Sexueller MissbrauchKölner Urologe soll Patienten missbraucht haben
Köln – Sexuellen Missbrauch in elf Fällen wirft die Staatsanwaltschaft einem Facharzt der Urologie vor, der sich seit Dienstag vor dem Kölner Landgericht verantworten muss. „Unter Ausnutzung des Behandlungsverhältnisses“ habe sich der Mann von März 2015 bis Januar 2019 immer wieder an „jungen, durchtrainierten männlichen Patienten“ vergangen, heißt es in der Anklageschrift. Für die Ausübung des Berufs als Arzt habe er „sich als ungeeignet erwiesen".Das Muster soll mehr oder weniger gleichgeblieben sein, obwohl die Patienten den auf Erektionsstörungen spezialisierten Mediziner mit unterschiedlichen Beschwerden aufgesucht hätten. Einer sei mit Verdacht auf Intimwarzen gekommen, ein anderer wegen einer Hoden-Schwellung, ein Dritter wegen einer Peniskrümmung und frühzeitigem Samenerguss.
Im Rahmen der ersten Untersuchung habe der Arzt entgegen der üblichen Terminvorgabe die jungen Männer zu einem zweiten Behandlungstermin am späten Nachmittag oder frühen Abend bestellt, weil er davon habe ausgehen können, dass dann das Praxispersonal nicht mehr da sein würde.
Kölner Arzt rieb Patienten mit Öl ein
Das wiederholte Schema der Behandlung ist in der Anklage so geschildert: Der Arzt forderte die Männer auf, sich komplett auszuziehen, rieb sie von oben bis unten mit Öl ein und ließ sie Posen einnehmen, von denen er Fotos machte unter dem Vorwand, sie seien für die „Dokumentation“ nötig. In Wirklichkeit hätten die Bilder seiner „eigenen Stimulation“ gedient. Die unerfahrenen Patienten, die meisten von ihnen ausländischer Herkunft, hätten sich vorbehaltlos „der ärztlichen Autorität unterstellt“. Selbst dann, wenn der Urologe weiter gegangen sei.
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Treffen die Vorwürfe zu, gab er manchen Patienten Viagra-Tabletten, berührte ihre intimen Körperbereiche und brachte sie dazu, bis zur Ejakulation zu onanieren. Dies alles diene Testzwecken, habe er erklärt.
Ein Patient soll den Arzt aufgesucht haben, weil er nach einem sexuellen Übergriff verletzt gewesen sei und zudem an Erektionsstörungen und vorzeitigem Samenerguss gelitten habe. Auch ihn habe der Mediziner am ganzen Körper mit Öl eingerieben und dies damit begründet, dann lasse sich „das Sperma besser wegwischen“. In diesem Fall soll es sogar zum Oralverkehr gekommen sein. Am Prozess, der auf fünf Verhandlungstage angelegt ist, nehmen drei Anwälte teil, die ehemalige Patienten des Urologen vertreten.
Auf Antrag des Verteidigers beschloss die 1. Große Strafkammer, dass zum Schutz der Intimsphäre aller Betroffenen die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist, wenn der Angeklagte zur Sache befragt wird und die mutmaßlichen Opfer vernommen werden; dies gilt auch für die Zeit, wenn die fraglichen Fotos in Augenschein genommen werden.