Kölner Waldlabor„Die jungen Bäume haben dazugelernt“
Herr Bouwman, seit gut zehn Jahren experimentiert man im Kölner Waldlabor mit Bäumen, von denen man sich eine widerstandsfähige Zukunft verspricht. Was war der Ausgangspunkt des Projekts?
Wir wollten wissen: Welche Arten wachsen hier, wenn das Klima immer trockener und wärmer wird.Dazu haben wir einen Klimawald mit besonders widerstandsfähigen Bäumen angepflanzt, einen Erholungswald, der schön blüht und sich im Herbst färbt und einen Energiewald mit schnell wachsenden Baumarten zur Energiegewinnung. Eine Fläche haben wir außerdem komplett sich selbst überlassen. Das ist unser Wildniswald.
Was ist aus der Wildnis zehn Jahre später geworden?
Auf der Ackerfläche sind so genannte Pionierbäume gewachsen. Das sind vor allem Weiden und Birken. Deren Samen haben den Vorteil, dass sie weite Strecken fliegen können. Dieser Wald ist schon ein paar Meter hoch. Die Hoffnung ist, dass sich unter dem Schutz der Weiden und Birken jetzt auch Buchen, Linden und Hainbuchen ansiedeln. Also die Bäume, die forstwirtschaftlich interessanter sind, weil sie mehr Geld bringen.
Ein Vorbild für die vom Borkenkäfer kahlgefressenen Flächen in den Wäldern um Köln?
Prinzipiell ja. Es gibt auch Beispiele von Sturmflächen, an denen das gut funktioniert hat. Aber: Bis diese Bäume von selbst wachsen, kann es sehr lange dauern. Manchmal klappt es auch gar nicht. Für den Waldbesitzer ist das wirtschaftlich keine besonders attraktive Lösung.
Also doch Aufforsten. Welche Bäume haben sich klimatechnisch im Kölner Waldlabor bewährt?
Eine besonders schöne Entdeckung ist die Elsbeere. Das ist eine heimische Baumart, die in unseren Wäldern extrem selten geworden ist. Dabei ist sie sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich interessant. Ihre Blüten und Früchte locken Insekten, das Holz ist sehr hochwertig und kann teuer verkauft werden. Aber auch die Küstenbaumtanne, die eigentlich aus dem Nordwesten der USA stammt, wächst hier sehr gut. Sie wurzelt tiefer als die Fichte und kommt deshalb mit der Trockenheit gut zurecht.
Sie könnte also die angeschlagene Fichte ersetzen, damit wir wieder genug gerade Bretter für Dachstühle haben?
Naja, so einfach ist das nicht. Erstens können Sie ja nicht von heute auf morgen den ganzen Wald umbauen. Und zweitens verträgt so ein heimischer Wald nur einen bestimmten Prozentsatz von Exoten. Sonst gerät das ökologische Gleichgewicht durcheinander, es kommen beispielsweise bestimmte heimische Insektenarten nicht mehr.
Was ist also die Lösung?
Eindeutig: Mischwald. Wenn wir Monokulturen haben und eine Baumart fällt aus, weil sie mit den Bedingungen nicht mehr zurecht kommt oder ein Schädling sie befällt, dann ist das dramatisch. Im Mischwald haben sie immer noch Ersatzbaumarten, die nicht betroffen sind. Mischwälder sind deshalb widerstandsfähiger. Davon profitieren wir auch in Köln. Von den 4000 Hektar Wald wurden in den vergangenen 60 Jahren 1500 Hektar als Mischwald aufgeforstet.
Was bereitet Ihnen Sorgen?
Wir stellen erhebliche Schäden an den heimischen Baumarten fest. Vor allem die Buche leidet unter der Dürre. Gucken Sie im Äußeren Grüngürtel, da sehen Sie allendhalber abgestorbene Buchen oder welche mit Kronenschäden. Außerdem haben wir mit Pilzen zu kämpfen, die natürlich bei der Wärme immer besser gedeihen. Der Rußrindenpilz lässt den Bergahorn eingehen, ein Pilz aus Japan lässt Eschentriebe absterben.
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Und was macht Ihnen Hoffnung?
Insgesamt sind die Bäume, die wir im Waldlabor angepflanzt haben, in den vergangene zehn Jahren mit dem Klimawandel gut zurecht gekommen. Sie wachsen in den trockenen Jahren weniger und auch in den Jahren danach sieht man noch Auswirkungen, aber sie sterben nicht ab. Und auch die heimischen Arten wie die Buche sind nicht komplett verloren. Die alten Bäume leiden zwar, aber wir haben auch eine gute Verjüngung. Und die Bäume, die am Standort nachwachsen, sind meist schon besser angepasst und reagieren weniger anfällig. Sie haben also dazugelernt.