„Pink Panther“Verteidiger mit harscher Kritik an der Kölner Staatsanwaltschaft
Köln – Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag in Köln der Prozess gegen ein mutmaßliches Mitglied der berüchtigten „Pink Panther“-Bande begonnen. Schwerbewaffnete Polizisten sicherten das Landgericht, Streifenwagen waren rund um das Gebäude postiert. Das schien nötig, nachdem schon einmal Mitglieder der Bande mit Waffengewalt aus einem Schweizer Gefängnis befreit wurden.
Verteidiger in Köln: „Ganz schöner Zirkus“
Prozessbeobachter, Verteidiger, Staatsanwälte und Schöffen mussten sich vor Betreten des Gerichtssaals 112 ausweisen und von den Wachtmeister gesondert durchsuchen lassen, so hatte es der Vorsitzende Richter Harald Helmes im Vorfeld angeordnet. „Das Mitführen von Waffen“ in den Sitzungssaal sei verboten, heißt es extra in einer Verfügung des Richters, obwohl dies im Gerichtsgebäude grundsätzlich gilt. Einzige Ausnahme: Polizisten.
SEK-Beamte führten den Angeklagten dann zum Verhandlungsbeginn vor, der 34-Jährige versteckte sich vor den anwesenden Fotografen und Kameraleuten hinter einem Block und seinen Anwälten Julia von Dreden und Michael Hakner. „Das ist ein ganz schöner Zirkus, der hier veranstaltet wird“, sagte Hakner zu den Sicherheitsvorkehrungen und man solle die Unschuldsvermutung beachten.
Kölner Juwelier mit pinken Handschellen gefesselt
Die Vorwürfe gegen den Angeklagten wiegen schwer. Als Teil der „Pink Panther“-Bande, die seit vielen Jahren überall auf der Welt schwere Raubtaten begeht, soll der Mann in den Jahren 2015 und 2016 an zwei Überfällen auf Juweliere in Köln und auf einen Werttransporter in Esslingen am Neckar beteiligt gewesen zu sein. Die Tatbeute betrug insgesamt rund 700.000 Euro.
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Einen Juwelier in Nippes sollen die Täter damals unter Vorhalt eines Revolvers und mit Schlägen und Tritten zu Boden gebracht und mit pinken Handschellen gefesselt haben. Gold- und Silberschmuck im Wert von 114.000 Euro wurde laut Anklage entwendet. Der Überfall soll lediglich 85 Sekunden gedauert haben, ein gestohlener Audi A6 soll den Tätern als Fluchtauto gedient haben.
Verteidiger spricht von Fehlern der Kölner Staatsanwaltschaft
Während mutmaßliche Komplizen des Angeklagten bereits verurteilt worden waren, hatte die Ermittler ein erneuter Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ auf die späte Spur des nun angeklagten Serben gebracht. Im September 2021 wurde der Mann am Flughafen in Barcelona festgenommen und zwei Monate später in die JVA Köln überstellt.
Der Angeklagte schwieg zum Prozessauftakt, Verteidiger Hakner kündigte an, dass er und seine Kollegen die Tatvorwürfe der Staatsanwaltschaft „sukzessive auseinander nehmen“ wollen. Hakner sprach von „vielen Fehlern in der Anklageschrift“ und die wolle man aufdecken. Ein Urteil in dem Fall wird frühestens Ende September erwartet, bisher sind noch 15 Verhandlungstage eingeplant.