Claudia Walther, Vorsitzende der Kölner SPD, kritisiert die Entscheidung des DOSB als „unangemessen und sehr demokratiefeindlich“.
OB-KandidatArbeitgeber stellt Torsten Burmester frei – Kölner SPD-Spitze verärgert
Die Führungsspitze der Kölner SPD steht auch nach der offenbar nicht einvernehmlich erfolgten Freistellung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zu ihrem Oberbürgermeister-Kandidaten Torsten Burmester. Co-Parteichefin Claudia Walther zeigte sich am Freitag verärgert über den Umgang des Dachverbands des deutschen Sports mit seinem Vorstandsvorsitzenden: „Dass man jemandem abspricht, trotz einer Anstellung für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, empfinden wir als unangemessen und sehr demokratiefeindlich.“
Beschädigt sieht Claudia Walther Burmester als Wunschkandidaten der Kölner SPD durch das unschöne Ende seiner Beschäftigung als oberster Angestellter des DOSB nicht. Sie sagte: „Die Demokratie braucht doch mutige Leute, die sich auf kommunaler Ebene engagieren. Gerade so große Verbände wie der DOSB sollten das unterstützen.“
DOSB nimmt keine Stellung zu Details der Freistellung von Burmester
Burmester, der zu Beginn seiner Karriere in der Politik und im organisierten Sport persönlicher Referent des damaligen SPD-Kanzlers Gerhard Schröder war, wurde am vergangenen Freitag in Köln als SPD-Kandidat für die Oberbürgermeisterwahlen im kommenden September vorgestellt. Zeitgleich vermeldete der DOSB, seinen Vorstandsvorsitzenden Burmester „unabhängig vom Ausgang der Wahlen“ auswechseln zu wollen. Einen Zeitpunkt nannte der DOSB nicht, zu Details wollte der Verband keine Stellung nehmen.
Im Laufe der Woche wurde dann bekannt, dass der DOSB Burmester bereits freigestellt hat. Ein interner Brief des DOSB-Präsidenten Thomas Weikert an die Verbandsmitarbeiter wurde öffentlich, darin heißt es, das Präsidium habe sich „nach intensiven Gesprächen in den letzten Tagen“ zu dieser Maßnahme entschieden. Man arbeite an einer Lösung und werde die Belegschaft „über weitere Schritte zu gegebener Zeit informieren“. Der Journalist Jens Weinreich hatte auf seinem Blog „Sport & Politics“ zuerst darüber berichtet.
Chaos und Spekulationen rund um Burmester und den DOSB
Der DOSB wollte sich am Freitag nicht zu dem Vorgang äußern. Was bleibt, sind ein chaotisches Bild und allerlei Spekulationen. Laut „Spiegel“ hat Weikert erst aus der Presse von Burmesters Ambitionen erfahren, Bürgermeister von Köln zu werden. Burmester wiederum wurde während seiner Vorstellung als OB-Kandidat von der Mitteilung des DOSB überrascht, dass man sich von ihm trennen will. Er hatte auf Unterstützung durch seinen Arbeitgeber gesetzt und eine Beurlaubung erst zum Ende seines Wahlkampfes hin angestrebt.
Die Kölner SPD-Chefin Claudia Walther äußerte am Freitag Verständnis dafür, dass ein potenzieller OB-Kandidat seinen Arbeitgeber noch nicht informiert, so lange die Kandidatur nicht offiziell feststeht. In Burmesters Fall hätten die Spekulationen in der Presse ja schon begonnen, als die Kandidatensuche in der SPD noch in vollem Gange war.
Burmester selbst gab sich versöhnlich und sagte: „Ich will einen guten Übergang ermöglichen und eine bestmögliche Lösung für den deutschen Sport finden.“ Auch der 61-Jährige ist überzeugt: „Das beeinträchtigt meine Kandidatur nicht, ich schaue nach vorn und nicht nach hinten.“