Ganz miese MascheFalscher Pfleger bestiehlt 90-Jährige in Kölner Notaufnahme
Köln – „Ein ganz besonders mieser Fall.“ So fasste Richter Maurits Steinebach am Ende des Prozesses vor dem Kölner Amtsgericht das Handeln eines gelernten Druckers zusammen, der sich vor zwei Monaten im Krankenhaus Severinsklösterchen als Pfleger ausgegeben hatte. Um ganz perfide eine 90-jährige Seniorin zu bestehlen, die wegen Herzrasens in die Notaufnahme der Klinik gekommen war.
Köln: Täter schickt alte Dame zur Urinprobe
Der 27-jährige Angeklagte aus Lindlar hatte sich am Tattag selbst in das Krankenhaus der Augustinerinnen an der Jakobstraße begeben, um seine Sichelzellkrankheit behandeln zu lassen. Der Mann litt unter Blutarmut und brauchte Transfusionen. In der Notaufnahme traf er auf sein späteres Opfer. „Wir lagen in einem Raum“, sagte er bei der Verhandlung.
Der Beschuldigte schnappte sich laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft kurzerhand einen Urinbecher und sprach die Seniorin an. „Wir brauchen eine Urinprobe von Ihnen“, sagte er und tat so, als sei er ein Krankenpfleger. Die betagte Dame nahm den Becher und ging in den Toilettenraum. Der Täter hatte nun die Gelegenheit, die Handtasche seines Opfers zu durchsuchen.
Kölner Täter: Suchtdruck als Motiv angegeben
Ein Smartphone und 70 Euro erbeutete der Angeklagte und flüchtete aus der Notaufnahme. Die arglose Seniorin bemerkte den Diebstahl nach ihrer Rückkehr in das Patientenzimmer und war entsprechend konsterniert. Die Polizei wurde alarmiert. Der Täter konnte wenig später durch die Beamten gestellt werden, da er sich als Patient immer noch in dem Krankenhaus befand.
„Der Tatvorwurf wird vollständig eingeräumt“, sagte Verteidiger Markus Heinrichs. Der Mandant sie einen Tag vor der Tat nach Köln gekommen, um Bekannte zu besuchen. Plötzlich habe sich seine Krankheit wieder bemerkbar gemacht, weshalb er das Severinsklösterchen aufgesucht habe. Aufgetretener Suchtdruck aufgrund seines Kokainkonsums habe ihn zu der Tat getrieben.
Täter kaufte von Beute Pizza und Gummibärchen
Er wolle die Tat seines Mandanten nicht schönreden, sagte der Anwalt, „es war schon eine komplexe Handlung“. Schließlich habe der Angeklagte nicht einfach etwas gegriffen, was er gesehen habe. „Es tut mir leid, vor allem, weil das eine ältere Dame war“, sagte der 27-jährige Beschuldigte. Er sei auf die Idee gekommen, nachdem er eine Krankenschwester mit einem Urinbecher gesehen habe.
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Mit dem Smartphone der Bestohlenen, einem alten Samsung Galaxy S3 Mini, habe er gar nichts anfangen können, sagte der Dieb und lachte. Mit dem erbeuteten Bargeld sei er erstmal ins nächstgelegene Restaurant gegangen und habe sich eine Pizza bestellt. In einem Kiosk holte er sich noch Zigaretten, Gummibärchen und Cola. Zurück in der Klinik sei er auch schon auf die Polizisten getroffen.
Kölner Richter schickt Dieb ins Gefängnis
„Das ist eigentlich nicht mein Ding, da habe ich nicht nachgedacht. Ich helfe den Menschen normal gerne“, sagte der Angeklagte. Doch glauben konnte man ihm das bei 24 Eintragungen im Vorstrafenregister kaum. Diverse Geldstrafen hatte der Mann seit 2014 gesammelt, es ergingen Urteile wegen Diebstahls, Betrugs, Trunkenheit im Verkehr und Fahrens ohne Führerschein.
Da der Angeklagte zuletzt ebenfalls einen Diebstahl in einer Klinik begangen hatte, griff Amtsrichter Steinebach diesmal durch. Sechs Monate Gefängnis ohne Bewährung lautet das Urteil. „Ein Krankenhaus ist ein geschützter Bereich“, sagte der Richter. Eine alte Frau mit Herz- und Blutdruckproblemen auf diese Weise auszunehmen, das mache den Diebstahl besonders verwerflich.