Der designierte Schauspielintendant Rafael Sanchez kündigt ein Statement für kommende Woche an. Wie die Spielzeit aussehen soll, ist unklar.
„Schneckentempo ist inakzeptabel“Kölner Politik reagiert wütend auf verschobenen Bühnen-Umzug
Verärgert, aber wenig überrascht – so hat die Kölner Politik auf die Ankündigung der Stadt reagiert, dass die Kölner Bühnen nicht wie geplant zur kommenden Spielzeit zurück an den Offenbachplatz kehren werden. Stattdessen müssen Oper und Schauspiel im Herbst ihre Premieren erneut in den Ausweichspielstätten, dem Staatenhaus und den Depots in Mülheim, feiern.
Schauspiel-Intendant will sich nächste Woche äußern
Ein möglicher Umzug während der Spielzeit ist dabei nicht ausgeschlossen. Wie das funktionieren könnte, dazu äußerte Opernintendant Hein Mulders am Donnerstag auf Anfrage nicht. Der designierte Intendant des Kölner Schauspiels, Rafael Sanchez, erklärte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber, er wolle zunächst mit den Mitarbeitenden des Schauspiels über die neue Lage reden. Für den kommenden Dienstag kündigte er ein öffentliches Statement an.
Politik fordert Klarheit über Fertigstellungstermin
Kölns Kulturpolitikerinnen und -politiker fanden am Donnerstag dagegen bereits deutliche Worte. Ein Überblick:
Brigitta von Bülow (Grüne): „Wir haben die aktuellen Entwicklungen bereits befürchtet. Jetzt zahlt sich aus, dass die Bühnen verschiedene Szenarien für die Eröffnung vorbereitet haben. Wir hoffen, dass die Häuser während der Spielzeit fertig sind und dann auch schnell bespielt werden. Dafür müssen jetzt die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden.“
Ralph Elster (CDU): „Leider war diese Entwicklung absehbar – die Frage ist, ob wir in diesem Jahr noch ein Happy End erleben. Für mich ist eine große Eröffnung auch Anfang Dezember möglich. Wenn dann dort die großen Premieren zelebriert werden könnten, wäre das ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Kölnerinnen und Kölner. Leider warten wir schon viel zu lange darauf, am Offenbachplatz Kunst genießen zu können.“
Maria Helmis (SPD): „Aus dem Drama um das Baustellenchaos wird eine kommunikative Farce. Wie können Bernd Streitberger und Stefan Charles öffentlich am Eröffnungstermin im Juni festhalten und gleichzeitig den Verbleib der Bühnen in Depot und Staatenhaus verkünden? Das ist eine riesige Enttäuschung für die Ensembles, Mitarbeitenden und alle Kulturbegeisterten in Köln. Herr Streitberger und Herr Charles müssen erneut kleinlaut die Scherben ihrer Arbeit zusammenkehren.“
Lorenz Deutsch (FDP): „Was offensichtlich fehlt, ist ein Zeitplan der Bühnen für das Vorgehen nach der Schlüsselübergabe: Welchen konkreten Plan für den Umzug im Sommer hat man entwickelt? Gibt es, für den Fall der Schlüsselübergabe im Juni, keinen Plan A für eine Spielzeiteröffnung im Herbst? Und warum wurde sie jetzt aufgegeben? Oder hat es diesen Plan nie gegeben? Ein Zeitfenster für einen Umzug während der Spielzeit halte ich für durchaus denkbar, da bräuchte es jedoch eine konkrete Planung durch die Verantwortlichen bei den Kölner Bühnen. Ansonsten würde man eine ganze Spielzeit für den Offenbachplatz absagen müssen.“
Jörg Kobel (Linke): „Schon wieder wird der Eröffnungstermin der Oper verschoben. Schon wieder wird es teurer und das Ende ist nicht wirklich in Sicht. Hauptgrund ist die Koordination der Baufirmen? Dass er die Firmen unheimlich gut im Griff hat, genau damit hat sich der technische Betriebsleiter Bernd Streitberger jahrelang gebrüstet. Bernd der ‚Baumeister‘ ist gescheitert.“
Dominik Schneider (Volt): „Wenn ich höre, dass von 312 Bauabschnitten erst 95 fertiggestellt sind, dann sollte sich Herr Streitberger fragen, ob wirklich genügend Druck auf die einzelnen Baufirmen ausgeübt wurde. Das Schneckentempo ist inakzeptabel. Ein Umzug während der Spielzeit stellt eine große logistische Herausforderung für die Mitarbeitenden der Bühnen dar. Vielleicht stellt sich diese Frage am Ende aber auch gar nicht, wenn der Fertigstellungstermin ohnehin nicht eingehalten werden kann.“