Kölns Parkhäuser und Tiefgaragen bieten Zehntausende Stellplätze.
Aber sie haben mitunter einen schlechten Ruf – Angstraum, Kurbelhölle, Außenspiegelfriedhof.
Sind sie tatsächlich so eng und unübersichtlich, wie es oft heißt? Wir haben es in Stichproben mit einem Familien-Van ausprobiert.
Köln – Rund 21.000 Stellplätze finden sich in den 40 Parkhäusern und Tiefgaragen, die die Verwaltung im Stadtzentrum auflistet. Hinzu kommen noch eine ganze Reihe von öffentlichen Großgaragen in den umliegenden Stadtteilen. Die meisten dieser aufgeführten Einrichtungen, 33 mit mehr als 15.000 Stellplätzen, sind in der linksrheinischen Innenstadt. Wer also partout nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die City fahren möchte oder kann, hat eine ganze Menge Möglichkeiten, sein Auto wettergeschützt abzustellen.
Parkhäuser und Tiefgaragen haben jedoch mitunter einen schlechten Ruf. Angstraum, Kurbelhölle, Außenspiegelfriedhof – sie haben viele hässliche Attribute. Manche tragen die unschönen Beinamen zu Recht. Es sind meist jene aus den Wirtschaftswunderjahren der 50er und vor allem 60er, in denen sich die Deutschen in Massen automobilisierten. Was damals für einen VW Käfer ausreichte, ist heute für einen SUV ein Problem. Einige Häuser sind zu eng geworden für die großdimensionierten modernen Autos.
Das haben auch viele Parkhausbetreiber erkannt. Sie unternehmen einiges, um auch betagte Garagen an heutige Bedürfnisse anzupassen. Neue Tiefgaragen werden innen meist von vornherein großzügiger geplant. Wir haben einige ausgewählte Innenstadt-Parkhäuser getestet. Mit einem klassischen Familienauto: Ein Ford S-Max , 1,88 Meter breit und 4,77 Meter lang. Also wahrlich kein Kleinwagen. Fazit: Es ist weit weniger schlimm als vermutet. Man muss sich nur trauen. Und nach wie vor auf seine Außenspiegel aufpassen.
Tiefgarage Schildergasse
Dort, wo einst das Aral-Parkhaus stand, findet sich heute die Tiefgarage Schildergasse. Mit 362 Stellplätzen hat es nicht ganz so viele Parktaschen wie das Hotel darüber Zimmer (424). Es hat erst vor einem Jahr eröffnet, und so ist es auch ausgestattet: Hell, übersichtlich, ein hervorragendes Leitsystem mit elektronischen Anzeigen und Bodenmarkierungen.
Grüne und rote Lichter über jedem der ausreichend breiten Stellplätze zeigen schon von weitem an, ob etwas frei ist. Ein Euro für die ersten halbe Stunde, 50 Cent für die zweite und 1,50 Euro für jede weitere Stunde ist zudem günstig für ein Parkhaus dieser Güte.
Parkhaus Brückenstraße
Ein Parkhaus der ganz alten Schule: unprätentiös, eng, funktional, ohne Wohlfühlschnickschnack. Wer mit dem SUV unterwegs ist, sollte vielleicht ein anderes Etablissement ansteuern. Bei der Beschilderung muss man manchmal zweimal hingucken.
Die Rampen sind knackig kurz, jedoch haben wir allein während unseres Tests drei Kunden gesehen, die den falschen Weg nach unten nahmen und Glück hatten, dass dort gerade niemand eine Ebene höher fahren wollte. Mit seinen 756 Plätzen gehört es zu den größeren Garagen in der Innenstadt. Es gibt reichlich Frauenparkplätze, nämlich 70 auf einer ganzen Ebene.
Kaufhofparkplatz
Die spiralförmige Auffahrt, die alle Ebenen verbindet, ist ein Spektakel – architektonisch wie fahrtechnisch. Herum, herum, herum, immer im Kreis. Das ist nichts für Menschen mit Angst am Steuer. An einigen neuralgischen Stellen wurden sinnvollerweise die hohen Bordsteine abgeflacht, was schon viele Alufelgen gerettet haben dürfte.
Die Parktaschen sind mit zollstockgemessenen 2,27 Metern Breite zwischen den Begrenzungslinien eng, dafür sind die Parkebenen selbst hell und gut einzusehen. Es hat zwar nichts mit Parken zu tun, aber auf der obersten Ebene ist die Sicht auf den Dom und die Stadt sensationell.
Tiefgarage Groß St. Martin
Die Einfahrt ist ein kleines Abenteuer, man mäandert zunächst durch einen Tunnel, bis die ersten Parkplätze erreicht sind. Wer nicht aufpasst, kann schon mal in den Gegenverkehr geraten. Die Tiefgarage ist etwas unübersichtlich und verwinkelt, bei den Rampen zwischen den Ebenen wird es schon mal eng.
Wer Spaß an Kurbeleien mit dem Lenkrad hat, kann hier eine unterhaltsame Zeit verbringen. Mit weißer Wandfarbe und hellem Beton wird der Parkschlund etwas freundlicher gemacht. Dafür ist die mit 214 Plätzen eher kleine Großgarage in außerordentlich zentraler Lage sehr günstig: Tagsüber kosten jede angefangene 20 Minuten gerade einmal 60 Cent.
Tiefgarage Am Dom
Noch zentraler als die Tiefgarage Groß St. Martin ist jene am Dom, in der sich 613 Stellplätze unter dem Roncalliplatz befinden. Auch sie ist mit 80 Cent pro 20 Minuten günstig. An wenigen Orten Europas dürfte man in einem Parkhaus direkt an der Hauptattraktion einer Stadt preiswerter unterkommen. Die Garage wurde 2015 umgebaut und modernisiert.
Dennoch ist sie mitunter etwas schummerig. Das Parken ist auch mit einem Familien-Van kein Problem, die ersten Stellflächen nach der Einfahrt sind geradezu opulent. Das hindert aber so manchen nicht daran, ohne Not gleich zwei Plätze zu blockieren, wie unser Bild zeigt. Doch dafür kann die Tiefgarage nichts.
Parkhaus Lungengasse
Neben der Einfahrt dieses Parkhauses findet sich etwas, das es in Köln bislang selten gibt: Ladestationen für Elektroautos. Das Haus selbst wurde 1963 erbaut und ist damit 56 Jahre alt. Die kunterbunte Fassade wurde 2014 saniert, zwei Jahre später die Parkebenen 1 bis 4 modernisiert. Die Einfahrt ist nach wie vor winzig, aber wenn sie erst einmal passiert ist, kommt man auch mit einem größeren Auto gut zurecht.
Die Rampen sind kurz, die Breite der regulären Parktaschen ist in Ordnung, manche Stellflächen sind aber nur für Kleinstwagen geeignet. Die Beschilderung ist modern und verständlich, innen ist es aufgeräumt und einigermaßen hell.