Köln – Kürzlich war es morgens mal wieder soweit. KVB-Haltestelle Breslauer Platz, 7.30 Uhr: Gerade verlässt eine Linie 16 Richtung Niehl die U-Bahnstation. Ich kann ihr nur noch hinterher gucken. Pech gehabt. Der Blick auf die elektronische Info-Tafel am oberen Ende der Treppen lässt allerdings nichts Gutes erahnen.
Eine nächste Straßenbahn der Linie 16 ist nicht angekündigt. Das Laufband berichtet von einer technischen Störung an der Haltestelle Wesseling, die aber behoben sei. Derzeit, so heißt es weiter, führen noch nicht alle Bahnen wieder nach Plan.
Langes Warten auf konkrete Informationen
Noch nicht alle, aber meine vielleicht, denke ich und warte darauf, dass die Infotafel die baldige Ankunft der nächsten Straßenbahn verkündet. Tatsächlich fahren laufend Bahnen in Richtung Norden. Alle paar Minuten kommt eine Straßenbahn der Linie 18 und fährt weiter Richtung Buchheim oder bis zur Endhaltestelle Thielenbruch, ein halbes Dutzend in der halben Stunde zwischen 7.30 und 8 Uhr.
Nur von der Linie 16 keine Spur und keine Ankündigung. Nichts. Bis etwa 7.50 Uhr, als die Infotafel über die Ankunft der nächsten Bahn in 13 Minuten Auskunft gibt. Um 8.01 Uhr erreicht sie schließlich den Breslauer Platz.
An dieses Erlebnis knüpfen sich verschiedene Fragen: Warum erfahren die Fahrgäste am Breslauer Platz – außer mir warten dutzende weitere Berufspendler und Schüler – nicht früher, wann die nächste verspätete Bahn ankommt? Wüssten sie um 7.30 Uhr, dass sie eine halbe Stunde warten müssen, gäbe ihnen das die Chance, sich auf anderem Weg zu ihrem Ziel zu begeben. Per Bus, zu Fuß oder mit dem Taxi, wenn’s drängt.
Und warum ist es nicht möglich, eine von den vielen Bahnen der Linie 18 in eine Linie 16 umzuwandeln? Die Bahnen auf der Linie 18 sind um diese Uhrzeit zwar nicht leer, aber auch nicht so überfüllt, dass es unmöglich wäre, die Fahrgäste zu bitten auszusteigen und die nächste 18 zwei, drei Minuten später zu nehmen. Und die Leute, die auf die nächste 16 hoffen, hätten eine kürzere Wartezeit. Geteiltes KVB-Leid wäre halbes Leid.
Ursache Kabelklau
KVB-Sprecherin Gudrun Meyer bestätigt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zunächst mal, dass eine Störung vorlag. „Es gab ein Problem in Wesseling. Dabei ging es um Kabelklau.“ Als Folge ließen sich Weichen in Wesseling nicht mehr stellen.
Die eigentlich technische Störung war binnen kurzem behoben. Doch in der Folge geriet eben der Fahrplan durcheinander, weil Bahnen nicht vorwärtskamen.
Problem der Datenübermittlung
Und stillstehende Bahnen, so Meyer, übermitteln keine Daten, aus denen sich die Zeitangaben bis zur Ankunft an den verschiedenen Haltestellen ableiten. „Eine Vorhersage, wie sich die Störung auf die Wartezeit der Leute auswirkt, ist eigentlich gar nicht möglich, sagte Meyer. Die Anzeigen an den einzelnen Haltestellen könnten auch nicht gesondert mit solchen Zeitangaben angesteuert werden.
Meyer verwies aber darauf, dass die KVB auch via Twitter und Facebook Nachrichten über Störungen verbreite. Am eigentlichen Problem, dass wartende Fahrgäste an Haltestellen in solchen Fällen für sie wichtige Informationen nicht erhalten, ändert das aber eigentlich nichts.
Eine Linie 18 umwidmen ist nicht so einfach
Gegen den Vorschlag, eine Bahn der Linie 18 im Störungsfall in eine 16 umzuwidmen, hat Meyer eine Reihe von Einwänden. „Das ist nicht so einfach möglich“, sagt die KVB-Sprecherin. Unter anderem, weil nicht alle Fahrer, die in Köln eine Linie 18 steuern, über das Stadtgebiet hinaus eingesetzt werden dürften.
Zwar verlassen weder die 16 noch die 18 in Richtung Norden Kölner Stadtgebiet und in Richtung Süden fahren gleichfalls beide Linien weit über das Stadtgebiet hinaus. Aber aus Sicht der KVB-Experten löst auch die Umwidmung einer Linie während der Fahrt das Problem nicht.
Neues Betriebssystem in Planung
Immerhin: „Es gibt Planungen, das Betriebssystem umzugestalten und zu erneuern“, sagt Gudrun Meyer. Konkretes kann sie dazu aber noch nicht sagen.
Bei Bahn-Störungen bleibt KVB-Fahrgästen einstweilen also nur: Warten und hoffen.