Man habe eine „starke Führungspersönlichkeit mit klar sozialdemokratischer DNA“ gesucht und gefunden, so die Findungskommission der SPD.
OB-Wahlen 2025Was der SPD-Kandidat Torsten Burmester in Köln „anpacken und verändern“ will
Torsten Burmester hat viel vor: Bis zu den Wahlen in Köln im kommenden September will der Oberbürgermeister-Kandidat der SPD alle 86 Veedel der Stadt besucht und 10.000 Kölnerinnen und Kölner getroffen haben. Um Buch zu führen, hat sich der 61-Jährige ein paar kleine Notizbücher anfertigen lassen, er nennt sie „Köln-Kladden“. Ihr Einband ist rot, darauf in Weiß stilisiert der Stadtplan Kölns. Ein Exemplar hat Burmester zu seiner Vorstellung am Freitag mit in die Wohngemeinschaft im Belgischen Viertel gebracht, einer Bar mit hippem Hostel, mit Café und Seminarräumen. Es ist der Ort, an dem sein Wahlkampf beginnt.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte schon vorab davon berichtet, aber am Freitag wurde Burmester nun auch offiziell von der vierköpfigen Findungskommission der Kölner SPD als deren Wunschkandidat für die Oberbürgermeister-Wahl am 14. September 2025 vorgestellt. Er sei ein „Macher mit Herz“, sagte die Parteivorsitzende Claudia Walther. Man habe eine „starke Führungspersönlichkeit mit klar sozialdemokratischer DNA“ gesucht und jemanden, „der zu Köln passt“, so beschrieb der Co-Vorsitzende Florian Schuster die Anforderungen, auf die man bei der Kandidatensuche Wert gelegt habe.
Offizielle Bestätigung von der SPD-Basis im Mai 2025
Der Vorstand der Kölner SPD hatte dem Vorschlag der Findungskommission, Burmester als OB-Kandidaten zu nominieren, am Donnerstagabend einstimmig zugestimmt. Bei der Wahlkreiskonferenz am 3. Mai 2025 muss Burmester noch offiziell von der Basis als Kandidat bestätigt werden – das sei laut Walther aber Formsache. Bei einer Funktionärskonferenz mit Vertretern der Ortsvereine habe es am Donnerstag bereits großen Applaus für Burmester gegeben.
Christian Joisten, der Vorsitzende der Ratsfraktion der Kölner SPD, war ganz bewusst nicht Teil der Findungskommission, da er nicht habe ausschließen wollen, möglicherweise doch noch selbst zu kandidieren. Beleidigt schien er am Donnerstag aber nicht, dass es nun ein anderer macht. Es sei ganz in seinem Sinne, sagte er, jemanden mit Burmesters Profil gefunden zu haben. Dessen Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung sei sein großes Plus: „Es geht uns darum, die Verwaltung in Köln wieder auf Vordermann zu bringen.“ Burmester plant fest mit seiner Wahl, er will das Rathaus nach zehn Jahren für die SPD zurückerobern, kandidiert dabei aber nicht für den Stadtrat.
Bei den letzten Wahlen in Köln 2020 lag die SPD am Ende mit 90.040 Stimmen deutlich hinter den Grünen (118.997) und knapp vor der CDU (89.659). Andreas Kossiski, damals Oberbürgermeister-Kandidat der SPD, unterlag der amtierenden Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) in der Stichwahl.
Burmester war drei Jahre Referent von Gerhard Schröder
Burmester war von 2002 bis 2005 persönlicher Referent des damaligen SPD-Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Anschließend arbeitete er als stellvertretender Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium und dann jeweils in führender Position im Schul- und im Wirtschaftsministerium NRW. 2020 folgte der Wechsel in den Sport, bis 2022 war Burmester Generalsekretär des Deutschen Behindertensportverbands, seither ist er Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Bei seiner Vorstellung am Donnerstag in Köln hat der OB-Kandidat einen kleinen Stapel Karteikarten dabei, sie sind in unleserlicher Schrift vollgeschrieben, hier und da ist etwas farbig markiert. Bei den Stationen seiner beruflichen Karriere muss Burmester immer mal auf die entsprechende Karte gucken. Als es um sein Leben und um Köln geht, spricht er frei. „Ich habe in Köln studiert, gearbeitet und gefeiert“, sagt Burmester, der seit 40 Jahren in der Stadt lebt, aktuell in Rodenkirchen. Seine beiden Töchter kamen im Severinsklösterchen im Vringsveedel zur Welt. Er selbst sei jedoch in Remscheid geboren und aufgewachsen, erzählt Burmester. Der Vater sei Wäscher und Glätter im städtischen Krankenhaus gewesen, die Mutter Reinigungskraft im Rathaus: „Meine Kindheit und Jugend war einfach, aber gut.“
Er habe „leidlich gut“ Handball gespielt, daher die besondere Beziehung zum Sport. Und der Bogen zur Kommunalpolitik? „Ich kenne die Herausforderungen der Menschen im Alltag aus meinen Besuchen in den Vereinen“, sagt Burmester, denn der „Sport ist ein Querschnitt der Gesellschaft“. Als Kölner Oberbürgermeister wolle er seine Erfahrungen in der Politik mit seinen Erfahrungen in Köln kombinieren und einen „unvoreingenommenen, frischen Blick“ einbringen: „Ich will mit Herzblut und Freude allen Kölnerinnen und Kölnern ein Angebot machen. Ich will anpacken. Ich will verändern.“
Auch zu den großen Themen in der Stadt hat Burmester Karteikarten. Die Verkehrswende und den öffentlichen Nahverkehr hat er ganz oben stehen. Daneben die Förderung von Familien durch die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen in Kitas, Schulen und in der Nachmittagsbetreuung. Dazu kommen die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und er wolle „die Anstrengungen für einen modernen Wirtschaftsstandort intensivieren“, sagt Burmester. Das alles sind Dinge, die schon andere versucht haben und die viel Geld kosten. In Sachen Haushalt gebe es „ohne Zweifel Zwänge“. Burmesters Ideen dazu: „Mehr Einnahmen. Und Aufgaben priorisieren.“
Intransparenz-Vorwürfe gegenüber dem DOSB
Dann gibt es da noch eine Karteikarte, die Burmester erst auf Nachfrage hervorzieht. Die „FAZ“ hatte zuletzt berichtet, dass der DOSB bei der Vergabe der World Games an Karlsruhe unsauber vorgegangen sei. Der Gegenkandidat Hannover hatte sich beschwert. Es sei lediglich um ein Empfehlungsschreiben des DOSB an den ausrichtenden internationalen Dachverband der World Games gegangen, die eigentliche Vergabe habe nicht der DOSB vorgenommen, erklärt Burmester nach einem Blick auf seine Karte. Die Ethikkommission des DOSB sei zu dem Schluss gekommen, dass kein unethisches Verhalten des DOSB vorgelegen habe. Wohl aber ein unprofessionelles. Die Kommunikation mit den Städten war offenbar uneinheitlich.
„Wir haben die Kritik an uns veröffentlicht und die Empfehlung der Ethikkommission, uns zu entschuldigen, umgesetzt“, sagt Burmester. „Und für mich ist klar, dass ich dafür, genauso wie ich es auch als Oberbürgermeister tun würde, die Verantwortung übernehme. Für Fehler, die in der Verwaltung passieren. Das hat etwas mit positiver Fehlerkultur zu tun.“