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Satirischer WochenrückblickDer Kölner Bürgersteig-Versteher

Lesezeit 2 Minuten
Kölns erster Fußverkehrsbeauftragter Nico Rathmann

Kölns erster Fußverkehrsbeauftragter Nico Rathmann ist ein Jahr im Amt.

Warum der Trend in Köln eindeutig dazu geht, die eigenen Füße als bevorzugtes Fortbewegungsmittel einzusetzen.

Wenn Nico Rathmann kommende Woche mal wieder zu Fuß durch Kölle geht, dürfen wir gespannt sein. Ein Jahr ist der städtische Fußverkehrsbeauftragte jetzt im Amt und hat das hoffentlich nicht wörtlich genommen, sondern sich vor allem auf der Straße herumgetrieben.

Wie viele Paar Schuhe er auf seinen Streifzügen durchgelatscht hat und wo das Pflaster besonders geschmeidig ist, dürfte bei seiner Analyse der Bedeutung des Fußverkehrs auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität nur eine untergeordnete Rolle spielen. Fest steht: Der Trend arbeitet auch ohne eigenes Zutun für ihn.

Allein die Nachrichten dieser Woche sprechen für sich. Sollten die Fahrpreise für Bahnen und Busse im kommenden Jahr wie vom Verkehrsverbund befürchtet tatsächlich um 20 Prozent steigen, werden die Pendler sich wie die Maulwürfe aus dem U-Bahnschacht nach oben auf die Bürgersteige drücken und Stadtviertel entdecken, die sie zuvor noch nie gesehen haben. Ein Einzelticket für 3,80 Euro. Das sind locker zwei Kugeln Eis in der Waffel.

Doch selbst wenn das nicht eintritt, dürfte jeder Stadtbahn-Doppelzug der KVB, der wegen der Erkrankung des Fahrers oder aus sonstigen Gründen ausfällt, rund 200 potenzielle Neu-Fußgänger produzieren. Aufs Fahrrad umsteigen, lohnt sich ja kaum noch, weil die knapp zehn Millionen Radfahrer, die an den 18 Dauerzählstellen in Köln im ersten Halbjahr gezählt wurden, an den Kreuzungen auch schon im Zweiradstau stehen und neidisch auf die zu Fuß Gehenden blicken, die sie auf dem Gehsteig locker überholen.

Dass die Stadt zumindest vorläufig die mehr als tausendprozentige Erhöhung des Anwohnerparkens auf bis zu 390 Euro im Jahr gestoppt hat, dürfte einen zusätzlichen Effekt haben. Weil alle Autofahrer ahnen, dass dieser Zustand nicht lange anhalten dürfte, wird es ein Genuss sein, die Karre für 30 Euro im Monat am Straßenrand so lange wie möglich stehenzulassen, bevor man sich das nicht mehr leisten kann. Mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig. Herr Rathmann wird das tolerieren, weiß er doch, dass die Zeit für ihn arbeitet.