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Kommentar zu „Blabla“ an DamenkloPlumper Witz – Leben ist zu kurz für so ein Theater

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Die Toilettentüren im Brauhaus 

Köln – Da ist sie, die nächste Toiletten-Gender-Debatte. Schon der reichlich unlustige Witz einer fast in Vergessenheit geratenen Annegret Kramp-Karrenbauer über eine Toilette für das „Dritte Geschlecht“ war müßig. Nun ist auch das kölsche Repertoire um eine WC-Anekdote reicher: Das Traditionsbrauhaus „Em Kölsche Boor“ am Eigelstein erweitert bei der Ausweisung der Toiletten sein Damen- bzw. Herren-Piktogramm um folgendes: „Bla“ steht an der Tür des Männerklos, viele „Blas“ beim Damenklo.

Brauhaus Em Kölsche Boor: Kritik von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Köln

Von städtischer Seite gab es prompt eine Rüge. Die Gleichstellungsbeauftragte findet es „diskriminierend“ in beide Richtungen: Es gäbe keine wissenschaftliche Evidenz, dass Frauen mehr reden als Männer und diese hätten meist auch mehr zu sagen als nur „bla“.

Es sei bloß ein weiteres Klischee, platt und gestrig. In der Tat: Herzergreifende Lacher löst der WC-Gag wahrlich nicht aus. Aber er bleibt einzig das: ein Kleinstgewicht in der Debatte der Ungleichheit, ein randständiges Phänomen, im Hintereck eines Lokals. Wer Ungleichheit beklagt, sollte seinen Eifer lieber auf die Strukturen richten, denn hier liegen die Dinge eher im Argen, Stichwort Gender Pay-Gap. Oder Teilzeitfalle: Mütter haben es hierzulande häufig immer noch schwer, ordentlich für ihr Alter vorzusorgen.

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Symbolpolitische Repräsentationen können die Ungleichheit auch nicht richten

Es gibt einen dringenden Nachholbedarf, Eltern- und Teilzeit auch für Männer attraktiver zu machen. Symbolpolitisch motivierte Repräsentationen an der Tür, hinter der man sich erleichtert, werden es hingegen leider nicht richten; und auf plumpe Witze reagiert man schon aus aufmerksamkeitsökonomischen Gründen noch immer am besten mit einem schlichten: „Das ist mir zu blöd.“ Bleibt festzuhalten: Es ist nicht so, dass das mariobarthverdächtige Schild besonders geistreich wäre.

Aber ebenso ermüdend ist die Bereitschaft, jeden vielleicht verunglückten Witz zum Skandal zu erheben und es zum Gegenstand einer angestrengten öffentlichen Debatte zu machen. In einer unendlichen Zeit würde sich die Frage vielleicht anders stellen, jedoch – unser Leben ist kurz, vita brevis, und jedenfalls zu kurz für ein solches Theater.