen seiner hoheitlichen Aufgaben“ nach dem Infektionsschutzgesetz beschafft worden sind.
Seit dem 1. Oktober 2020 dürfen nur noch FFP2- und FFP3-Atemschutzmasken importiert und vertrieben werden, die geprüft worden sind und eine CE-Kennzeichnung erhalten haben. Corona-Schutzmasken, die vor diesem Stichtag auf den Markt kamen, dürfen aber weiterhin vertrieben und eingesetzt werden, bestätigte ein Sprecher der Prüforganisation Dekra.
Was die von Kölner Kita-Beschäftigten als minderwertig empfundene „Medical Protective Mask“ angeht, bleiben dennoch Fragen offen. Zwar hat die Bezirksregierung Düsseldorf als zuständige Behörde dem Familienministerium bestätigt, das Produkt dürfe in „in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen zum Infektionsschutz verwendet werden“.
Dokument wirft Fragen auf
Allerdings stimmt die auf dem Dokument abgebildete Maske den Recherchen zufolge nicht mit den in Köln angekommenen Modellen überein. Die Verpackung weist ebenso kleinere Abweichungen auf. Eine Erklärung dafür war im Ministerium nicht zu erhalten.
Seit einigen Tagen dürfen die städtischen Kitas ihre Schutzmasken selber bestellen. Das nötige Geld sei im Haushalt vorhanden, heißt es in einem Schreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Zusammenhang mit der Unzufriedenheit über die Lieferung des Landes bestehe nicht, sagte eine Stadtsprecherin.