Köln – Konzerte werden abgesagt oder verschoben. Auch die Kölner Musiker bleiben zu Hause – aber nicht untätig. Das Coronavirus animiert zu manch passendem Song.
Jürgen Fritz und Elke Schlimbach: Et weed och widder wärm
„Seit Tagen bin ich fast nur noch mit Absagen und Umstrukturierungen rund um die geplanten Konzerte von Tommy Engel und unserer Band beschäftigt“, sagt Pianist Jürgen Fritz. Im März und April sei schon alles abgesagt, die geplante Saisoneröffnung am Tanzbrunnen am 9. Mai sei derzeit noch in der Schwebe.
Et weed och widder wärm
Mir jonn nit mieh erus. Mer blieve schön zo Hus. Un nemme uns och nit mieh en d“r Ärm. Mir winke leis vun Fään un han uns trotzdem jän. Su kalt dat es, et weed och widder wärm.
Wie schwierich kann dat sin, ens einfach nix ze dun. De Fööss ens still ze halde, ohne superjeile Zick. Keine Kaffee mieh to-go, keine Besuch em Zoo. Un bes dohin wo nix mieh jeit, es et nit wick.
Mir jonn nit mieh erus. Mer blieve schön zo Hus. Un nemme uns och nit mieh en d“r Ärm. Mir winke leis vun Fään un han uns trotzdem jän. Su kalt dat es, et weed och widder wärm.
Keine Handschlach, keine Kuss, nix wat nit wirklich muss. Kanns janz allein schön jogge he am Rhing. Kein Weetschaff, keine Klaav, kei Kölle, kei Alaaf, e janz klein besje Demut, allein em Sunnesching.
Mir jonn nit mieh erus. Mer blieve schön zo Hus. Un nemme uns och nit mieh en d“r Ärm. Mir winke leis vun Fään un han uns trotzdem jän. Su kalt dat es, et weed och widder wärm.
Aber man rechne kaum noch damit, dass sie tatsächlich stattfindet. „Und mit all diesen Gedanken im Kopf ist mir vorigen Donnerstagabend der Text für das Lied so in den Computer geflossen“, sagte Fritz. Erste Adressaten waren Tommy Engel und Arno Steffen. „Aber der Tommy fühlte sich nicht so direkt davon angesprochen, da wir in unserem Alter ja auch mit zur Risikogruppe gehören. Mit solch einer Krise haben wir doch keinerlei Erfahrung. Uns ist es doch lebenslang gut gegangen.“ Also holte er sich Sängerin und Cousine Elke Schlimbach ins Studio in seinem Haus in Brück. „Zusammen haben wir dann am Wochenende das Lied aufgenommen. Das passt schon. Wir sind ja Famillisch.“
Das Piano hat er live gespielt, andere Instrumente aus dem Computer dazu gemischt, und die Gitarrenklänge steuerte Till Kersting bei, der zur Tommy-Engel-Band und auch zur TV-Showband von Carolin Kebekus zählt. Fritz: „Dem hab ich über We-Transfer ein paar Tracks geschickt und ihn aufgefordert, ein bisschen Gitarre dazu zu spielen. Das hat er gemacht, und so habe ich den Song dann am Montag fertiggestellt. Im Umfeld unserer Band und der Crew ist das gut angekommen. Auch Arno Steffen findet den Titel schön.“
Stefan Wagner: Viva Corona
Auch in einer bedrückten Stimmung muss der Mensch etwas zum Lachen haben – zumindest zum Schmunzeln. So war es naheliegend, aus dem Höhner-Hit „Viva Colonia“ eine Corona-Parodie zu machen.
Viva Corona
Mer blieve zohuss - dat ist prima – VIVA Coro-ho-na. kein Fußball, kein Urlaub, Hamsterkäufe wie beklopp, et jibt auch keinen Handschlag – stattdessen Stippefott.
Ich wasch de Händ vor Sorje – hoff alle machen mit, könnt mich sonst anstecken – mit jedem Augenblick..... und der is jenau jetzt:
Mer blieve zohuss - dat ist prima – VIVA Coro-ho-na. kein Fußball, kein Urlaub, Hamsterkäufe wie beklopp, et jibt auch keinen Handschlag – stattdessen Stippefott.
Die gab es zunächst in einer Version auf schwyzerdütsch, ehe Stefan Wagner, Redakteur bei Radio Erft („Ich bin im Sender der kreative Kopf, wenn es um Comedy und ähnliches geht“) eine rheinische Fassung erarbeitete. „Dabei habe ich mich an der Schweizer Vorlage sowie am Original der Höhner orientiert und das im Produktionsstudio unseres Senders eingesungen.“ Als musikalisches Playback diente eine Karaoke-Version aus dem Internet.
Veedels-Band: Veedel
Es war das heimliche Mottolied der vergangenen Karnevalssession und wird derzeit abends in vielen Kölner Straßen gemeinsam gesungen. Daher hatten die Filmemacher Wilm Huygen und Andreas Froehlich, die derzeit an einer WDR-Dokumentation zum 50-jährigen Bestehen der Bläck Fööss arbeiten, das Veedels-Lied von vielen Prominenten singen lassen.
An der musikalischen Collage machten neben den Fööss noch Mitglieder von Brings, Höhner, Paveier, Cat Ballou, Kasalla und Erdmöbel mit. Dazu kamen Komikerin Carolin Kebekus, Schlagersängerin Andrea Berg, Klaus Heuser, Bernd Stelter, Jürgen Zeltinger und andere.
Henning May: Ich tanze heute alleine
Auch für die Kölner Band AnnenMayKantereit gilt aktuell, was für alle Musiker gilt: keine Live-Auftritte. Sänger Henning May allerdings hält das nicht davon ab, Musik zu machen – und seinen kleinen Auftritt in privater Umgebung ins Internet zu verlagern.
Auf der Plattform Instagram hat er einen knapp einminütigen Song hochgeladen, den er mit Gitarre und gewohnt rauchiger Stimme vorträgt: So endet die kurze Einlage, die sich in Melodie und Song auf den rhythmusfreudigen Hit der Band „Ich gehe heut nicht mehr tanzen“ bezieht. Die neuen Zeilen sind eingängig, bleiben im Ohr.
De Blömcher: Alles wie et es
Am Dienstag der vorigen Woche hatte Gitarrist und Sänger Oliver Blum noch mit zwei Musikerkollegen aus der Karnevalsband De Blömcher – Tastenspieler Bernd Kreutz und Schlagzeuger Ralf Weyerstrass – zusammen geprobt, doch der folgende Probentermin ist aus den bekannten Gründen ausgefallen.
Ich tanze heute alleine
Ich weiß, ich hab gesagt: Ich bin heute am Start. Aber das geht nicht klar wegen – Corona. Und da, wo ich schon tausend Mal war, darf ich heute nicht hin, weil wir zu viele sind. Ich glaub, ich tanze heut alleine.
Blum hatte das Lied „Et bliev alles wie et es“ vor 14 Jahren mit seinem Vater Hannes Blum – damals noch fürs Trio „Blom un Blömcher“ – geschrieben, auf dem Album „E Stöck vun Kölle“ veröffentlicht und immer wieder auch bei Liveauftritten gespielt.
Nun hat er es mit einem aktualisierten Text unterlegt. „Die Zeilen sind aus dem Thema heraus entstanden, das uns alle derzeit bewegt“, sagte Blum. „Das Lied haben wir im Homeoffice aufgenommen – an drei unterschiedlichen Stellen.“ Er selbst in seinem heimischen Studio in Raderthal, Kreutz in Sürth und Weyerstrass in Hürth.
Bernice Ehrlich: Hallelujah
Ein Lied zum Corona-Thema soll schon eine einmalige Sache bleiben. „Das mache ich jetzt nicht jede Woche“, sagt die Kölner Sängerin Bernice Ehrlich. Seit einiger Zeit veröffentlicht sie jeweils donnerstags einen Song – zumeist eine Coverversion. „Damit die Leute mitkriegen, was ich alles so im Repertoire habe.“ Dazu zählt auch das „Hallelujah“ von Leonard Cohen.
„Dieses Lied hab ich seit Jahren in meinem Programm, aber vorige Woche hatte ich beim Zähneputzen die Idee zu einem aktuellen Text.“ Da sie an dem Tag mit ihrem Pianisten Klaus Klaas zur Probe verabredet war, ist sie vom heimischen Raderberg in dessen Studio nach Duisburg gefahren, um gemeinsam die neue Version aufzunehmen. „Mir geht es wie anderen Künstlern: Veranstaltungen werden abgesagt, Geld kommt nicht mehr rein.“ Derzeit lebt sie noch von den Rücklagen aus dem Weihnachtsgeschäft. Da war die gelernte Sopranistin und Musical-Sängerin, die es nun verstärkt auch ins Schlagerfach zieht, recht gut gebucht. „So etwa zwei Monate reicht das noch.“
Hallelujah
Hört kurz zu, es ist nun Zeit, dass jeder von uns zuhause bleibt, auch wenn wir uns so sehr nach Nähe sehnen. Coronavirus ist kein Fake, der uns zum Spaß zuhause hält. Es ist ernst es geht um uns und unser Leben .HALLELUJAHWenn jeder von uns zuhause bleibt, sich ganz allein die Zeit vertreibt, dann können wir die Krankheit auch besiegen. Es geht um dich, um mich, um uns, um jeden, den man schützen muss. Auch wenn die Zeiten schwer sind, bleib zuhause.HALLELUJAHEgal wie gut es dir auch geht, du weißt nicht, ob du's in dir trägst. Drum sei nicht dumm. Wir dürfen nichts riskieren. Sei ein Held und gib nicht auf, sonst hört die Krankheit nie mehr auf. Das darf nicht sein. Das darf niemals passieren.HALLELUJAHEines Tages wird“s vorüber gehen und uns wird“s wieder besser gehen. Bis dahin müssen wir zusammen halten. Und wenn wir uns dann wieder sehn wird alles gleich nochmal so schön. Einer für alle und alle für einen.HALLELUJAH