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Start-up „Bookhoover“Kölner erfindet Werkzeug zum schnelleren und konzentrierteren Lesen

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Daniel Nienkämper, der das Lese-Werkzeug „Bookhoover“ entwickelt hat, mit dem man schneller und konzentrierter lesen kann.

Daniel Nienkämper hat das Start-up „Bookhoover“ gegründet und ein Lese-Werkzeug entwickelt, mit dem man schneller und konzentrierter lesen kann.

Ingenieur Daniel Nienkämper hat ein Lese-Werkzeug erfunden, das den Fokus auf den Text lenkt. Seinen festen Job hat er an den Nagel gehängt.

Kinder, die lesen lernen, machen es intuitiv: Sie nehmen den Finger zur Hilfe, fahren Wort für Wort und Zeile für Zeile damit entlang. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert der „Bookhoover“, den Daniel Nienkämper entwickelt hat. Das Lese-Werkzeug, das auf den Zeigefinger gesetzt wird, hat eine lange dünne Spitze und soll dabei helfen, konzentrierter, schneller und effektiver zu lesen. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie „Buch-Staubsauger“.

„Der Bookhoover führt die Augen an den Zeilen entlang“, sagt Nienkämper. „Denn wenn wir lesen, gleiten unsere Augen nicht gleichmäßig durch den Text, sondern springen hin und her. Das merken wir gar nicht.“ Doch durch viele Bewegungen ermüden die Augen, lassen Fokus und Konzentration nach. „Durch das aktive Führen der Lese-Hilfe bin ich fokussierter. Das Zusammenspiel von Augen- und Handbewegung steigert die Aufmerksamkeit, da mehrere Sinne am Leseprozess beteiligt sind“, erklärt der 34-Jährige. Im Unterschied zum Finger verdecke der Bookhoover mit seiner dünnen Spitze nicht den Text.

Das Foto zeigt ein aufgeschlagenes Buch und zwei Hände in Nahaufnahme. Die fotografierte Person hat auf ihren Finger das Lese-Werkzeug „Bookhoover“ aufgesteckt.

Der „Bookhoover“ wird auf den Zeigefinger gesteckt und führt die Augen des Lesers Zeile für Zeile durchs Buch. Unter der abnehmbaren Spitze ist ein Stift für Notizen integriert.

Die Idee kam dem Ingenieur, nachdem er einen „Speed Reading“-Kurs besucht hatte. „Ich musste beruflich viel lesen und war privat nach einem Arbeitstag zu lesefaul und unkonzentriert, bin mit meinen Gedanken abgeschweift und wusste am Ende einer Seite nicht, was ich am Anfang gelesen hatte“, sagt der Ingenieur. Im Kurs lernte er, dass jeder mit den richtigen Methoden schneller und konzentrierter lesen kann. „Es wurde uns empfohlen, die Augen mit einem Stift durch den Text zu leiten, aber das fand ich unhandlich.“ Der Tüftler in Nienkämper war geweckt: Er bastelte den Ur-Bookhoover – eine Art Fingeraufsatz, an die mit Klebeband eine Parfüm-Kappe geklebt wurde.

Kölner Ingenieur gründet Start-up und entwickelt Lese-Hilfe „Bookhoover“

„Wenn ich damit in der Bahn gelesen habe, haben mich viele Leute angesprochen und wollten wissen, was es damit auf sich hat“, erinnert sich Nienkämper. Viele fanden es spannend, dass er mit der ungewöhnlichen Konstruktion seine Leseaufmerksamkeit lenkte. Zu der Zeit hatte Nienkämper ein Faible für 3D-Druck. „Ich hatte Lust, mein eigenes Produkt zu entwickeln.“ Das war Ende 2020. Seitdem sind Dutzende Prototypen des Bookhoovers entstanden – aus unterschiedlichen Materialien, mit immer neuen Funktionen.

Das Foto zeigt ein Hand-Modell mit verschiedenen Finger-Aufsätzen.

Die ersten Prototypen des „Bookhoovers“: Ganz links ist die erste Version mit einer Parfümkappe zu sehen.

Testen ließ der Tüftler seine Produkte von fremden Menschen, die er unter anderem in Speed-Reading-Foren kontaktierte. Die positiven Rückmeldungen und das Interesse, eine solche Lese-Hilfe zu kaufen, spornten Nienkämper weiter an. Seine Partnerin, die Künstlerin und Illustratorin Mana Kakuan, ist mit in das Start-up eingestiegen. „Wir ergänzen uns bestens: Ich habe Spaß an Technik, Mana hat den Blick für Ästhetik und Design.“

Seinen Job als Entwicklungsingenieur bei einem Autohersteller übt Nienkämper seit einiger Zeit nur noch in Teilzeit aus. Ende des Jahres wird er das Unternehmen verlassen, um sich voll auf Bookhoover zu konzentrieren. „Es läuft so gut und macht unglaublich viel Spaß, ein eigenes Produkt zu entwickeln. Ich lerne dabei viel Neues – vom Aufbau eines Onlineshops, über Marketing, bis zur Patentanmeldung“, schwärmt der 34-Jährige. Dank zweier Crowdfunding-Kampagnen konnte das Start-up größere Mengen Bookhoover produzieren lassen. „Wir haben einige Hundert nach Japan verkauft.“ Hergestellt werden alle Modelle bei einem 3D-Druck-Unternehmen in NRW, zusammengebaut und verpackt in der gemeinsamen Wohnung des Paares.

Inzwischen gibt es vier Bookhoover-Modelle in verschiedenen Farben und Größen, für Links- und Rechtshänder. Es gibt sie mit integriertem Bleistift, Kugelschreiber oder digitalem Eingabestift: Die Zeigekappe lässt sich abnehmen, sodass man sich Notizen im Buch, auf dem Tablet oder E-Reader machen oder wichtige Stellen markieren kann. Je nach Modell kostet der Bookhoover zwischen 27 und 79 Euro. Ganz neu im Sortiment ist eine geschrumpfte Kinder-Version, die auf die Größe von Kindern im Grundschulalter angepasst ist. „Eine Freundin ist Grundschullehrerin und setzt die Version für Kinder zur Leseförderung in ihrer Klasse ein. Wir haben schon viele positive Rückmeldungen bekommen.“


bookhoover.com