ChatGPT ist seit seiner Verfügbarkeit für viele Studierende ein nützliches Tool. Eine Kölner Studentin berichtet.
„Habe Angst vor dem weißen Blatt“Kölner Studentin lässt Essays für Uni von ChatGPT schreiben
Die Kölner Studentin Marlene T. (Name geändert) möchte ihre Erfahrungen mit dem KI-basierten Schreibtool ChatGPT nicht unter Klarnamen veröffentlichen: Da die Regelungen zur Nutzung von Tools zur Erstellung wissenschaftlicher Texte nicht eindeutig sind, möchte T. nichts riskieren.
Ich studiere meinen geisteswissenschaftlichen Master nebenberuflich. Das erste Mal habe ich ChatGPT für einen Sachbericht benutzt, den ich als Verwendungsnachweis für ein Kulturstipendium abgeben sollte. Alles, was ich gemacht habe, habe ich in Stichpunkten notiert. Daraus habe ich dann einen Text generieren lassen. Ich war sofort begeistert: Als ich eine Freundin getroffen habe, die an ihrer Masterarbeit schrieb, habe ich ihr zu ChatGPT geraten.
Sie hatte ihre Fragestellung und ihre These noch nicht ganz klar, also hat sie den Befehl eingegeben, sich zehn neue Vorschläge für Thesen basierend auf ihrer Arbeitsthese generieren zu lassen. Das war super: Man hatte diese Vorschläge und konnte sie dann miteinander kombinieren. Als wir ChatGPT jedoch nach weiterer Literatur zu dem Thema gefragt haben, sah es anders aus: Als wir die vielen Vorschläge überprüft haben, stellte sich dreiviertel davon als erfunden heraus. Für die Recherche von Quellenangaben eignet sich das also gar nicht.
Ich nutze es zurzeit wöchentlich für ein philosophisches Seminar, für das wir jede Woche ein Essay abgeben müssen. Ich arbeite vor, indem ich mir Notizen mache, mir direkte Zitate herausschreibe, mit den passenden Quellenangaben. Daraus lasse ich dann einen Text erstellen und schicke ihn ab. Natürlich schaue ich drüber, korrigiere Fehler. Aber das ist schon eine extreme Zeitersparnis.
Kölner Studentin: ChatGPT liefert Vorschläge, aber keine Bewertung
Bei meiner jetzigen Hausarbeit habe ich den Befehl erteilt, dass er mir auf der Basis der Aufgabenstellung eine Struktur erstellt. Man kann das nicht eins zu eins übernehmen, aber es bot extrem viele Anhaltspunkte. Ich nutze ChatGPT vor allem für Formulierungen und Sprachstil. Ich habe Angst vor dem weißen Blatt und überarbeite dafür sehr gerne.
Der Lerneffekt ist nicht kleiner, ChatGPT ist meilenweit entfernt davon, dass er eine komplette Hausarbeit verfasst. ChatGPT ist eine extrem gute Vorschlagsmaschine, was ich hinterher einsetze ist meine Entscheidung. Das Denken wird mir nicht abgenommen. Bezüge herstellen, bewerten – das bleibt erhalten. Im Master sind Fragestellungen sehr spezifisch, die kann ChatGPT inhaltlich gar nicht beantworten. Ich kann mir aber vorstellen, dass vielleicht bei allgemeineren Seminaren am Anfang des Studiums oder in der Schule der Zugang zu dem Tool viel der eigentlichen Lernleistung ersetzt.