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„Unsere Arbeit ist oft kein leichter Weg“Kölner Verein „Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln“ mit Bilz-Preis geehrt

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Der Kölner Verein „Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln e.V.“ wurde im NS-Dokumentationszentrum mit dem Bilz-Preis ausgezeichnet. Im Bild v.l.n.r. Hans-Peter Killguss, Firtina Ciler, Adil Demirci, Miriam Clasen und Fritz Bilz.

Der Kölner Verein „Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln“ wurde im NS-Dokumentationszentrum mit dem Bilz-Preis ausgezeichnet. Im Bild v.l.n.r. Hans-Peter Killguss, Firtina Ciler, Adil Demirci, Miriam Clasen und Fritz Bilz.

Mit dem Preis werden Initiativen ausgezeichnet, die sich für Völkerverständigung und gegen Diskriminierung einsetzen.

Jeden ersten Mittwoch im Monat sind Adil Demirci und seine Mitstreiter auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz anzutreffen. Hier erinnern sie an die Schicksale von politisch Gefangenen in der Türkei und im Iran. Bei der Mahnwache werden ihre Fotos gezeigt, Politiker halten Reden, Angehörige kommen zu Wort.

Uns war klar, dass ich nicht der letzte Fall bleibe
Adil Demirci

Dahinter steht der Verein „Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln“, den Adil Demirci 2019 gründete, nachdem er selbst in der Türkei unrechtmäßig inhaftiert worden war. Freunde hielten in dieser Zeit für ihn Mahnwachen ab. Als Demirci nach 14 Monaten die Türkei wieder verlassen durfte, wollte er mit „Stimmen der Solidarität“ auch anderen inhaftierten oder von Ausreisesperren belegten Menschen zur Seite stehen: „Uns war klar, dass ich nicht der letzte Fall bleibe“, sagte der 38-jährige Sozialarbeiter im NS-Dokumentationszentrum.

Dort nahm Demirci jetzt für den Verein den mit 5000 Euro dotierten Bilz-Preis der Bilz-Stiftung entgegen, die damit alljährlich eine gemeinnützige Organisation auszeichnet, die sich um die Völkerverständigung verdient gemacht hat, sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten einsetzt oder die Demokratie stärkt. Gegründet wurde die Stiftung 1998 von Historiker Fritz Bilz und seiner Frau.

Willkürliche Verhaftungen und Misshandlungen im Iran

Sowohl die Türkei als auch der Iran seien keine Rechtsstaaten, so Stiftungsvorsitzende Çiler Fırtına. Der türkische Präsident Erdoğan etwa sei ein „brandgefährlicher Autokrat“, der von der Bundesregierung auch noch mit Waffenlieferungen gestützt werde. Im Iran seien allein im vergangenen Jahr 834 Menschen hingerichtet worden: „Das sind junge Menschen, die sich gegen das Mullah-Regime stellen.“ Es gebe willkürliche Verhaftungen und Misshandlungen: „Nur durch Organisationen wie ‚Stimmen der Solidarität‘ werden diese Fälle öffentlich bekannt“, so Fırtına. „Sie geben denjenigen eine Stimme, die zum Schweigen gebracht werden sollen“, so Henning Borggräfe, Direktor des NS-Dokumentationszentrums.

Demirci: „Kein leichter Weg“

Mariam Claren ist die Tochter der deutschen Staatsbürgerin Nahid Tagavi, die im Iran zu den politisch Gefangenen gehört. Auch Claren wandte sich mithilfe des Vereins an die Öffentlichkeit: „Der Verein bietet Betroffenen nicht nur eine Heimat für ihre Bedürfnisse, sondern wirft ein Scheinwerferlicht in die dunklen Gefängniszellen und Menschenrechtsverletzungen von Unrechtsregimen wie der Türkei und der Islamischen Republik Iran.“

„Stimmen der Solidarität“ veranstaltet neben den Mahnwachen auch das „Festival der Solidarität“ mit Lesungen, Diskussionen und Musik. Mit Postkarten-Aktionen soll Gefangenen gezeigt werden, dass sie nicht vergessen werden. „Unsere Arbeit ist oft kein leichter Weg“, so Adil Demirci. Mithilfe des Preises könnten die Projekte weiter vorangetrieben werden. Solidarität brauche Unterstützung.