Kölner Parks im CheckWarum der Stadtgarten so wichtig ist
- Parks sind die grüne Lunge der Großstadt. Wer Ruhe und Natur sucht, muss nicht unbedingt raus aufs Land.
- Auch mitten in Köln gibt es viele grüne Oasen. Sie laden ein zum Entspannen und Aktivsein, zum Verweilen und Flanieren, sind Orte des Alleinseins oder der Begegnung.
- In unserer Serie stellen wir Kölner Parks vor – ihre Geschichte, ihre Besonderheiten und geben Tipps, was es dort zu erleben gibt.
Köln – Das Leben von Leni und Yuna (beide 6), Miri (4) und Matty (16 Monate) spielt sich zu großen Teilen im Stadtgarten ab. Die Schüler der Montessori-Schule in der Gilbachstraße gleich nebenan und die Kinder aus der Kita St. Alban verbringen hier ihre Pausen. Und wenn Schule und Kita vorbei sind, wird hier weitergespielt.
Eigene Bank im Stadtgarten
„Wir haben jetzt sogar eine eigene Bank“, erzählt Leni stolz. Zusammen mit den Eltern haben die Kinder aus dem Stadtgarten dafür gesorgt, dass vor St. Alban nun eine Bank steht und die Eltern dabei zuschauen können, wenn die Kinder wieder in ihr Lieblingsversteck Richtung Bahndamm ziehen oder an einem der mächtigen Bäume des Parks ein Haus aus Ästen und Rinde bauen. „Das ist wirklich cool hier, hier kann man schön spielen“, sagt Yuna.
„Vom Stadtgarten verabschiedet man sich irgendwie nie. Das ist der Garten unserer Kinder“, sagt Ulla Fricke, die mit ihren Kindern Leni und Miri in Sichtweite wohnt. Und auch Lena Müllen, die Mutter von Yuna und Matty, fühlt sich hier wie zuhause: „Hier trifft man immer Bekannte. In der Vorstadt sieht man sich nie, weil da ja alle in ihren eigenen Gärten sind.“
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FC Stadtgarten kickt
Hier am Rande der Innenstadt – genauer gesagt in der dichtbebauten Neustadt-Nord, in der viele Altbauten erhalten sind – hat so gut wie niemand einen Garten. Deshalb ist der Stadtgarten so wichtig. Im Vergleich etwa zum Volksgarten ist er zwar winzig, doch hier findet jede Menge statt. Freitags spielt stets auf dem selben Wiesenstück der FC Stadtgarten, auf dem Spielplatz gibt es schon mal Kletterunterricht vom Profi, die Kinder lernen auf den geschützten Wegen Fahrradfahren und von Zeit zu Zeit finden hier auch sportliche Bootcamps statt.
Aus den umliegenden Büros kommen die Mitarbeiter und machen hier ihre Mittagspause – in der pandemiebedingten To-go-Phase ein echter Rettungsanker. Ein Fixpunkt ist das Stadtgarten-Restaurant mit dem Biergarten und den Musikveranstaltungen. Der kürzlich verstorbene Talkmaster Alfred Biolek, der gegenüber wohnte, war hier von Zeit zu Zeit zu Gast. Er genoss wie alle anderen die völlig unaufgeregte Atmosphäre im Schatten der Bäume. Der Stadtgarten ist nicht trendy, wird nicht von Influencern heimgesucht, sondern ist einfach nur erholsam.
Die harte Grenze zur Partyzone, die in Lockdown-Zeiten immer wieder für Ärger sorgte, ist das Mäuerchen zur Venloer Straße. Innerhalb des Stadtgartens spürt man von dem Trubel nichts.
Stattdessen rauschen hier die großen Bäume. An ihnen hängt das Herz der Besucher. „Letztens beim Sturm ist einer umgeknickt. Das habe ich gehört und das tat mir körperlich richtig weh“, sagt Lena Müllen.
Ein weiterer Ruhepunkt im Park ist die Kirche Neu St. Alban, die nach dem Krieg aus Zehntausenden von Trümmerziegeln sehr zurückhaltend am nördlichen Rand des Parks gebaut wurde. Gisela Dickopf ist eine der Freiwilligen, die dafür sorgt, dass die Kirche (außer sonntags) von 15 bis 18 Uhr geöffnet ist. Und sie ist auch eine engagierte Führerin. „Ich liebe diese Kirche. Es ist faszinierend, dass sie aus Trümmern entstanden ist. Was haben diese Steine schon alles gesehen?“ Lena Müllen hat sich hier im Erwachsenenalter taufen lassen und auch Tochter Yuna wurde hier getauft. Wie gesagt, man kommt nicht weg vom Stadtgarten.
Die Kinder haben derweil eine große Hütte an einen der mächtigen Bäume gebaut. „Hier kann man echt gut drin sitzen“, sagt Yuna. „Komm, wir holen noch mehr Äste“, meint Leni. Und dann sind sie wieder unterwegs in ihrem Stadtgarten.
Die Geschichte
Der Stadtgarten ist Kölns älteste neuzeitliche Grünanlage und steht unter Landschaftsschutz. Er wurde 1827/28 auf dem Gelände vor der Stadtmauer als Schmuckgarten mit einer angegliederten Baumschule angelegt. 1857 wurden in den Park exotische Bäume aus dem Botanischen Garten umgesetzt.
Der Park war ausdrücklich zur „Erholung und Erbauung“ gedacht. Das ehemalige – jetzt von einer Privatfirma genutzte – Gärtnerhaus an der Spichernstraße von 1888/90 steht unter Denkmalschutz. Der 2000 gegründete Verein Pro Stadtgarten setzt sich für den Erhalt und die Pflege der Anlage ein.
Neu St. Alban
Neu St. Alban wurde 1958/1959 nach Plänen von Hans Schilling aus Trümmerziegeln errichtet. Unter anderem wurde Baumaterial der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten und 1958 abgerissenen Oper Köln verwendet. Von der zerstörten Kirche Alt St. Alban neben dem Gürzenich wurden erhalten gebliebene sakrale Ausstattungsstücke übernommen.
Stadtgarten-Restaurant
Das Restaurant und der Kulturbetrieb wurden Ende der 1980er Jahre von der Initiative Kölner Jazz Haus e.V. gegründet.In den Konzertsälen werden bis zu 400 Veranstaltungen im (normalen) Jahr geboten. Im Sommer ist der Biergarten sehr beliebt. Seit 2006 gibt es auch eine kleinen Weihnachtsmarkt.
Die Lage
Der Park wird von der Venloer Straße, dem Bahndamm des West-Bahnhofs, der Gilbachstraße und der Spichernstraße begrenzt.