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Politiker fordernAlle Schüler in Köln sollten das EL-DE-Haus zur Aufklärung besuchen

Lesezeit 4 Minuten

Schulklasse in der Dauerausstellung des NS-Dokumentationszentrums

Köln – Das NS-Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) gehört zweifellos zu den wichtigsten Orten, was die Geschichte des Nationalsozialmus in Köln angeht. An keiner anderen Stelle kann man die menschenverachtende Politik des Regimes besser erleben als im Gebäude am Appellhofplatz, in dem unter anderem die ehemaligen Gefängniszellen der Kölner Gestapo zu sehen sind. Mit Führungen und Ausstellungen wird die Bevölkerung über die NS-Terrorherrschaft informiert. In diesem Jahr feiert das Zentrum seinen 40. Geburtstag.

Breite Aufklärung an Kölner Schulen gewünscht

Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD) fordert nun, die Stadt solle den Kölner Schulen den Besuch des NS-Dokumentationszentrums empfehlen. Scho-Antwerpes, die auch Mitglied im Schulausschuss und im Förderverein des Zentrums ist, könnte sich vorstellen, einen entsprechenden Antrag im Schulausschuss einzubringen. „Jeder, der in diesem Gebäude einmal war, jeder, der die Gefängniszellen besucht hat, spürt, dass es etwas mit den Menschen macht.“ Gerade Schüler seien an den Schicksalen Gleichaltriger interessiert, die in den 1930 und 1940er Jahren am Appellhofplatz inhaftiert waren.

Ratsherr Horst Thelen (Grüne) stimmt ihr zu: „Wir müssen alle Kölner Schulen auffordern, ins NS-Dokumentationszentrum zu gehen.“ Jede neue Generation müsse möglichst viel über die Verbrechen der Nationalsozialisten erfahren. Besonders in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder Zulauf habe, sei dies wichtig. Möglicherweise könne man anregen, eine Liste geschichtsträchtiger Orte für Köln zu verfassen, die Klassen besuchen könnten. Thelen denkt zum Beispiel an die Stolpersteinen oder den Bahnhof Deutz-Tief, von wo aus Juden, aber auch Sinti und Roma in Richtung Osten deportiert und anschließend ermordet wurden. „Man muss emotional erfahren, in welche Verbrechen die Stadt verwickelt war“, so Thelen.

Kölner EL-DE-Haus: Empfehlung statt Verpflichtung

Auch Jörg Detjen (Linke) spricht sich für eine solche Empfehlung aus. Wie Thelen lehnt er allerdings eine Verpflichtung der Schulen ab, das NS-Dokumentationszentrum zu besuchen. Einerseits müsse man dies in den landesweiten Lehrplan einarbeiten, der im Düsseldorfer Schulministerium entwickelt wird und nicht speziell auf Köln abgestimmt ist. Andererseits äußern Detjen und Thelen die Sorge, dass Lehrer zu Besuchen zwangsverpflichtet werden könnten, die keine Lust auf das Thema hätten. „Das wäre dann kontraproduktiv“, so Detjen. Im Schulministerium hieß es, Schule sei Landessache. Das Ministerium gebe den Schulen aber nur den Rahmen vor, entscheiden müsste sie im Detail selbst.

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Lutz Tempel, Vorsitzender der Schulpflegschaft in Köln, begrüßt persönlich den Vorstoß. Das Thema müsste freilich im Unterricht vor- und nachbereitet werden. „Es ist immer wieder erschütternd zu sehen, dass so ein Terror-Regime möglich war.“ Die Aufklärung sei umso wichtiger, als dass rechte Parteien derzeit europaweit wieder mehr Zuspruch erfahren. „Ich bin mir heute nicht mehr so sicher wie vor 20 Jahren, dass so etwas nicht mehr geschehen kann“, sagte Tempel.

Der Leiter des NS-Dokumentationszentrums, Werner Jung, würde sich über die Empfehlung freuen. Wie viele von den gut 92.000 Menschen, die 2018 das Zentrum besuchten, unter 18 Jahren alt waren, kann er nicht sagen. „Ich erlebe aber sehr intensiv das Interesse der Jugendlichen.“ Der Ort habe die nötige Kraft, um Geschichte erfahrbar zu machen. Jung würde es begrüßen, wenn es nicht bei der Empfehlung bliebe, sondern die Stadt die Führungen für Jugend-Gruppen auch begleichen könnte. „Dafür müsste man aber tief in die Schatulle greifen.“ Mindestens 50.000 Euro seien nötig.

Tag der offenen Tür im Kölner EL-DE-Haus

Mit einem Tage der offenen Tür feiert das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Appellhofplatz 23-25, an diesem Sonntag von 11 bis 17 Uhr, dass der Stadtrat vor 40 Jahren beschlossen hat, im ehemaligen Gestapo-Gefängnis des EL-DE-Hauses eine Gedenkstätte einzurichten und das Dokumentationszentrum zu gründen. Um 11, 13 und 15 Uhr beginnen Führungen durch die Gedenkstätte und die Dauerausstellung. Um 12 Uhr fängt eine Familien-Führung durch die Dauerausstellung mit Kindern ab zehn Jahren an und um 14 Uhr ein Rundgang durch die Sonderausstellung „Die Kinder von Auschwitz“.

Außerdem gibt es Präsentationen, und es werden „Einblicke in die Arbeit“ gewährt: „Wie entsteht das Buch zur Geschichte der Gestapo?“ (11.30 Uhr), „Projekt Stolperstein“ (12.30 Uhr), „Vom Jugendprojekt zu den ,Editionen zur Geschichte„“ ( 13.30 Uhr) „Haus für Erinnern und Demokratie“ (14.30 Uhr) und „Info und Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus“ (15.30 Uhr). Von 17 bis 19 Uhr findet ein Festakt statt; er ist bereits ausgebucht. OB Henriette Reker und Zentrumsdirektor Werner Jung halten Reden. Musik von Benjamin, Peter, Stephan und Rolly Brings, Klaus der Geiger und dem Markus Reinhardt Ensemble.