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Eröffnung im Frühjahr 2022Das Kölnische Stadtmuseum zieht ins Modehaus Sauer

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Das Kölnische Stadtmuseum zieht in das einstige Modehaus Sauer in der Minoritenstraße.

Köln – Die vergangenen vier Jahre waren für das Kölnische Stadtmuseum wahrlich nicht einfach. 2017 machte ein Wasserschaden das seit 1958 genutzte Zeughaus für die Dauerausstellung unbrauchbar. Und seit mehr als einem Jahr müssen die Sonderausstellungen coronabedingt immer wieder geschlossen bleiben. Die aktuelle Schau „Köln 1945. Alltag in Trümmern“ konnte seit Ende 2020 gerade mal drei Wochen besichtigt werden.

Der Umbau läuft

Doch nun schauen die Mitarbeiter optimistisch in die Zukunft. Bis das Stadtmuseum Ende dieses Jahrzehnts seine endgültige Heimat in der „Historischen Mitte“ am Roncalliplatz findet, kommt es übergangsweise im ehemaligen Modehaus Sauer an der Minoritenstraße unter. Derzeit wird die Immobilie umgebaut, im dritten Quartal 2021 soll die Übergabe an die Stadt erfolgen, bis im zweiten Quartal 2022 dann die ersten Besucher kommen dürfen – so jedenfalls der Plan. Der Umzug ist für den kommenden Herbst vorgesehen, es wird ein Großprojekt, denn allein die grafische Sammlung umfasst 170 000 Blätter.

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Stefan Lewejohann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Kölnischen Stadtmuseum. Er steht vor den neuen Räumlichkeiten des Museums, dem ehemaligen Modehaus Franz Sauer in der Kölner Altstadt.

Dass die Stadtgeschichte künftig ganz anders als bisher präsentiert werden soll, liegt einerseits an der weitaus kleineren, zerklüfteten Fläche des Ex-Modehauses, die Kurator Stefan Lewejohann als Herausforderung bezeichnet. Konnte sich die Dauerausstellung bisher auf 2000 Quadratmetern auf zwei Geschossen ausdehnen, stehen nun 750 Quadratmeter auf vier Geschossen zur Verfügung. „Man würde keinen Museums-Neubau so planen“, sagt Lewejohann. Auf viele Objekte müssten die Kölner in Zukunft verzichten, so etwa auf den Ford Taunus aus den 1960er Jahren oder den mehr als drei Meter großen „Kölschen Boor“, eine Nagel-Statue aus dem Ersten Weltkrieg.

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Hier entsteht ein Museum: Das Innere des einstigen Modehauses Sauer wird umgebaut. 

Museum setzt auf Emotionen und Digitalisierung

Andererseits sei die Erzählweise der 1984 konzipierten Dauerausstellung im Zeughaus ohnehin veraltet gewesen, sagt Lewejohann. Statt nüchterner Chronologie setzt das Museum künftig auf mehr gegenwartsbezogene Emotion, Digitalisierung und beispielhafte Geschichts-Darstellung. Im zentralen „Auftaktraum“ wird die Kölner Geschichte zunächst im Schnellverfahren abgehandelt.

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Das ehemalige Modehaus Sauer wird für den Einzug des Museums aufwendig saniert.

Daran schließen sich Themenräume mit eher gefühlsbetontem Ansatz an. Teilnehmer eines Workshops haben sich schon im vergangenen Jahr Gedanken zu Fragen wie „Wovor haben wir Angst?“ gemacht. Über ihre Objekte und Geschichten steigen die Besucher verschiedene Themenfelder ein, um danach anhand von Gemälden aus der Zeit der Pestepidemie oder einem Stück angebrannter Thorarolle aus der von den Nazis zerstörten Glockengassen-Synagoge zu erfahren: In Köln gab es schon immer Angst, nur eben anders als heute. Über die Gegenwart in die Vergangenheit eintauchen, heißt das künftige Motto.

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Offenes Forum geplant

„Der Umzug ist in erster Linie für uns die Möglichkeit, eine moderne, überraschende und kurzweilige Stadtgeschichte zu erzählen“, sagt Stefan Lewejohann. Dazu gehöre auch der „Open Space“, ein offenes Forum, in dem Vereine oder Künstler Ausstellungen zu aktuellen Problemen wie dem Klimawandel gestalten können. Die Gefahr, dass die Kölner das Übergangsdomizil geringschätzen könnten, sieht der 38-jährige Historiker nicht. Der kommende Standort werde sein Publikum finden, ist er sich sicher: „Ich glaube, die Kölnerinnen und Kölner freuen sich darauf.“