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Premiere der „Kölsche Weihnacht 2019“Ein Abend zwischen Frieden und Fiasko

Lesezeit 3 Minuten
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Roland Kulik, Nadine Weyers, Gerd Köster und Hansgeorg Fuhrmann (vorne v.l.) bei der Premiere

Köln – Auf den Tag drei Jahre bis zum WM-Eröffnungsspiel 2022 in Katar, immerhin fast fünf Wochen bis Weihnachten, da ist im Eltzhof in Porz-Wahn Premiere für die „Kölsche Weihnacht 2019“. Mancher mag das für furchtbar halten, aber es geht. Sogar sehr gut, denn das Konzept der Erfinder Roland Kulik und Hansgeorg Fuhrmann – Mundart trifft auf handgemachte Musik – funktioniert auch im 23. Jahr. Das spielfreudige Ensemble lotet das Thema Advent und Weihnacht drei Stunden lang mit immer wieder überraschenden Noten aus: zwischen Frieden und Fiasko, Ahnungslosigkeit und Anarchie, mal heiter, mal traurig, aber immer mit Herz.

Und allein die hohe Vorlesekunst eines Gerd Köster, der in diesem Bereich deutschlandweit keinen Vergleich scheuen muss, ist den Eintritt wert: „Wenn Jlocke verzälle“, einem originell-witzigen Text von Hans Baumann (Köster: „Isch weiß nit, wat dä jerauch hät beim Schrieve…“), schenkt er nicht nur zahllose Stimmen, er haucht ihm auch Rhythmus und Melodie ein – ein Gedicht. Infernalisch endet dagegen seine Heiligabendgeschichte vom rotierenden „Chressbaumständer“.

Lust am Chaos

Sehr lustig auch der von Kulik geschriebene und vorgetragene Brief eines „Vürrrjebirrrgsbuurrre“, der anhand der scheinbar verschwundenen Priestermütze einen Gottesdienst verbal in seine Einzelteile zerlegt. Die Lust am Chaos treibt auch Charly Plücktun um, der den „Ossis“ mal zeigen will, wie ein Dresdner Stollen im Rheinland geht. Natürlich endet auch das, nach dem Motto „Viel hilft viel“, in einem hefegetriebenen Inferno.

Fürs musikalische Scheitern zuständig ist wie im letzten Jahr „de Bloßkapell der Feuerwehr Wahn, Wahnheide, Ensen und Libur“, denn „die bloose jähn, die bloose överall“ – ein ohrenbetäubender Spaß, der NRW ausnahmsweise mal eint: Spaßmannszüge dieser Couleur gibt es nämlich im Rheinland wie in Westfalen. Das Scheitern findet allerdings auf höchstem Niveau statt, denn was die Musik wirklich kann, hört man den Rest des Abends: egal, ob das Prometheus-Quartett (Streicher), die noch namenlose Bläsertruppe (Vorschläge erwünscht), Gitarrist Frank Hocker oder Tastenspieler Pete Haaser – alles nur vom Feinsten.

Und in ständig wechselndem Gewand: Weihnachtslieder als Brass-Jazz, Krätzjer wie das höchst amüsante „Ööcher Print“ von Fuhrmann & Kulik, eine groovend-soulige „Wohltaat“ (nach „Soulcake“ von Sting), ein opernhaftes „Grünjold is ming Hätzfärv“ (nach „Greensleeves“ gesungen von Aglaja Camphausen), das „in der Wortwahl teilweise subromantische »Weihnachtsmärche us Kölle«“ von Köster. Und dann ist da noch die stimmgewaltige Nadine Weyers, die sonst bei den Beer Bitches singt: Sie begeistert etwa bei „Ejal, wat es kos“, „Stille Naach“ oder „Am Himmel de Stäne“mit sentimentalen Tönen.

Es gibt noch Karten für einige Termine im Eltzhof, im Tanzbrunnen und in Troisdorf unter Tel. 02203/599480 oder online.