Kölner Verein gründet virtuelles Netzwerk„Wir denken die Digitalisierung neu“

Die App zeigt das Konzept eines digitalen Corona-Zertifikats.
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- Wie ein Kölner Verein ein digitales Gesundheitszertifikat entwickelt
- Seit Oktober gibt es verschiedene Gesundheits-Apps sogar auf Rezept.
Köln – Immer mehr Menschen nutzen Apps für Gesundheit und Fitness auf dem Smartphone oder dem Tablet. Die Nachfrage nach diesen Apps und weiteren digitalen Health-Angeboten ist in Corona-Zeiten stark gestiegen. Aktuelle Umfragen bei Digital-Healthcare-Start-ups und -investoren ergaben einen Anstieg der Nutzerzahlen um fast 20 Prozent seit März. Tendenz steigend. Seit Oktober gibt es verschiedene Gesundheits-Apps sogar auf Rezept. Nach Ansicht von Ines Manegold, Geschäftsführerin des Kölner Vereins Digital Health Germany, kommt den digitalen Gesundheitsanwendungen künftig eine bedeutende Rolle in der Versorgung der Patienten zu.
Frau Manegold, lässt sich die Gesundheitsversorgung der Menschen durch die Digitalisierung verbessern?
Eindeutig ja. Mit Hilfe der Digitalisierung wird in der Zukunft eine effizientere Versorgung der Patienten möglich sein. Und das für alle auf hohem Niveau.
Wie unterstützt der Verein „Digital Health Germany“ dieses Ziel?
Wir denken Digitalisierung neu. Dazu bauen wir seit unserer Gründung im Mai 2019 ein zentrales deutschlandweites Digital-Health-Netzwerk auf und aus. Die Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens und bringen verschiedene Perspektiven der Gesundheitsbranche in die Initiative ein. Wir möchten der erste Ansprechpartner sein, wenn es um Fragen der Digitalisierung im Gesundheitswesen geht. Köln ist dafür eine wunderbare Keimzelle mit vielen tollen Start-ups. Außerdem gibt es hier eine einzigartige Struktur der Krankenhauslandschaft mit starken kirchlichen und kommunalen Trägern sowie mit der Uniklinik Köln eine der herausragenden Universitätskliniken in Deutschland. Wir sind einer der anerkannten Spitzenverbände bei den Verhandlungen zu den Digitalen Gesundheitsanwendungen.

Ines Mangold
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Können Sie ein aktuelles Beispiel aus der Arbeit des Vereins nennen?
Wir haben im Frühjahr das digitale Corona-Gesundheitszertifikat mit einem Konsortium unserer Mitglieder und der Bundesdruckerei entwickelt. Beteiligt waren unter anderem Hersteller von Medizinprodukten, Laboratorien, Kliniken und klinischen Datenverwaltungssystemen. Das Zertifikat basiert auf dem Corona-Status und anderen relevanten Daten einer getesteten Person. Mit der Vorlage des digitalen Gesundheitszeugnisses zum Beispiel bei Behörden, Arbeitgebern und Kliniken lassen sich nicht nur die positiv auf das Coronavirus getesteten Personen und deren Umfeld erfassen, sondern auch ein Neustart der Wirtschaft beschleunigen. Das betrifft den Einzelhandel und die Gastronomie ebenso wie die Reisebranche, den Sportbereich und den Veranstaltungssektor.
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Wie wurde das Zertifikat entwickelt?
Wir haben uns den Corona-Meldeweg angesehen, von der Testung angefangen bis hin zur Meldung beim Gesundheitsamt. Unser Ziel war es, diesen ganzen Weg digital darzustellen und zu vereinfachen. Jeder, der getestet wird, bekommt eine entsprechende Nachricht auf sein Smartphone. Zugleich geht die Meldung direkt ans Gesundheitsamt. Das Ganze klar strukturiert, ohne Fax, ohne Papier, ohne den aufwendigen Übertrag der Daten per Hand in Listen.
Wie steht es mit der Sicherheit bei dieser Art der Datenübertragung?
Die relevanten Daten sind in einer Blockchain, also einer Liste von Datensätzen, verkettet. So sind die Daten jederzeit abrufbar und anwendbar. Man könnte sie zum Beispiel als Zusatzinformation mit dem QR-Code auf dem Flugticket oder der Eintrittskarte verknüpfen. Übrigens kann das Zertifikat problemlos um den Nachweis einer Impfung erweitert werden.
Ist das Zertifikat nur entwickelt oder gibt es schon Abnehmer?
Wir waren im engen Kontakt mit dem Gesundheitsamt Köln, leider hat die Leitung die Sache nicht weiterverfolgt. Vielleicht war der Zeitpunkt ungünstig. Wir waren eventuell zu früh mit unserer Idee. Wir haben das Zertifikat zu einem Zeitpunkt entwickelt und vorgestellt als die erste Corona-Welle abebbte. Wer sich für das Corona-Gesundheitszertifikat interessiert, kann sich gerne an uns wenden. Unsere Mitglieder bieten maßgeschneiderte Lösungen an.
Wie viele Mitglieder hat der Verein?
Derzeit sind es knapp 30 Mitglieder in Deutschland und der Schweiz. Digital Health Germany ist ein Zusammenschluss von Teilnehmern des Gesundheitswesens, von Start-ups über Leistungserbringer und Kostenträger bis hin zu Industrieunternehmen. Unser Netzwerk zeichnet sich durch seine Vielfalt aus. Wir decken viele medizinische Themen ab und entwickeln individuelle medizinische Lösungen.