Seit vier Jahren teilt Jil Eileen Füngeling ihr Leben auf Instagram. In Namibia hatte die Reisebloggerin vor zehn Wochen einen schweren Unfall. Die gebürtige Kölnerin kann nicht mehr laufen und muss ihr Leben neu ordnen.
„Ich möchte Menschen inspirieren und motivieren“Kölner Reisebloggerin überlebt schweren Unfall in Namibia
Nach einigen Tagen der Stille auf ihrem Instagram-Kanal postet Jil Eileen Füngeling ein Bild von einer Straße in Namibia mit der Überschrift „Triggerwarnung“. Wer keine Unfälle oder Blut sehen kann, solle jetzt besser wegsehen.
Das war vor rund neun Wochen. Nur wenige Tage zuvor, am 11. September, hatte die gebürtige Kölnerin und Reisebloggerin einen Unfall auf ihrer Reise in Namibia. „Ich war noch nicht bereit zu gehen und hatte ganz viele Schutzengel“, sagt die 27-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Gemeinsam mit ihrem niederländischen Freund Jaimy van Rumpt war Füngeling auf einer Straße in Richtung namibische Küste unterwegs, er als Fahrer, sie saß daneben. Ihr Ziel war es, die Küstenorte Cape Cross, Henties Bay und Swakopmund zu erkunden.
Doch plötzlich „war ein Geisterfahrer auf unserer Spur“, sagt Füngeling. Der 80-jährige Mann aus Namibia fuhr mit seinem Auto frontal in die Autoseite rein, auf der die Kölnerin saß. Ihr Freund wachte schnell aus der Bewusstlosigkeit auf und war nur leicht verletzt.
Kölnerin Jil Eileen Füngeling teilt die Erfahrungen des Unfalls auf Instagram
Die Kölnerin hing im Gurt fest und war voller Blut. „Als ich losgeschnitten wurde hatte ich starke Schmerzen, vor allem an der Wirbelsäule und am Fuß. Ich hatte unglaubliche Angst“, sagt sie. Obwohl Füngeling in den Tagen zuvor nur selten ein Auto auf den Straßen Namibias sah, hielten nur kurze Zeit später zwei Autos an der Unfallstelle an, mit einer niederländischen Unfallchirurgin und einem deutschen Arzt.
Die Erlebnisse des Unfalls teilt Jil Eileen Füngeling mit ihren 284.000 Followern auf Instagram. Eine Community, die seit ihrer einjährigen Weltreise 2018 und während ihrer Europa-Vantour stark gewachsen ist.
Mittlerweile ist der Unfall mehr als zehn Wochen her und die 27-Jährige wurde vor kurzem aus dem Krankenhaus entlassen – im Rollstuhl. Sie hatte unter anderem sechs Rippen, das Brustbein, das Schulterblatt, beide Hände und einen Fuß gebrochen. Der wohl schlimmste Bruch von allen.
„Allein die Ferse war in 17 Teile gebrochen und das untere Sprunggelenk musste komplett entnommen werden“, sagt Füngeling. Ob und wann sie wieder mit dem Fuß laufen kann oder ob sie eine Fußprothese braucht, sei derzeit noch unklar. „Mehr wissen wir erst in einem Jahr.“
Jil Eileen Füngeling wollte mit ihrem Freund Vollzeit reisen
Lange Reisen kann die Kölnerin somit erst einmal nicht mehr planen. Und dabei hatte das Paar große Pläne für das kommende Jahr. Den Winter wollten sie in Asien verbringen, im Frühling sollte es nach Amerika gehen. Danach standen Afrika, eine weitere Vantour und Australien auf dem Plan. „Unser Jahr war also ganz geil geplant“, sagt Füngeling.
„Kurz vor Namibia hat Jaimy dafür seinen Job gekündigt und wir wollten Vollzeit reisen“, sagt sie. Sie selbst hatte schon vor einigen Monaten ihre Wohnung gekündigt. Denn für die Reisebloggerin ist das Reisen nicht nur ein Job, sondern eine Leidenschaft.
Geld verdient sie aber trotzdem mit dem Reisen und auch mit Instagram-Kooperationen. Die ersten zwei Monate konnte sie aber nicht arbeiten, lebte von Ersparnissen und „einige Firmen, mit denen ich Kooperationen habe, wollten auch erst einmal nicht mehr zusammenarbeiten, da es für sie derzeit nicht passt“, sagt die 27-Jährige offen.
Jil Eileen Füngeling muss ihr Leben komplett neu ordnen. Ihre Pläne verschieben zu müssen mache sie schon traurig, „aber weil ich das Leben so sehr liebe, habe ich mich fürs Kämpfen entschieden.“
Für sie sei es jetzt Priorität, wieder fit zu werden. Und das möchte sie im niederländischen Scheveningen. Dort richtet sie derzeit eine Wohnung mit ihrem Freund Jaimy van Rumpt ein. Und auch auf diese „etwas andere Reise“, wie sie es selbst nennt, will sie ihre Follower mitnehmen.
„Ich möchte Menschen mit meiner Geschichte inspirieren und motivieren“, sagt die Kölnerin. Erst mit ihren Reisen, jetzt auch mit ihrem Schicksal. „Ich habe erlebt, wie schnell es vorbei sein kann und weiß jetzt nochmal mehr, dass man nur die Dinge machen sollte, die einem Spaß machen.“
Die Hoffnung nicht aufzugeben, sei auch ein Teil davon. Im Kölner Klinikum Merheim hat sie einen Arzt gefunden, „der gesagt hat, dass wir es probieren, meinen Fuß zu retten“, sagt sie. „Aber für mich steht auch fest, ich möchte mehr als nur laufen können, ich möchte wieder Wandern, Surfen und Ski fahren.“