Berlin – Das Coronavirus breitet sich weiter aus, die Sorge wird größer. Weltweit und auch in Deutschland steigt die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Was tun die Behörden, um eine weitere Ausbreitung in Deutschland zu verhindern? Was kann jeder Einzelne nun unternehmen? Und was sollte ich tun, wenn ich entsprechende Symptome habe?
Wie wird das Coronavirus übertragen?
Das Virus ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Hauptsächlich geschieht dies durch die Tröpfcheninfektion. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sei davon auszugehen, „dass die Übertragung primär über Sekrete der Atemwege erfolgt.“ Also über Nase, Mund und Hals. Auch in Stuhlproben wurden Viren gefunden, ob sie sich über diesen Weg auch übertragen, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Heftigkeit der Symptome spielt bei der Ansteckung keine Rolle. Es sind auch Fälle bekannt, in denen sich Personen bei Infizierten ansteckten, die nur leichte oder unspezifische Symptome aufwiesen.
Die Übertragung erfolgt beispielsweise auch über die Hände. Gelangen infizierte Sekrete an sie und landen die Hände daraufhin im Gesicht, ist eine Übertragung auch auf diesem Wege möglich. Eine Ansteckung über kontaminierte Gegenstände gebe es aber eher nicht, sagt Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM).
Welche Symptome löst das Coronavirus aus?
Die Symptome ähneln oft denen einer Atemwegserkrankung. Dies sind zum Beispiel Husten, Schnupfen, Halskratzen oder eine Lungenentzündung. Auch Fieber kann ein Symptom sein. Eindeutig lässt sich das allerdings nicht sagen. Oft ist der Krankheitsverlauf eher leicht, teilweise zeigen Patienten überhaupt keine Symptome. Laut chinesischen Behörden ist dies in mehr als 80 Prozent der Fälle so. Nur etwa 14 Prozent erkranken wirklich schwer. Bei knapp fünf Prozent komme es zu lebensbedrohlichen Auswirkungen wie Atemstillstand, septischem Schock oder Multiorganversagen.
Wie lang ist die Inkubationszeit?
Die Inkubationszeit, also die Dauer zwischen Infektion und ersten Symptomen, beträgt zwei bis 14 Tage. Diese Extremwerte sind allerdings eher selten, oft dauert die Inkubationszeit eine knappe Woche.
Wie wird die Erkrankung festgestellt?
Nicht jeder, der Symptome aufweist, wird auf das Coronavirus getestet. Dies liegt daran, dass die Labore in Deutschland nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Kapazitäten für rund 12.000 Coronavirus-Tests pro Tag haben. Getestet werden aktuell also nur Personen, die Symptome aufweisen und innerhalb der vergangenen 14 Tage Kontakt zu einer infizierten Person hatten oder in einem Risikogebiet unterwegs waren.
Wie wird die Erkrankung behandelt? Gibt es einen Impfstoff?
Die Erkrankung Covid-19 selbst lässt sich nicht behandeln. Eine Therapie gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung. In Einzelfällen werden auch antivirale Medikamente getestet.
An einem Impfstoff arbeiten Forscher aktuell. Medienberichten zufolge soll in China ein erster Impfstoffkandidat ab Ende April 2020 in einer klinischen Studie getestet werden. Bereits einen Monat zuvor soll in den USA die erste klinische Testphase für ein Medikament starten. Dies sagte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek. Wann Medikament oder Impfstoff dann einsatzfähig wäre, steht allerdings noch in den Sternen. Ein Mittel könnte in einigen Monaten zur Verfügung stehen, ein Impfstoff allerdings erst im kommenden Jahr, so Cichutek Vor Ende dieses Jahres wird dies nicht passieren.
Wer sich aber gegen die Grippe impfen lässt, hilft dabei, das Gesundheitswesen zu entlasten. Und ältere Menschen können sich gegen Pneumokokken impfen lassen.
Wie groß ist die Gefahr in Deutschland?
Das Robert-Koch-Institut hält die Lage global für „eine sich sehr dynamisch entwickelnde und ernst zu nehmende Situation.“ In Deutschland schätzt es die Lage als mäßig gefährlich für die Bevölkerung ein.
Wie gut ist Deutschland vorbereitet?
Laut Spahn ist Deutschland gut vorbereitet. Zur Verhinderung der Ausbreitung dürfe man aber keine Maßnahmen ausschließen. Dies kann von Absagen von Großveranstaltungen über die temporäre Schließung von Schulen und Kindergärten bis hin zur Abriegelung ganzer Orte führen. Die Maßnahmen müssten aber stets „angemessen und verhältnismäßig“ sein. Auch die Krankenhäuser in Deutschland sehen sich gerüstet, einen Mangel an Isolierzimmern solle es nicht geben. „Ein Isolierzimmer kann fast jedes Krankenzimmer mit eigener Nasszelle sein“, sagte ein Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft der F.A.Z.
Wie sieht der konkrete Plan für Deutschland aus?
So lange es die Möglichkeit gibt, das Virus einzudämmen, liegt darauf der Schwerpunkt der Anstrengungen. Dafür muss zumindest beim Großteil der Infizierten bekannt sein, wo und bei wem sie sich angesteckt haben. Kontaktpersonen werden dann sofort isoliert. So soll eine Ausbreitungswelle verlangsamt werden. Diese Zwitgewinnung sei laut Robert-Koch-Institut wichtig, „um sich bestmöglich vorzubereiten und mehr über die Eigenschaften des Virus zu erfahren, Risikogruppen zu identifizieren, Schutzmaßnahmen für besonders gefährdete Gruppen vorzubereiten, Behandlungskapazitäten in Kliniken zu erhöhen, antivirale Medikamente und die Impfstoffentwicklung auszuloten.“ Kann die Ausbreitung nicht mehr aufgehalten und auf bereits bekannte Fälle zurückgeführt werden, wird die Konzentration schrittweise auf Schutzmaßnahmen, besonders für die Personen, die stark gefährdet sind, gelegt.
Wie kann ich mich schützen?
Die empfohlenen Maßnahmen sind im Grunde die gleichen wie in jeder Grippesaison. Konkret: Husten und Niesen sollte man in die Armbeuge und nicht in die Faust oder Handfläche. Hustet oder niest jemand anderes, hält man am besten einen bis zwei Meter Abstand, das gleiche gilt für infizierte Menschen. Dazu sollte man häufig und gründlich die Hände waschen, das Schütteln anderer Hände und Umarmungen eher vermeiden. Oberflächen, die viele menschen anfassen, sollten möglichst gemieden werden. Dazu zählen etwa Türklinken, Haltegriffe und Aufzugknöpfe. Auch das Durchlüften von Räumen und die Desinfektion von Oberflächen können helfen. Der banalste und wichtigste Hinweis ist allerdings, sich mit den Händen nicht ins Gesicht zu fassen.
Wen trifft das Virus besonders?
Menschen, die bereits Vorerkrankungen, ein generell schwaches oder geschwächtes Immunsystem aufweisen, sind besonders gefährdet, sich anzustecken. Auch das Alter spielt eine Rolle. Die Auswertung einer chinesischen Gesundheitsbehörde im Februar hat ergeben, dass sich vor allem Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren angesteckt hätten. Das Risiko, an der Viruserkrankung zu sterben, ist ab einem Alter von 80 Jahren besonders hoch. Bei dieser Gruppe liegt die aus den in China vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1000 Betroffenen.
Einen Unterschied beim Geschlecht gibt es zwar nicht bei der Infektion, wohl aber bei der Sterblichkeitsrate. Die ist bei Männern höher als bei Frauen. Unter den Erkrankten befinden sich auffällig wenige Kinder. Eine Erklärung dafür haben Forscher noch nicht. Vermutet wird, dass Kinder dem Virus im Alltag nicht so stark ausgesetzt sind wie Erwachsene und sich die Symptome nur geschwächt zeigen.
Eignen sich Atemmasken als Schutz?
Dass einfache Atemmasken einen guten Schutz vor dem Virus bieten, wird von Experten angezweifelt. Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003 hätten einige Studien für sogenannte FFP3-Masken einen schützenden Effekt nahelegen wollen, sagte Virusforscher Christian Drosten von der Charité in Berlin. „Das waren aber keine normalen Masken, wie man sie in Asien auf der Straße sieht oder bei uns im OP, sondern spezielle Feinpartikelmasken.“ Mit solchen Masken könne man im Alltag nicht lange herumlaufen. „Wogegen die normalen Masken schützen, ist vielleicht der häufige Griff an Mund und Nase – also die Schmierinfektion.“
Funktionieren können Masken aber durchaus, wenn sie von infizierten Menschen getragen werden. Das Risiko, andere anzustecken, kann so verringert werden.
Was kann ich tun, wenn ich glaube, dass ich mich angesteckt habe?
Auf keinen Fall sollten Risikopatienten die Praxis ihres Hausarztes aufsuchen. Die Gefahr, dort unwissende andere Patienten, Mitarbeiter oder den Arzt selbst anzustecken ist zu groß. Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte, sollte sich auch ohne Symptome an das Gesundheitsamt wenden. Auf der Website des Robert-Koch-Instituts kann man das jeweilig zuständige Amt herausfinden. Wer Symptome zeigt und eventuell in einem Ansteckungsgebiet gewesen ist, sollte den Arzt zunächst anrufen anstatt ihn aufzusuchen. Am Telefon kann die weitere Vorgehenswese besprochen werden, zudem kann sich die Praxis auf einen Besuch vorbereiten.
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Wie wird festgestellt, ob ich mich mit dem Virus infiziert habe?
Idealerweise wird je eine Probe aus den unteren und eine aus den oberen Atemwegen entnommen. Der Virus befindet sich etwa in den Partikeln, die der Husten ans Tageslicht befördert. Nach erfolgtem Transport in ein Labor dauert die Auswertung der Probe dann etwa fünf Stunden.
Wo gibt es aktuelle Infos?
Das Robert-Koch-Institut und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben Webseiten eingerichtet. Von der Weltgesundheitsorganisation WHO gibt es Tipps auf Englisch. Für Fragen hat auch die Krankenkasse Barmer eine kostenlose Hotline (0800/84 84 111) eingerichtet. Sie ist rund um die Uhr erreichbar. (mit dpa/rha/nal)