Kölner Schauspielerin im GesprächSind Schwangerschaften in der Filmszene ein Tabu?
Köln – Schwangere Frauen auf der Leinwand oder in Serien schieben für gewöhnlich umgeschnallte Bäuche vor sich her. Doch die Kölner Schauspielerin Judith Hoersch hatte eine solche Attrappe nicht nötig, denn während der Dreharbeiten für die neuen Folgen der ZDF-Serie „Lena Lorenz“ über die gleichnamige Hebamme war sie selbst hochschwanger.
Ein schöner Umstand, und nicht ganz ohne Nutzen: „Ich konnte mich sehr gut einbringen, weil die Figur gerade Erfahrungen machte, die ich kenne. Es gab aber auch frei Erfundenes, wie etwa, dass Lena während der Schwangerschaft an Sodbrennen leidet, was ich selbst nicht tat“, sagt die 39-jährige Wahlberlinerin im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Dreharbeiten im heißen bayrischen Alpensommer
Die Dreharbeiten fanden im heißen bayrischen Alpensommer statt und Hoersch, die inzwischen Mutter ist und sich damals noch zwischen dem fünften und dem achten Monat der Schwangerschaft befand, musste da schon „etwas langsamer machen“. Und das, obwohl sie normalerweise ein Energiebündel sei und „zum Glück weder Kreislaufprobleme noch Übelkeit“ hatte.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Filmteam habe sich zudem rührend um die Hauptdarstellerin gekümmert. „In Pausen stand immer direkt ein Stuhl neben mir. Alle waren aufmerksam und haben mich unterstützt“, so die Schauspielerin. Und „es wurde sich akribisch an das Mutterschutzgesetz gehalten, was für die Produktion ein ganz schöner Organisationsaufwand bedeutet hat.“
Schwangerschaft in der Filmwelt als Tabu
Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass Schwangerschaft in der Filmwelt immer noch ein Tabu ist. Hoersch hat schon von so einigen Geschichten gehört. „Ich kenne Schauspielerinnen, die keine Arbeit bekommen, weil sie schwanger sind oder denen Nicht-Schwangere vorgezogen werden. Es gibt auch solche, die komplett geheim halten, dass sie Kinder haben“, erklärt sie. Es herrsche große Angst in der Branche, weil Schwangere auch mit höherem Risiko und teureren Versicherungen einher gingen. „Ich habe mich mit Eva Mattes viel darüber unterhalten, die zu einer ganz anderen Zeit der Branche Kinder bekommen hat. Sie kann sich nicht erinnern, dass das damals auch schon ein Thema war“, so Hoersch.
Heute würden Schauspielerinnen erst einmal komplett von der Bildfläche verschwinden, damit sich das Bild der runden Frau nicht dauerhaft in den Köpfen festsetze. „Man sollte sich nicht mit diesen Ängsten verbinden, denn dann bekommt man sie wiederum serviert. Ich jedenfalls habe diese Erfahrung nicht gemacht“.
Proletenhafte BMW-Fahrer auf den Kölner Ringen
Noch ein Vorteil als zukünftige Mutter: Von ihrer eigenen Hebamme konnte sie sich einiges abschauen. Am Set sei allerdings auch stets eine Fachkraft vor Ort. „Die Geburtsszenen sind immer improvisiert, da hilft uns dann eine echte Hebamme. Geburten sind ja eine archaische Angelegenheit, in der Serie schönen wir das etwas“, so die Kölnerin.
In ihrer Heimatstadt hat sie das Handwerk der Schauspielerei gelernt. Seit 16 Jahren lebt sie in Berlin. Ihr Debüt gab Hoersch Anfang der 2000er-Jahre in den Serien „Die Anrheiner“ und „Mein Leben & Ich“. In der Hauptstadt sei sie mittlerweile zuhause, dennoch bleibe sie „im Herzen Kölnerin“. Und wenn sie die Familie besucht, dann gehe sie immer noch gern ins Café Franck oder zur Trattoria Salento in Ehrenfeld, wo sie ursprünglich herkommt. „Die kennen mich dort ja auch noch alle“. Was ihr an Köln aber so gar nicht fehle: „Die Ringe. Dieses Proletenhafte der BMW-Fahrer, die die Straßen dort ausprobieren.“
Lena Lorentz Die erste der drei neuen Folgen von „Lena Lorenz“ wird am Donnerstag, 2. April um 20.15 Uhr auf ZDF ausgestrahlt