Viele Arbeiten des Kölner Künstlers befinden sich noch in Privatbesitz. Drei von ihnen hat Marco von Reeken nun der Stadt Köln geschenkt.
„Wichtige Ergänzung“Kölnisches Stadtmuseum erhält drei Porträtzeichnungen von Toni May
Die Stimmung in der Restaurationswerkstätte des Kölnischen Stadtmuseums ist gelöst an diesem Dienstagvormittag. Volker Hille, Leiter der Graphischen Sammlung, und die Restauratorin Stefanie Behrendt bewundern die technische Ausführung der drei Zeichnungen, die gerade offiziell in den Besitz des Museums übergegangen sind.
Pünktlich zum 110. Geburtstag des Kölner Malers Toni May erhielt das Museum drei neue Portraitzeichnungen des Künstlers. Die auf 1958 datierten Kinderporträts wurden dem Museum vor einigen Monaten von Immobilienmakler Marco von Reeken als Schenkung angeboten.
Die Werke liefern Einblick ins Lebensgefühl der 1950er Jahre
„Die Werke sind nicht nur eine wichtige Ergänzung unserer Sammlung“, erklärt Volker Hille, „sie können auch einen eindrucksvollen Einblick in das Lebensgefühl der Wirtschaftswunderjahre in Köln liefern.“ Anhand der Kleidungsstücke und Frisuren der porträtierten Kinder könne man die sehr bürgerliche Prägung dieser Jahre nachvollziehen.
„Besonders viel Spaß werden die Kinder beim Modellsitzen nicht gehabt haben“, sagt Marco von Reeken mit Blick auf die etwas verkniffenen Gesichter auf den Bildern. Er habe die Porträts vor vier Jahren von seinem Onkel geschenkt bekommen, der sie wiederum von einer befreundeten Familie erhalten hatte.
Viele der Bilder von Toni May befinden sich bis jetzt in Privatbesitz
Für die Werke von Toni May ist das eine sehr typische Geschichte. Viele seiner Zeichnungen waren Auftragsarbeiten betuchter Kölner Familien, die dann als Erbstücke weiter im Privatbesitz verblieben. Gerade weil so wenige seiner Bilder öffentlich einsehbar sind, sei es schön gewesen, diese drei Portraits nun der Stadt Köln zur Verfügung zu stellen, so von Reeken.
Toni May, der am 4. Dezember 1914 in der Kölner Südstadt geboren wurde, prägte lange Zeit die Kölner Kunstszene. Seine Ausbildung erhielt er an den Kölner Werkschulen und an der Kunstakademie Düsseldorf. In der Nachkriegszeit konnte er sich mit seinen Porträts über Wasser halten, die er damals noch gegen Naturalien eintauschte. Im Laufe seines Lebens schuf May, neben Porträts bekannter Persönlichkeiten wie Kardinal Meissner oder Willy Millowitsch, auch Bilder von Stadtansichten und dem Kölner Karneval.
Im Kölnischen Stadtmuseum müssten die drei Kinderporträts nun erstmal einen Restaurationsprozess durchlaufen, wie Stefanie Behrendt erklärt. Dazu gehöre, die Bilder aus dem Originalrahmen herauszulösen, Reste von Klebematerialien zu entfernen und den Zustand der Werke exakt zu erfassen. Das könne einige Wochen in Anspruch nehmen.
Wie es danach mit den Bildern weitergehe, könne man noch nicht genau sagen, erläutert Volker Wille. Die aktuellen Räume des Stadtmuseums seien zwar sehr schön, böten aber nicht genug Platz für Sonderausstellungen. Besucher des Museums müssten daher noch etwas warten, bis sie die neuen Porträts selbst in Augenschein nehmen können.