Im Kölner Männer-Gesang-Verein sind Sänger beinahe jeden Alters vertreten. Auch an der Spitze steht mehr als eine Generation.
Mit zwei Generationen an der SpitzeKölner Männer-Gesang-Verein freut sich über regen Zulauf
Der Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV) steht seit mehr als 180 Jahren mitten im kölschen Leben und scheint „iewich jung jeblevve“. Jedenfalls erfährt der Chor aktuell regen Zulauf. Im vergangenen Jahr traten mehr als 20 neue Sänger ein, in 2024 sind es bislang knapp 20. Der jüngste Neusänger ist 25 Jahre alt. Insgesamt zählt der Verein mehr als 200 aktive Sänger.
Seit einigen Wochen steht ein Zwei-Generationen-Team an der Spitze des KMGV und ihrer Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg. KMGV-Präsident Gerd-Kurt Schwieren feierte unlängst seinen 80. Geburtstag, der 48 Jahre alte Simon Wendring ist neuer Baas der Cäcilia Wolkenburg.
Intensive Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung beim KMGV
„In unserem Chor können alle eine Heimat finden, unabhängig vom Alter, unabhängig von der musikalischen Vorerfahrung. Es gibt bei uns auch keine Altershöchstgrenze für Aktive, jeder Sänger entscheidet für sich, wann er aufhören möchte. Wir schließen niemanden aus, wer einmal aufgenommen wurde, ist drin“, sagt Simon Wendring.
Gut bei Stimme muss der Bewerber freilich schon sein. Denn es gilt, die Aufnahmeprüfung zu bestehen. „Jeder wird aber zuvor in unserer Chorschule intensiv vorbereitet“, sagt Gerd-Kurt Schwieren.
Das Prozedere ist ihm bestens bekannt. Er erinnert sich noch lebhaft daran, wie er als 18-Jähriger gemeinsam mit drei anderen Bewerbern mit einer gehörigen Portion Respekt vor etwa 200 gesetzten Herren vorgesungen hat. „Das war im großen Saal der Wolkenburg. Auf dem Programm stand unter anderem ,Kein schöner Land’“. Die Wolkenburg am Mauritiussteinweg ist seit 1960 die Heimat des KMGV. Der junge Mann wurde aufgenommen und blieb dabei. „Offiziell bin ich erst 1965 Mitglied geworden, man musste volljährig sein und zwei Bürgen vorweisen.“
Seinen ersten großen Auftritt als Sänger im Chor hatte er am 5. Januar 1966 bei der Geburtstagsfeier für Altkanzler Konrad Adenauer im Bundestag in Bonn. Seit 1996 ist Schwieren KMGV-Präsident. Seit mehr als fünf Jahrzehnten gehört er der Cäcilia Wolkenburg an. Er tanzte bereits 1970 unter dem Ballettmeister-Ehepaar Peter und Hilde Schnitzler im Zillche-Ballett.
Keine Nische, sondern die komplette musikalische Bandbreite
Simon Wendring kam 2018 zum KMGV und zur Cäcilia Wolkenburg. Sein Vorgänger als Baas, Jürgen Nimptsch, leitete „Et Zillche“ von 2001 bis 2006 und erneut von 2017 bis 2024. „Wir sind stolz auf unsere Tradition, schauen zugleich selbstbewusst nach vorne. Wir stecken nicht in der Vergangenheit fest. Was uns auszeichnet, ist die Vielseitigkeit des Chores. Wir bedienen keine Nische, wir bilden die komplette musikalische Bandbreite ab. Der Kölner Männer-Gesang-Verein mit der Cäcilia Wolkenburg ist ein kölsches Original, weltweit einzigartig, mit regionalem Bezug“, erklärt Wendring. Der KMGV macht unter anderem geistliche Musik, Volks-, Operetten- und Opernmusik sowie – vor allem im Divertissementchen – Jazz, Pop, Schlager und Kölsche Musik.
In der Philharmonie gab es jetzt das große Weihnachtskonzert „Gemeinsam im Lichterglanz“. Der KMGV kann in unterschiedlichen Konstellationen auftreten: als großer Chor mit mehr als 150 Sängern, als Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg mit mehr als 100 Mitwirkenden als Solisten, Chor und Tänzern, als Kammerchor mit bis zu 40 Aktiven sowie je nach Anlass in verschiedenen Projektensembles.
Von Köln aus in die Welt
Als musikalische Kulturbotschafter der Stadt Köln sind die Sänger in der Vergangenheit auf nahezu allen Kontinenten aufgetreten. „Südamerika fehlt noch. Aber wir waren mit dem Chor in Südafrika, Japan, USA, Australien und Jordanien. Im Jahr 2000 ging es nach China. Da haben wir in neun Städten Konzerte gegeben. In Europa sind wir natürlich ebenfalls häufig aufgetreten, in Köln sowieso“, erzählt Schwieren, dessen aktuelle Amtszeit als KMGV-Präsident bis 2027 geht.
Das Jahr 2025 steht im Zeichen von Johann Strauss (Sohn), der vor 200 Jahren geboren wurde. Das Divertissementchen (1. Februar bis 4. März) trägt den Titel „De Kölsche Fledermaus“. Am 22. Juni gibt es das Chorkonzert „Strauss 200 - Alles Walzer“ in der Philharmonie. Strauss-Konzerte stehen auch im Mittelpunkt der Chorreisen, die die Sänger nach Hamburg und Wien führen. Dirigent des KMGV ist seit 2001 der Wiener Bernhard Steiner.