Kölnerin schwer an Covid-19 erkrankt„Ich dachte, ich schaffe es vielleicht nicht“
- Eine Kölnerin (52) ist an Covid-19 erkrankt. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ schildert sie ihr Leben mit dem Virus.
Mehrere hundert Menschen sind in Köln bereits mit dem Coronavirus infiziert, bei vielen von ihnen ist die Krankheit Covid-19 ausgebrochen. (Hier lesen Sie, welche Symptome auf Covid-19 hindeuten können.) Eine der Erkrankten hat sich bei der Redaktion gemeldet, um von ihrem Leben in häuslicher Quarantäne und dem schweren Verlauf ihrer Krankheit zu erzählen. Sie möchte anonym bleiben. Wir nennen sie in diesem Text darum Frau Müller.
Frau Müller, wann haben Sie gespürt, dass Sie erkrankt sein könnten?
Ich bin seit Anfang März erkrankt. Fatal war aus meiner Sicht jedoch, dass in der Arztpraxis zunächst kein Test auf das Coronavirus gemacht wurde, weil ich nicht mit Bestimmtheit angeben konnte, vorher mit anderen Infizierten in Kontakt gewesen zu sein. Daher bin ich noch einige Tage mit der Diagnose Grippe/grippaler Infekt herumgelaufen. Zum Glück hatte ich dabei nicht mit vielen Menschen Kontakt. Nach wie vor weiß ich nicht, wann und wo genau ich mich angesteckt habe.
Direkt morgens wissen, was in Köln passiert
Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden!
Was bringt der Tag? Was kann ich in Köln unternehmen? Wo sollte ich essen gehen? Oder soll ich vielleicht doch lieber ein Rezept nachkochen? Wie ist die aktuelle Corona-Lage in der Stadt? Und welche Geschichten sollte ich auf keinen Fall verpassen?
All das liefern wir Ihnen in unserem Newsletter „Stadt mit K“ von Montag bis Freitag immer bis spätestens 7 Uhr bequem und kostenlos in ihr E-Mail-Postfach.
Als Newsletter-Abonnent erhalten Sie außerdem regelmäßig exklusive Informationen und können an interessanten Aktionen und Gewinnspielen teilnehmen.
Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden und über Köln auf dem Laufenden bleiben!
Wann hatten Sie Gewissheit, also ein positives Testergebnis?
Ein Test wurde gemacht, als sich die Symptome extrem verschlimmerten. Unglücklicherweise dauerte es anschließend noch eine ganze Woche, bis ein Ergebnis vorlag.
In dieser Zeit bestand also wiederum das Risiko, andere unwissentlich anzustecken?
Wir haben uns selbst schon frühzeitig eine häusliche Quarantäne verordnet. Mein Mann konnte Homeoffice machen und meinen Sohn haben wir nicht mehr zur Schule geschickt. Zum Glück haben wir den Luxus eines großen Hauses mit zwei Badezimmern.
Die Symptome der Krankheit können sich laut Experten individuell sehr unterschiedlich zeigen. Wie war es bei Ihnen?
Bei mir kann man schon von einem schweren Verlauf sprechen. Es ist ähnlich den Grippesymptomen mit Kopf- und Gliederschmerzen, trockenem Husten, einem hartnäckigen Schnupfen und Unwohlsein. Das ganze Programm, aber alles in extremer Form. Es kamen sogar noch Bauchweh und Durchfall hinzu. Ich konnte richtig spüren, dass mein Körper gegen etwas ankämpfte, was ihm unbekannt war.
„Das Gesundheitsamt erkundigte sich täglich“
Haben Sie Ängste verspürt?
Nach zwölf Tagen mit diesem schweren Verlauf hatte ich tatsächlich den Gedanken, es vielleicht nicht zu schaffen. Hier muss ich dem Gesundheitsamt mal ein Lob aussprechen. Nach meinem Eindruck geht man dort sehr kompetent mit der Situation um. Die erkundigten sich täglich und wären jederzeit bereit gewesen, mich – unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen – in ein Krankenhaus zu bringen. Ich war auch kurz davor, als die Atembeschwerden und die Luftnot immer heftiger wurden. So etwas hatte ich nie zuvor und ich würde mich auch sonst als fit und sportlich bezeichnen. Ich habe von der Hausarztpraxis ein Inhalationspräparat verschrieben bekommen, das die Beschwerden dann tatsächlich linderte. Inzwischen bin ich wieder auf dem Weg der Besserung. Aber rückblickend glaube ich schon, dass ein Krankenhausaufenthalt vielleicht besser gewesen wäre.
Würden Sie sagen, dass die Erkrankung Sie verändert hat. Also in dem Sinne, dass Sie bestimmte Sachen in Zukunft anders handhaben werden?
Ja, schon. Vor allem werde ich in Zukunft bei Erkältungssymptomen schneller zu Hause bleiben, um andere nicht zu gefährden. Es ist keine Schwäche, zu sagen: Ich bin krank, ich bleibe zu Hause.
Sie befinden sich in häuslicher Quarantäne. Was empfinden Sie beim Blick aus dem Fenster?
Ich kann die Menschen ja irgendwie verstehen, dass sie die Frühlingssonne genießen. Aber inzwischen sollte die Vernunft siegen. Eltern jugendlicher Kinder sollten verstärkt auf sie einwirken, damit sie sich eben nicht mehr in der Clique treffen.
Was würden Sie Nachbarn, Freunden und ihrer Familie raten? Wie sollen sie sich in der nächsten Zeit verhalten?
Ich bekomme ja mit, dass es Nachbarschaftsinitiativen gibt, um sich gegenseitig zu helfen. Das ist toll. Wir haben zum Beispiel auch Freunde, die für uns Sachen kaufen und vor die Tür stellen. Das geht also. Ich würde mir außerdem wünschen, dass die Menschen, wo es angeboten wird, Essen oder Artikel in den zurzeit geschlossenen Gaststätten und Geschäften im Viertel bestellen, damit diese wenigstens ein paar Einnahmen haben und die Zeit überstehen.