Schuldezernentin ruft Notstand ausKöln braucht 140 neue Kitas und 40 neue Schulen
Köln – Die leicht gestiegenen Anmeldezahlen bei den i-Dötzchen hat die Stadt noch ganz gut verkraften können. 190 Erstklässler mehr als im vergangenen Jahr sind zwar nicht wenig, aber im Vergleich zu dem, was auf die Stadt in den kommenden Jahren zukommt, ein Klacks. 11.810 Geburten gab es in Köln im vergangenen Jahr. Diese Kinder werden 2022 eingeschult: Dann werden es bereits 2180 Erstklässler mehr sein als in diesem Jahr. Hinzu kommen Kinder von Zuwanderern, die in den nächsten Jahren nach Köln kommen könnten.
Die Botschaften, die Schuldezernentin Agnes Klein zusammen mit den zuständigen Amtsleitern bei der Pressekonferenz zum Schuljahresstart verkündet, sind seit Jahren die gleichen: Köln baut zu langsam, die Prozesse in Verwaltung und Politik dauern zu lange. Grundlage waren die Prognosen der Statistiker für die kommenden zehn Jahre. Seit Ende 2016 ist jedoch klar: Die Herren der Zahlen haben sich verschätzt. Die Geburten übertrafen schon damals die Zahlen, die eigentlich erst für 2025 vorausgesagt waren.
„Wir werden von der Realität überholt“
Die Stadtverwaltung hat nun eine Aktualisierung der Bevölkerungsprognosen angekündigt – allerdings erst für 2018. „Wir werden von der Realität überholt“, sagt Dezernentin Agnes Klein, die ausdrücklich von einem „Notstand“ sprach. Und der droht Köln nicht erst, wenn die Neugeborenen aus 2016 eingeschult werden: Bereits ab ihrem zweiten Lebensjahr haben die Kinder einen Rechtsanspruch auf Betreuung in einer Kita oder bei einer Tagesmutter.
Der Stadtrat hat beschlossen, dass für 52 Prozent der Unter-Dreijährigen ein Betreuungsplatz bereitstehen soll. Aktuell liegt die Versorgungsquote bei unter 40 Prozent. Obwohl bis Ende des Jahres zwölf neue Kitas mit fast 880 Plätzen eröffnet werden, wird sich diese Quote kaum steigern lassen. „Angesichts der wahnsinnigen Steigerungsraten kann man damit gerade mal den Stand halten“, so der Leiter der Integrierten Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung, Frank Pfeuffer.
90 Kitas in der Pipeline
Schon 2018 soll das Doppelte geschafft werden. Bis spätestens 2025 müssten 140 neue Kitas an den Start gehen. 90 davon seien „in der Pipeline“ so Pfeuffer. Bei 50 weiteren weiß man aber noch gar nicht, wie und wo sie gebaut werden könnten.
Diese Frage stellt sich auch bei vielen Schulen. Über 40 werden neu gebaut werden müssen, schätzt die Verwaltung. In diesem Schuljahr hat sie sich ausschließlich mit Provisorien gerettet. Zusätzliche Klassen wurden eingerichtet – meist gegen den Willen der betroffenen Schulen. Neu gebaut wurde für sie vorerst nichts. Für 19 Standorte wurden 57 Containereinheiten bestellt. Noch sind nicht alle bezugsfertig.
Auch im nächsten Schuljahr wird es Zusatzklassen geben müssen. Dann werden neben Gymnasien und Gesamtschulen auch zwei Realschulen – in Brück und im Kunibertsviertel – erweitert. 2018 sollen endlich auch neue Schulen eröffnen. Das Gymnasium in Lövenich soll provisorisch in Widdersdorf starten. Auch die neuen Gesamtschulen in Ehrenfeld und Vogelsang beginnen an Interimsstandorten.
Noch kein Ratsbeschluss für neue Schulen
Wenn dies gelingt, würden 350 neue Plätze für Fünftklässler hinzukommt. Vor allem in Vogelsang wird die Zeit allerdings knapp. Für die neue Schule gibt es noch nicht einmal einen Ratsbeschluss. Klein hofft, dass der in der nächsten Ratssitzung fallen kann.
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Neben den schlechten Nachrichten gab es auch Positives zu vermelden: So hat sich Köln mit Erfolg um Bundesmittel im Rahmen des Programms „Brücken bauen in frühe Bildung“ beworben, das sich um Familien aus bildungsfernen Milieus kümmern will. Gut voran komme man in Kitas und Schulen auch beim Thema Inklusion. Über das Landesprogramm „Gute Schule 2020“ gelinge es zudem, zahlreiche bauliche und technische Verbesserungen umzusetzen.