Kölner WDR-Moderatorin„Es hat sofort Klick gemacht“ – Martina Eßer ist Traurednerin
Köln – Ständig neue Horrornachrichten über Kriege, Waldbrände, Hungersnöte und Überschwemmungen sind mitunter schwer zu verkraften. Als Zuschauerin, Leser oder Hörer kann man den Fernseher ausschalten, das Radio abdrehen, die Zeitung zur Seite legen oder eine Weile offline gehen, um sich abzugrenzen. Aber was ist mit denen, die diese Katastrophen zum Beispiel in Nachrichtensendungen öffentlich verkünden müssen?
So wie Martina Eßer, Moderatorin der Sendung „WDR aktuell“. Sie arbeitet seit Anfang der 1990er Jahre im Nachrichtengeschäft, unter anderem 13 Jahre an der Seite von Thomas Heyer für die Aktuelle Stunde. „Irgendwann läuft das Fass von negativen Meldungen über. Das macht etwas mit einem, das schüttelt man nach Dienstschluss nicht so einfach ab. Das habe ich jedenfalls bei mir so beobachtet. Daher habe ich schon länger nach etwas gesucht, um diese mentale und psychische Belastung ausgleichen zu können.“
Inspiration im Kölner Stadt-Anzeiger gefunden
Gefunden hat sie es am Frühstückstisch. In einem Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger, der nur gute Nachrichten enthielt. „Als ich im November 2018 den Bericht über den freien Trauredner Martin Fett und seine Agentur gelesen habe, hat es sofort Klick gemacht und ich wusste: Das ist es, das ist meins.“ Gedacht, gemacht. Nach der Lektüre meldete sie sich sofort bei Martin Fett für das nächste Seminar an und ließ sich selber zur freien Traurednerin ausbilden. Praktischerweise sitzt die Agentur „martinredet“ in Köln. Seit gut sechs Jahren lebt Martina Eßer mit ihrer Familie auch wieder in ihrer Heimatstadt, nachdem sie eine Weile im Ruhrgebiet wohnte.
Das Zertifikat mit offiziellem Siegel, das sie als ausgebildete „Hochzeitsrednerin“ ausweist, besitzt die WDR-Moderatorin seit Anfang 2019. Kurz danach hatte sie auch ihre ersten Einsätze als freie Traurednerin, dann bremste die Corona-Pandemie sie und die Heiratswilligen aus. „Viele Paare haben ihre Hochzeit verschoben, aber jetzt geht die Post ab“, freut sich die 62-Jährige. „Die Arbeit macht mich total glücklich. Ich lerne tolle, interessante Leute kennen, die mich ganz intensiv an ihrem Leben teilhaben lassen und mir ihre Wünsche, Empfindungen und auch Sorgen anvertrauen. Das geht nur auf der Basis von ganz viel Vertrauen und wenn es menschlich zwischen uns passt.“
Sechs Stunden Vorbereitung für eine Rede
Bevor Martina Eßer später die alles entscheidende Frage „Möchtest du ….?“ an die Brautleute stellt, vergehen Wochen, manchmal Monate. Die Vorbereitung auf den wichtigen Tag ist aufwändig. Kennenlernen, Traugespräch, intensive Kontaktpflege, ganz zum Schluss schreibt Eßer die Rede.
Ehe der letzte Punkt sitzt, vergehen bis zu sechs Stunden, mitunter mehr. „Der Text muss sehr sorgfältig komponiert sein. Da passen keine Sätze von der Stange. Die Paare sollen sich aufgehoben und verstanden fühlen. Jede Rede ist individuell. Es geht um Emotionen und positive, authentische Gefühle. Die Rede soll zur feierlichen Zeremonie passen, darf aber auf keinen Fall kitschig oder albern sein. Humorvoll natürlich schon.“
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Besonders gefreut hat sich Martina Eßer, als sich unlängst ein Paar meldete, bei dem sie 2019 als freie Traurednerin im Einsatz war. Die beiden waren mittlerweile Eltern geworden und wünschten sich für ihren Sohn ein besonderes Willkommensfest. „Das war großartig. Die Feier für den kleinen Fred war meine erste freie Taufe.“