AboAbonnieren

„Eingrenzung meiner Person“Kölner Schauspielerin beklagt fehlende Diversität im Film

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Die Kölner Schauspielerin Şiir Eloğlu spielt in der Komödie „Matze, Kebab und Sauerkraut“ die Mutter von Hakim. 

Köln – Die Toleranz bröckelt, wenn plötzlich der Familiensegen auf dem Spiel steht. Noah (Franz Dinda), ein Jude, und Hakim (Omar El-Saeidi), ein Moslem, sind seit ihrer Kindheit beste Freunde. Sie haben sich geschworen, dass nichts zwischen ihnen kommt. Bis Charlotte (Christine Eixinger) auf der Matte steht, in die sich beide verlieben. Das kratzt nicht nur an der Freundschaft, sondern strapaziert auch die Nerven der Eltern.

Im neuen ZDF-Film „Matze, Kebab und Sauerkraut“, der am Donnerstag, 29. Oktober um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, spielt die Kölner Schauspielerin Şiir Eloğlu die arabische Mutter – mit Adnan Maral („Türkisch für Anfänger“) als Ehemann – und erklärt ihre Rolle so: „Sie macht sich wahnsinnig Sorgen. Keine der drei gezeigten Familien ist wahnsinnig religiös. Und dennoch: Die befreundeten Mütter wollen das Beste für ihre Söhne, nämlich eine glückliche Beziehung. Als ihre Söhne leiden, fangen sie auch untereinander an, in Animositäten zu verfallen“. Der plakative Titel zeigt schon die Stoßrichtung dieser „Culture-Clash-Komödie“: Differenzen werden aufs Korn genommen und mit punktuell bissigem Humor behandelt. „Der Film ist politisch unkorrekt und deswegen sehr erfrischend“, sagt Franz Dinda.

Kölner Schauspielerin aus einer säkularen Familie

Eloğlu jedenfalls hat keinen persönlichen Bezug zu den behandelten religiösen Befindlichkeiten. „Ich komme von einer sehr säkularen Familie. Ich kenne allerdings tragische Entwicklungen in Familien, wo sich die Töchter oder Söhne aufgrund ihrer Liebe zu einer Person mit einer anderen Religion von ihrer Familie entfernen“, erzählt die 54-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. An diesem Drehbuch habe sie gereizt, dass eine jüdisch-muslimische Freundschaft gezeigt werde – was selten sei. Eloğlu hat schon mehrmals bei Komödien dieser Art mitgespielt, etwa 2011 in „Almanya – Willkommen in Deutschland“.

Dass sie in erster Linie für solche Rollen gerufen wird, ärgert sie mitunter. „Das bedeutet eine Eingrenzung meiner Möglichkeiten, dass ich aufgrund eines Aspekts meiner Person, nämlich die Herkunft, überhaupt angefragt werde“. Durch das Merkmal „türkisch“ habe sie zwar eine große Bandbreie von Charakteren kennengelernt. „Doch es gibt einfach wenige Rollen“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Film und Fernsehen spiegeln immer noch nicht die pluralistische und diverse Gesellschaft wider, findet die Schauspielerin. „Es gibt sehr unterschiedliches Leben. Wenn man arabischer Herkunft ist, ist man nicht gleich ein Clanchef, oder als Muslim verschleiert man nicht gleich seine Tochter. Vieles fällt nicht auf: Dort teilt man die gleichen Sorgen wie alle anderen. Es fängt erst an, sich zu verändern. Ich mache den Beruf ja schon seit 30 Jahren. Der Wille ist da“. Dabei sei besonders paradox: „Es gab Castings auf der Suche nach einer türkischen Frau, wo auch deutsche Kolleginnen mitgecastet wurden, weil sie dunkelhaarig sind. Umgekehrt, wenn es um eine deutsche Figur mit dunklen Haaren hätte gehen sollen, wäre ich nicht unbedingt eingeladen gewesen.“ Das habe in ihr manchmal den Wunsch geweckt, sich zu Beginn ihrer Karriere einen deutsch klingenden Künstlernamen zuzulegen. „Mein Name ist schwer auszusprechen und dadurch ein Handicap“.

Eloglus Kindheit und Jugend in Köln-Kalk

Dabei spricht Eloğlu ein einwandfreies, muttersprachliches Deutsch. Sie kam mit ihrer alleinerziehenden Mutter von Istanbul nach Köln, als sie vier Jahre alt war. Mittlerweile lebt sie in Berlin, kommt zum Drehen aber häufig nach Köln. Sie ist in Kalk aufgewachsen und erinnert sich, dass sie in der Grundschule so gut wie das einzige Kind mit Migrationshintergrund war. „Ich hatte fast nur deutsche Freunde. Das war ein ganz normales Miteinander, wir feierten Geburtstage, ich ging in den Hort, weil meine Mutter gearbeitet hat“.

Kalk sei damals etwas finster gewesen. „Es gab noch die Chemische Fabrik und viele italienische Lebensmittelläden, aber noch keine türkischen, dafür fuhren wir zum Rudolfplatz“. In der Jugend waren „ihre Hotspots“ das Café Schlechtriemen in oder die Traditionsbäckerei Hesterbrink. „Und der Kaufhof war der Place-to-be“. Wenn nicht Schauspielerin, so hätte Eloğlu gern etwas mit „Tanz oder Musik gemacht“. Das kreative Moment – das gehört seit jeher wie das Täglich-Brot zu ihrem Alltag. „Mein Vater war Maler und Lyriker und auch meine Mutter hat das sehr unterstützt.“