Kölner NordparkHier finden sich ein Graffiti-Pilz, lustige Monster und viel Ruhe
- Parks sind die grüne Lunge der Großstadt. Wer Ruhe und Natur sucht, muss nicht unbedingt raus aufs Land.
- Auch mitten in Köln gibt es immer wieder grüne Oasen. Sie laden ein zum Entspannen und Aktivsein, zum Verweilen und Flanieren, sind Orte des Alleinseins oder der Begegnung.
- In unserer Serie stellen wir Kölner Parks vor – ihre Geschichte, ihre Besonderheiten und geben Tipps, was es dort zu erleben gibt.
Köln – Fast ein bisschen verwunschen liegt der Eingang zum Park da. Nur ein schmaler Grünstreifen weist den Weg in die Anlage, die im Osten an die Amsterdamer Straße grenzt. Dahinter liegen weite Wiesen und ein oval angelegtes Wegenetz, das von Linden, Birken und anderen Bäumen sowie Sträuchern flankiert wird.
Am Spielplatz feiert am frühen Nachmittag eine Gruppe Kleinkinder mit Erwachsenen Geburtstag. Luftballons schmücken die Buggys, Mädchen und Jungen wirbeln im Sand herum. Unter dem einzigen Wetterpilz im Park, dessen Halterung mit Graffiti verziert und dessen Dach mit Moos überzogen ist, sitzt eine Frau gedankenverloren und blickt in ein Buch.
Nippeser Urgestein führt durch den Nordpark
Man trifft hier auf Walter Schulz, einst linker Aktivist, Journalist, Politologe, Buchhändler, der heute auch SPD-Politiker ist. Vor allem ist er ein Nippeser Urgestein, das seit 40 Jahren im Viertel lebt und Mitglied im Verein Für Nippes und des Nippeser Archiv für Stadtteilgeschichte ist. Den Nordpark kennt er seit den 1980er Jahren. Seitdem spielt er für den Verein Spiel- und Sport 1912 Nippes, früher gerne im defensiven Mittelfeld. „Ich war ein Wadenbeißer“, sagt der inzwischen 79-Jährige, der heute noch mit den Senioren kickt. Früher aber, wenn der Vereinsplatz im benachbarten Toni-Steingass-Park mal zu matschig war, sind die Spieler kurzerhand auf den Bolzplatz im Nordpark ausgewichen.
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Einer der komischsten Parks der Stadt
Schulz liebt Nippes wegen seiner Vielfalt, auch wenn ihn die zahlreichen „Kakaostuben“ stören. Sein Verhältnis zum Nordpark ist dennoch, sagen wir mal, ambivalent. „Wer hier Ruhe und Erholung sucht, ist hier genau richtig“, sagt er beim Rundgang. „Aber es ist einer der komischsten Parks der Stadt. Denn hier fehlt eigentlich alles, was einen Park ausmacht.“ Schulz denkt an Blumenbeete, Brunnen, Weiher, Blühstreifen oder einen Kiosk, an dem man ein Getränk kaufen könnte. Bis vor wenigen Jahren habe es nicht mal Toiletten gegeben.
Der Nordpark gehört zu den jüngeren Parks in der Stadt. Das Grünflächenamt hatte ihn von 1958 bis 1960 als rechteckige Grünanlage für die nördlich gelegene Wohnsiedlung errichtet, die Schulz Ruhrsiedlung nennt, weil die Straßen nach Städten im Ruhrpott benannt wurden. Der Park bildet den Mittelpunkt eines Grünzuges, der vom Inneren Grüngürtel über den Toni-Steingass-Park, den Weidenpescher Park und die Pferderennbahn bis nach Longerich reicht. Insgesamt 6,8 Hektar ist das Nippeser Areal groß und wird im Norden durch die Hochbahn der Linie 13, im Süden durch eine Kleingartenanlage, im Westen durch die Niehler Straße und im Osten durch die Amsterdamer Straße begrenzt.
Kinder können sich gut austoben
Die Wege und Ränder werden von Bäumen und Sträuchern gesäumt, zum Teil dienen sie auch als Lärmschutz. Im Park dominieren aber die weiten Wiesen, die die Stadt gerade frisch gemäht hat. Es duftet süßlich. Frauen mit Kinderwagen sind unterwegs, Spaziergänger mit Hunden streifen zahlreich über Wege und Wiesen. Auf einer Bank sitzt Olga Schunack, die vor neun Jahren aus der Ukraine der Liebe wegen nach Köln gekommen ist.
Die Nippeserin erholt sich von ihrem Job als Kassiererin, den sie liebt, der aber auch stressig sein kann. „Ich mag den Park, er macht mich ruhig.“ Dass er nur über wenige Attraktionen verfügt, stört sie nicht. „Mir reichen einfach die Wiesen und der Geruch des Grases“, sagt sie. Ähnlich sieht das auch Tagesmutter Theodora Karathanasis, die mit fünf Kindern und ihrer Mutter als Unterstützung im Park ist. Die Mädchen und Jungen könnten sich richtig gut austoben und anschließend ein Mittagsschläfchen machen.
Ausweichquartier für Grundschule
Im Süden des Geländes hat sich eine seltsame Gitterkonstruktion in den Park geschoben. „Das ist der Ausweichpausenhof der Grundschule Kretzerstraße“, erläutert Schulz. Tatsächlich spielen ein paar Kinder auf einem Holzturm und einer Sandfläche, bevor sie von einem Betreuer zusammengerufen werden. Die Gitterzäune haben die Kinder mit lustigen Monsterfiguren bemalt. Zwei Jahren müssen sie im Park ihre Pausen machen, weil in der Grundschule Bauarbeiten stattfinden.
Errichtet werden neue Klassen- und Mehrzweckräume, eine Bibliothek und eine Großküche mit Speiseraum. Als das Interim im Nordpark errichtet wurde, kam heraus, dass der Boden Bleispuren aufwies. So musste der Boden des Interim-Pausenhofes abgetragen und erneuert werden. Andere Teile des Parks, in dem es auch einen Bolzplatz und einen Spielplatz gibt, seien aber nicht belastet, hatte die Verwaltung der Bezirksvertretung (BV) Nippes 2020 mitgeteilt.
Vielleicht bekommt der Nordpark dann doch noch eine Attraktion. Eine Büste oder zumindest eine Plakette, die an Henner Berzau erinnert. Denn nach dem bekannten Niehler Karnevalisten soll der Park, einem Antrag in der BV Nippes zufolge, benannt werden. Für den Riehler Schrebergartenverein schrieb der 2008 verstorbene Künstler 1978 sein erstes Lied in kölscher Mundart „Et Jadeleed“ (Das Gartenlied).
Es bildete sich die Gruppe Riehler Jademusikante, für die Berzau weitere Songs schrieb. Später wurde daraus die Gruppe Riehler Jassemusikante, die in wechselnder Besetzung bis in die 1990er Jahre bestand. Berzau schrieb auch für viele andere Gruppen und Solokünstler wie Monika Kampmann und seine Lebensgefährtin Uschi Werner-Fluss.
Gastronomie:
keine
Toiletten:
zwei Dixi-Toiletten
Lage:
Der Park liegt zwischen Hochbahn der Linie 13, Amsterdamer Straße, Niehler Straße und einer Kleingartenanlage in Nippes. Erreichbar ist er mit den Stadtbahnlinien 13 und 16 (Amsterdamer Straße/Gürtel).