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Kölner NegativrekordSo wenig Wohnungsbau wie seit Jahrzehnten nicht

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Der Bürgerpark in Kalk (Archivbild)

Köln – Köln übt eine unverändert starke Anziehungskraft aus. Immer mehr Menschen drängen in die Stadt. 6000 bis 7000 neue Wohnungen müssten pro Jahr neu entstehen, um die Nachfrage zu erfüllen. Immobilienunternehmen,

Genossenschaften und Privatleute haben im vergangenen Jahr aber so wenige Wohnungen gebaut wie seit mindestens 18 Jahren nicht mehr – lediglich 2138 wurden 2017 fertig. Im Vorjahr waren es noch 2387. Mit diesem Negativrekord bleibt die Stadt weit hinter ihren Zielen zurück.

Bei den von der Stadt erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen sieht es ähnlich aus – die Behörden stimmten 2017 lediglich 2607 Anträgen zu. 2016 waren es 3767.

Die Folgen dieser Entwicklung tragen diejenigen, die dringend eine neue Wohnung benötigen. Dass sich bei Besichtigungen in den gefragten Vierteln der Innenstadt sowie in Deutz und Ehrenfeld mehrere Hundert Bewerber drängen, ist mittlerweile üblich. Gleichzeitig steigen wegen des geringen Angebots auf dem Markt die Mieten. Wer sich seine langjährige Wohnung nicht mehr leisten kann, findet im selben Stadtteil kaum wieder eine neue.

Verdrängung der Bewohner

Die Folge ist eine Verdrängung der angestammten Bewohner in den besonders beliebten Vierteln. Verschärfend kommt hinzu, dass kaum neue Sozialwohnungen entstehen. So wurden 2017 lediglich 842 gefördert, obwohl die Stadt sich selbst das Ziel von 1000 pro Jahr gesetzt hat. Der Mieterverein fordert sogar 2000 neue Sozialwohnungen pro Jahr, um den Bedarf zu decken.

Sozialwohnungen in Köln

Jeder zweite Kölner hat theoretisch ein Anrecht auf einen Wohnberechtigungsschein und damit auf den Bezug einer Sozialwohnung. Der Bestand hat sich jedoch auf 38000 Wohnungen reduziert, weil geförderte Wohnungen meist nach 20 bis 25 Jahren aus der Bindung fallen. Das bedeutet, dass der Eigentümer den Mietpreis danach erhöhen darf. 1990 gab es in Köln noch 100000 Sozialwohnungen. (att)

Die Stadt hofft darauf, dass im kommenden Jahr wieder mehr neue Wohnungen bezugsfertig sein werden. Diese Hoffnung schöpft sich aus dem vergleichsweise großen Bauüberhang von 7583 Wohnungen. Dabei handelt es sich um 1986, die zwar genehmigt sind, aber noch nicht gebaut wurden, sowie 2410, die sich im Rohbau befinden und 3187, bei denen der Innenausbau fehlt. „In diesem Jahr müsste es also eigentlich wieder nach oben gehen“, sagt Hermann Breuer, stellvertretender Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik. „Das dachten wir im vergangenen Jahr allerdings auch und waren dann entsetzt, dass die Zahl so niedrig ausgefallen ist“, räumt Breuer ein.

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Er vermute, dass die Immobilienunternehmen aufgrund der überhitzten Konjunktur nicht schnell genug mit der Fertigstellung seien. Das Amt für Statistik wisse zwar, wie viele neue Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt werden, aber nicht, wie viele Bauanträge dafür gestellt werden. Das Bauaufsichtsamt nennt insgesamt eine Zahl von 6300, die sich aber nicht nur auf Wohnungen bezieht. Dazu gehören auch Abbruchanträge, Voranfragen, Anträge zur Errichtung von Werbeanlagen und Bauanträge für Gewerbebauten.

Verdichtung der Innenstadt reicht nicht

„Bei Verwaltung und Politik ist noch immer nicht verstanden worden, dass die Stadt nur noch an den Außenrändern wachsen kann“, kritisiert Thomas Tewes vom Haus- und Grundbesitzerverein. Die Verdichtung der Innenstadt reiche nicht. Dennoch gebe es nach wie vor zu wenig neue Flächen für den Wohnungsbau. Das Argument des Bauüberhangs lässt Tewes nicht gelten. „Den gibt es immer, weil die Investoren bei den Baufirmen in der Warteschleife hängen und weil die Finanzierung oft erst nach der Erteilung der Baugenehmigung aufgestellt wird“, sagt er. Auf diese Zahlen zu setzen, bedeute, sich selbst zu täuschen. „Wir brauchen in den kommenden Jahren Zehntausende neue Wohnungen, da reicht der Überhang bei weitem nicht“, so Tewes.

Hans Jörg Depel, Sprecher des Mietervereins, fordert ebenfalls, dass die Stadt neue Baugebiete erschließen müsse. „Die Lage ist weniger als bescheiden“, sagt er. Der Zuzug nach Köln reiße nicht ab, und die Mieten und Kaufpreise würden stetig teurer. „Wir brauchen dringend eine Task Force bei der Stadt, die Befugnisse hat und sich kümmert“, so Depel. Die Sensibilität entstehe offensichtlich erst, nachdem das Kind bereits in den Brunnen gefallen sei.